Zurückgeküsst (German Edition)
schaffen.“
„Aber du hast mich verlassen, Nick“, flüsterte ich erstickt. „In jener Nacht. Du hast deine Sachen gepackt und bist gegangen.“
„Ich musste mich beruhigen und einen klaren Kopf bekommen, Harper. Ich wollte für ein paar Tage bei einem Freundbleiben. Niemals hätte ich die Scheidung verlangt. Das weißt du. Aber du … du bist am nächsten Tag zum Anwalt gegangen. Direkt am nächsten Tag.“
Zum ersten Mal seit langer, langer Zeit hatte ich das Gefühl, gleich weinen zu müssen. Aber stattdessen nickte ich nur leicht. Coco musste gespürt haben, dass es ihrem Frauchen nicht gut ging, denn sie sprang aufs Bett und kuschelte sich an meine Beine.
„Darf ich dich noch etwas fragen?“ Nicks Stimme war ganz sanft und furchtbar freundlich.
„Ja, natürlich“, flüsterte ich.
„Als ich dich um deine Hand bat, Harper … Warum hast du Ja gesagt?“
Oh Gott. Das war kein Aufreißen alter Wunden. Das war eine Knochenmarkstransplantation! „Nick …“ Meine Stimme zitterte, und ich hielt inne.
„Dass du mich geliebt hast, weiß ich“, sagte er und sah mir in die Augen. „Aber du wolltest nicht heiraten, das wurde mir im Nachhinein klar. Also, warum hast du Ja gesagt?“
„Ich konnte nicht Nein sagen“, entfuhr es mir. „Ich wollte dich nicht … verletzen.“
„Es hat mich verletzt, dass du dich hast scheiden lassen“, erwiderte er.
„Ich weiß! Ich weiß das.“ Ich senkte erneut die Stimme, damit die McCabes nicht aufwachten. „Und du hast recht. Ich wusste, dass es nur eine Frage der Zeit wäre, bis wir scheitern, aber ich wusste nicht, wie ich Nein sagen und dich trotzdem behalten könnte, also … spielte ich einfach mit.“
Er sah einen Moment lang zur Decke. Fuhr sich mit der Hand durchs Haar und zerzauste es. Dann sah er mich wieder an. Sein Blick war traurig. Sehr traurig. „Okay. Danke.“
„Wofür?“
„Dass du mir die Wahrheit gesagt hast.“
Darauf gab es nichts mehr zu erwidern.
Diese kleine, harte Wahrheit war so unsäglich traurig. Die Liebe hatte nicht gereicht, uns zu retten, und auch wenn mirdieser Gedanke nicht neu war, erschien mir die Welt plötzlich schrecklich groß und leer.
Langsam und vorsichtig drehte ich mich wieder auf die Seite. Nick legte den Arm um mich, und ich spürte seinen Atem im Nacken. Coco seufzte.
Ich lag da und beobachtete die blauen Ziffern auf der Digitaluhr, während das Mondlicht durchs Zimmer wanderte. Irgendwann atmete Nick langsamer und tiefer, und seine Hand zuckte als Zeichen, dass er endlich eingeschlafen war.
Ich aber blieb lange, lange wach und wollte gar nicht schlafen, weil dies die letzte gemeinsame Nacht mit Nick sein würde.
15. KAPITEL
A ls ich am nächsten Morgen aufwachte, lag ich allein im Bett – nicht einmal Coco leistete mir mehr Gesellschaft. Ich hörte Nicks Stimme im Flur, und eine Frau antwortete – Mrs McCabe, wie ich vermutete. Einen Moment lang saß ich nur da, starrte auf Nicks Kissen und empfand ein fremdartiges Gefühl des Verlusts.
Zeit, in die Gänge zu kommen. In ein paar Stunden wäre ich auf dem Weg zurück nach Hause, zurück zu meiner Arbeit, zu meiner Insel. Ich rief meine Handymitteilungen ab, tippte ein paar SMS, tapste ins Badezimmer, um mich zu waschen, und zog mich an. Nick saß frisch geduscht und rasiert in der Küche mit Mrs McCabe.
„Guten Morgen, Schatz“, sagte er lächelnd und ließ mich damit wissen, dass wir … na ja, dass alles … gut war. Zwischen uns war alles in Ordnung – oder zumindest so weit in Ordnung, wie es sein konnte. Er stellte mich Mrs McCabe vor, einer attraktiven Frau mit Blaustich im weißen Haar.
„Ruth und ich sprachen gerade über Namen für Kinder“, sagte Nick. „Sie und ich haben beide ein Faible fürs Alte Testament.“
„Oh, Zophar fand ich auch schon immer gut“, sagte ich. Tröster des Hiob, sechs Buchstaben. Ich liebte Kreuzworträtsel.
„Ja, Schatz, und du weißt, dass ich den Namen Jabal liebe“, sagte Nick. Ah, da kam der ehemalige Messdiener durch.
„Als Kompromiss können wir uns ja immer noch bei Esau treffen“, erwiderte ich grinsend. Jakobs Zwillingsbruder, Sohn des Isaak und der Rebekka.
„Oder Nebukadnezar“, gab er zurück.
„Oh ja, den finde ich auch toll.“
„Sie müssen aber bedenken, wie das bei den anderen Kindern ankommt“, riet uns Mrs McCabe und runzelte die Stirn. „David oder Jesse sind doch auch in Ordnung, oder? Harper, Liebes, nehmen Sie sich etwas Kuchen.“
Wir aßen ein wunderbares
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