Zurückgeküsst (German Edition)
gemütlich gemacht hätten. Ich setzte Coco ab, und sie sprang nach alter Gewohnheit sofort auf eines der Kopfkissen, rollte sich zusammen und beachtete uns nicht weiter.
Dann, als könnte er meine Gedanken lesen, sagte Nick: „Du kannst das Bett haben. Ich schlafe … auf … äh, dem Altar?“ Ich unterdrückte ein Lachen, und Nick grinste.
Der Bann war gebrochen, ich fasste mich wieder. „Ich gehe mal Zähne putzen. Bin gleich zurück.“
Im Bad starrte ich auf mein Spiegelbild. Die letzten Tage waren nicht spurlos an mir vorübergegangen – ich hatte schon lange nicht mehr richtig geschlafen und würde es diese Nacht sicher auch nicht tun. Unter meinen Augen lagen dunkle Schatten, und mein Haar wirkte zottelig. Gut. Das Letzte, was ich jetzt wollte, war, in irgendeiner Weise attraktiv auszusehen.
Natürlich – in Filmen war dies immer die Situation, in der der Held und die Heldin wieder zusammenkamen … wenn sie in irgendeinem kleinen Motel oder sonst wo zusammen feststeckten. Aber Nick und ich würden nicht wieder zueinanderfinden. „Du und Nick – ihr kommt nicht wieder zusammen“, flüsterte ich meinem Spiegelbild zu, damit ich es ja nicht vergaß. Denn … ja, Nick löste komische Gefühle in mir aus, verdammt! Es hatte mal eine Zeit gegeben, da hatte es mich schon erregt, wenn ich ihn den Müll ausleeren sah. Im Ernst.
Gnadenlos schrubbte ich mir das Gesicht, putzte mir die Zähne und zog meine Schlafanzughose an: leuchtend gelb mit lachenden Affengesichtern darauf. Glücklicherweise also absolutunsexy. Ein übergroßes Red-Sox-Sweatshirt (mein Weihnachtsgeschenk von Dennis) komplettierte den „Fass mich nicht an“-Look, der für diese Nacht als Keuschheitsgürtelersatz herhalten musste.
Nick stand schon im Flur, als ich fertig war, die Zahnbürste in der Hand, und wir machten diesen komischen „Schritt nach rechts – Schritt nach links“-Tanz, bis er mich mit seinen warmen, starken Händen an den Schultern packte und festhielt, während er an mir vorbeiging. In mir kribbelte es, und ich hörte, wie er im Bad verschwand.
Reiß dich zusammen, Harper, ermahnte ich mich und starrte auf die verschlossene Badezimmertür. Ob er sich wohl rasierte? Wenn ja, wäre es um mich geschehen, denn … mal ehrlich! Nichts war ja wohl so sexy wie ein Mann, der sich rasierte, oder? Putzte er sich die Zähne? Gut, wenn es nach mir ging, hätte er wohl auch über der Toilette hängen und sich übergeben können, und ich hätte ihn trotzdem sexy gefunden …
„Das ist erbärmlich“, murmelte ich und schüttelte den Kopf über meine eigene Unvernunft.
Im Schlafzimmer kroch ich unter dem Abbild von Jesu ins Bett, hob Coco hoch und erntete einen „Bitte schlag mich nicht“-Blick. „Wärm mir die Füße, Hund“, flüsterte ich und setzte sie wieder ab. „Es ist eiskalt.“ Dann zog ich mir die Decke bis unters Kinn. Das Bett war bequem, aber eisig. Ich hatte es schon immer gehasst, in ein eiskaltes Bett zu steigen, weil ich dort unwillkürlich bibberte und zitterte. Ich wartete also darauf, dass mir warm wurde. Coco, die offenbar beschlossen hatte, dass sie nicht der fußwärmende Typ war, verzog sich ans andere Ende des Bettes. Treulose Tomate!
Es war sehr still hier draußen am Stadtrand, in weiter Prärie. Man hörte nur den Wind wehen, und der Zweig eines Baumes tippte fast schon regelmäßig gegen die Fensterscheibe. In meinem Kokon rochen die Laken herrlich frisch und sauber – sie waren zweifellos draußen auf der Wäscheleine getrocknet –, aber es beruhigte mich trotzdem nicht so, wie es das normalerweise tat. Ich hatte rasendes Herzklopfen.
Eine Minute später kam Nick zurück ins Zimmer, und ich schloss feige die Augen, um ihn nicht zu sehen. Dann öffnete ich sie doch. Er trug eine schlichte grüne Pyjamahose und ein ausgeblichenes Yankees-T-Shirt, Gott sei Dank.
Als wir verheiratet waren, hatte er immer nackt geschlafen. Und ich hatte immer eines seiner Hemden getragen, das er mir immer gern ausgezogen hatte. Und ich hatte es immer sehr gern gehabt, von ihm ausgezogen zu werden.
Solcherlei Gedankengänge führen mit Sicherheit in die Katastrophe, schalt ich mich selbst. Ich schluckte und versuchte, mich mit Betrachtung eines Bildes von Brad Pitt im Garten Gethsemane von den Gedanken an Nick und mich in den guten alten Tagen abzulenken.
Nick seufzte, fuhr sich mit der Hand durchs Haar und ging auf die andere Bettseite. Er nahm sich das zweite Kissen, öffnete den Wandschrank, holte
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