Zurückgeküsst (German Edition)
Herbst in der Carnegie Hall gesungen. Hier.“ Und wie jeder gute Vater zog er seine Brieftasche hervor und zeigte mir ein Foto. „Das ist vom Highschoolabschluss.“
Sie war sehr hübsch … blaue Augen, glattes blondes Haar, ein gewinnendes, natürliches Lächeln. „Hübsch“, sagte ich aufrichtig. Ich streichelte Coco, um Beistand zu haben, aber sie hob ihr Gesicht nicht aus Nicks Armbeuge. Verräterin!
„Danke. Auch wenn ich nichts damit zu tun hatte.“ Er steckte die Brieftasche wieder weg.
Mein Herz fühlte sich ein wenig … wund an. Nicht, so versicherte ich mir, weil Nick noch einmal geheiratet hatte (obwohl er es mir durchaus irgendwann zwischendurch einmal hätte sagen können, oder?). Nein, sondern weil irgendwo da draußen ein Kind war (nun gut, ein fast schon erwachsenes Kind), das ihn liebte, ganz zu schweigen von der Mutter, die er früher einmal geliebt hatte und es vielleicht immer noch tat, aber ganz bestimmt nicht hasste.
Doch ich würde nichts sagen. Nein, lieber biss ich mir auf die Zunge. „Also, du und deine Exfrau … Jane, sagtest du, ja?“ Hach, mein eiserner Wille! Mein Exmann nickte und lächelte kaum merklich, was ich wie einen giftigen Pfeil im Hals spürte. „Ihr trefft euch und geht zu Isabels Konzerten und sonntags zum Brunchen und so etwas?“
„Jep.“
Wir hörten nichts als den Regen. Die Fenster waren beschlagen und schirmten uns von der Außenwelt ab. Ich zog mit dem Finger die Spur eines geschmolzenen Hagelkorns an der Scheibe nach. „Also, Nick“, sagte ich schließlich.
„Ja, Harper?“ Er musste etwas gespürt haben, denn er drehte sich zu mir und sah mich ernst an.
Ich legte meine Hände aufs Lenkrad, auf zehn und zwei Uhr, und sah fest geradeaus. „Eine Sache will mir einfach nicht aus dem Kopf.“
„Und die wäre?“
„Dein Vater war als Vater eine Niete, aber du kümmerst dich um ihn, holst ihn in deine Nähe und besuchst ihn regelmäßig, obwohl er dir so viel Leid zugefügt hat.“ Ich sah ihn an. Sein Lächeln war verflogen. „Dein blöder Stiefbruder hat alles in seiner Macht Stehende getan, um dir das Leben zu vermiesen, aber du hast ihm auf der Hochzeit die Hand geschüttelt und warst nett zu ihm.“
Jetzt runzelte er die Stirn.
„Du und Jane habt euch auseinandergelebt“, fuhr ich leisefort, „woraus ich schließe, dass sie sich in einen anderen verliebt und möglicherweise eine Affäre gehabt hat.“ Ich hielt inne und sah wieder nach vorn. „Aber ihr seid immer noch Freunde, du triffst sie, du liebst ihre Tochter.“
„Worauf willst du hinaus, Harper?“, fragte er gepresst.
Ich schluckte. Als ich weitersprach, war meine Stimme kaum zu hören. „Ich frage mich einfach, warum du allen anderen vergeben kannst, nur mir nicht.“
Der Regen prasselte noch immer auf die Scheiben. Ich sah zu Nick. Er schaute Coco an, die Hand noch immer auf ihrem Rücken. Die Spannung, die schon länger in der Luft gelegen hatte, war kaum noch zu ertragen. Bitte, Nick, dachte ich. Sag’s mir.
Er sah mich nicht an. „Ich weiß es nicht, Harper“, erklärte er leise, und ich wusste, dass er log. Auf einmal schnürte es mir die Kehle zu.
Manchmal lag die Vergangenheit zu weit entfernt, um sie wieder hervorzuholen, und manche Dinge ließ man besser ruhen. Das wusste ich. Oh ja, nur zu gut.
In dem plötzlichen Drang, etwas zu tun, drehte ich den Zündschlüssel – die Batterie funktionierte noch, auch wenn der Motor sich weiterhin nicht rührte – und schaltete die Heizung ein. Die Fenster wurden wieder klar. Der Regen ließ langsam nach, und ein goldener Streifen Sonnenlicht schimmerte durch die Wolken. Coco hob den Kopf und gähnte. „Ich schätze, ich sollte mal nachsehen“, sagte Nick.
„Tja, das schätze ich auch“, gab ich ihm recht. „Nicht, dass du irgendeine Ahnung hättest!“
Nick grinste und stieg aus. Ich folgte ihm.
Die Luft nach dem Gewitter war klar und süß, und falls irgendetwas von dem Reh am Wagen hängen geblieben war, so war es jetzt zum Glück sicher weggewaschen. Ich ging auf Nicks Seite, wo er bereits auf dem Boden lag und unter das Auto blickte. Coco leckte ihm das Knie.
„Siehst du was?“, erkundigte ich mich.
„Metall. Reifen. Ein Schlauch, aus dem etwas raustropft. Oh, und hier … ein Souvenir!“ Er rüttelte an etwas und strecktedann seinen Arm vor. Ich sprang einen Meter zurück und schrie.
„Nick! Das ist eklig!“ Es war ein Stück vom Geweih des Rehbocks.
„Du willst es nicht haben?“, fragte
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