Zurückgeküsst (German Edition)
wie früher. Selbstsicherund besitzergreifend. Als würde ich ihm gehören.
Ich schluckte und sog rasch einen Schwung kühler Nachtluft ein. Die Band war zu einem weiteren süßlich-melancholischen Lied übergegangen: „I’m Not Supposed to Love You Anymore“. Ich darf dich nicht mehr lieben. Na, wenn das kein Wink des Schicksals war!
Ich trat einen Schritt zurück. „Das war schön, Nick. Danke“, sagte ich, vielleicht einen Tick zu laut. „Ich gehe mal Coco suchen.“ Und um mir die Gelegenheit zu nehmen, etwas Dummes zu tun, machte ich mich aus dem Staub, um meinen Hund und wieder etwas Seelenfrieden zu finden.
Deacon McCabes Haus war klein und einstöckig und stand mitten auf freier Fläche. Gut, es gab ein paar Bäume um das Haus, die der Sturm am Nachmittag jedoch beträchtlich entlaubt hatte. Margie hatte recht gehabt – es war kalt geworden, und der Wind strich ums Haus und schüttelte auch die kleinen Büsche durch, die vor der Haustür kauerten. Ich nahm Coco hoch und gab ihr einen Kuss auf den Kopf. Was sie wohl von unserer seltsamen kleinen Reise hielt?
Das Wohnzimmer war rustikal mit Kiefernholzpaneel verkleidet, und an den Wänden hingen ein paar Elchköpfe, die Coco eindrucksvoll anknurrte. Orangefarbener Flokatiteppich und ein Ofen, der, gemessen an der Kälte, schon vor einiger Zeit ausgegangen sein musste. Ein Mops kam hereingetrottet, um sein Herrchen zu begrüßen, und Deacon beugte sich zu ihm hinunter. „Lilly, das hier ist Coco mit ihrem Frauchen und Herrchen“, sagte er und hob das knuffige kleine Hundepaket hoch. Lilly gab keuchende und schniefende Geräusche von sich, und Coco sah mich mit ihrem Chihuahua-Blick an, der besagte: Muss ich mich wirklich von diesem Ding besabbern lassen? Dann erlaubte sie Lilly aber doch, sie abzuschlecken, was den Mops sichtlich erfreute.
„Die Frau liegt bestimmt schon im Bett“, sagte Deacon. „Es tut ihr leid, dass sie Sie heute nicht mehr begrüßen kann, aber ihr Rheuma macht ihr schwer zu schaffen, deswegen musste sieauch das Fest ausfallen lassen. Schade. Aber sie freut sich schon auf morgen früh. Und wenn es Ihnen nichts ausmacht, würde ich Ihnen jetzt gern zeigen, wo alles ist, und mich selbst aufs Ohr hauen.“
„Nein, ist schon in Ordnung“, beteuerte ich.
„Wir sind auch ganz geschafft“, sagte Nick und sah mich an. Es war halb zehn.
„Ich bringe Sie morgen früh dann in die Stadt, bis dahin müsste Lars alles fertig haben.“ Er führte uns einen schmalen Flur entlang und schaltete in einem Zimmer das Licht an. Ich fuhr spontan zurück, und Nick hinter mir gab einen erstickten Laut von sich.
Im Zimmer standen ein Doppelbett, ein kleiner Schreibtisch und … hm … na ja …
„Die Frau ist sehr gläubig“, erklärte Deacon. „Dieses Zimmer ist ihr … äh … eigenes, besonderes Zimmer. Tut mir leid, wenn es ein bisschen kalt ist.“
„Nein, das passt schon“, erwiderte Nick bemüht gelassen. Es war tatsächlich eiskalt da drin.
„Es ist wirklich sehr nett von Ihnen und Ihrer Frau, uns aufzunehmen“, fügte ich hinzu. Was natürlich stimmte.
„Ja, wir sind Ihnen sehr dankbar“, sagte auch Nick und riss sich von dem seltsamen Anblick los. „Wir hoffen, es macht Ihnen nicht zu viele Umstände.“
„Oh nein, überhaupt nicht. Tja, dann … Saubere Handtücher sind im Badezimmer“, erklärte Deacon. „Wenn Sie noch etwas brauchen, sagen Sie einfach Bescheid, ja?“ Er holte tief Luft, betrachtete das Zimmer, als sähe er es zum ersten Mal, und schüttelte den Kopf. „Also, gute Nacht zusammen.“
Er schloss die Tür, und Nick und ich … nun, wir ließen es erst einmal auf uns wirken.
Bilder … Dutzende Bilder eines blonden, blauäugigen Jesus hingen an den Wänden, und dieser Jesus hatte eine auffallende Ähnlichkeit mit Brad Pitt in „Legenden der Leidenschaft“. Amen!
„Ist es denn verboten, den Herrn attraktiv zu finden?“, fragteich, und Nick lachte leise. Ich drehte mich einmal um mich selbst und sah … noch mehr Jesus-Abbilder. Wow! Und es waren nicht nur Bilder, sondern auch … herrje! In der kleine Ecke, in der Kerzen auf einem niedrigen Tisch standen, hing das bisher größte Kreuz, das ich je außerhalb einer Kirche gesehen hatte.
„Glaubst du, sie wollen uns kreuzigen?“, flüsterte Nick. Er stellte unsere Koffer ab. „Ich meine, was wissen wir schon von den Leuten?“
Es gab nur das schmale Doppelbett, in dem wir es uns, wären wir tatsächlich verheiratet gewesen, sicher sehr
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