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Zusammen ist man weniger allein

Zusammen ist man weniger allein

Titel: Zusammen ist man weniger allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Gavalda
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Pavarotti bei seinen Stimmübungen.«
    »Omi. Was ist das?«
    Sie schlief.
    »Camille. Was ist das?«
    »Zwei Pinguine, die die Stille stören.«
    »Sehr gut. Wenn das so ist … Komm, Philou, wir gehen angeln.«
    »Ah? Äh. Es ist nur. Ich bin nicht sonderlich begabt, ich … ich … bei mir verheddert sich immer a… alles.«
    Franck lachte.
    »Komm, Philou, komm schon. Erzähl mir von deiner Geliebten, dann zeig ich dir, wo die Rolle ist.«
    Philibert sah Camille mit großen Augen an.
    »He! Ich hab nichts gesagt!« verteidigte sie sich.
    »Nein, nein, sie war es nicht. Das war mein kleiner Finger.«
     
    Wie zwei Comicfiguren – der große Croquignol mit seiner Fliege und seinem Monokel und der kleine Filouchard mit seiner Piratenbinde – entfernten sie sich Arm in Arm.
    »Sag mal, mein Junge, sag deinem Onkel Franck, was für einen Köder du nimmst. Der Köder ist wichtig, weißt du? Die Viecher sind nämlich nicht blöd. Nein, nein. Die sind überhaupt nicht blöd.«
     
    Als Paulette erwachte, drehten sie mit dem Handkarren eine Runde ums Dorf, dann steckte Camille sie in die Badewanne, damit sie sich aufwärmte.
    Sie biß sich auf die Wangen.
    Das war alles nicht sehr begreiflich.
    Schweigen wir dazu.
     
    Philibert machte Feuer, und Franck bereitete das Abendessen zu.
    Paulette legte sich früh schlafen, und Camille zeichnete die beiden beim Schachspiel.
    »Camille?«
    »Mmm.«
    »Warum malst du eigentlich ständig?«
    »Weil ich nichts anderes kann.«
    »Und jetzt? Wen machst du gerade?«
    »Den Bauer und den König.«
     
    Sie kamen überein, daß die Jungen auf dem Sofa schlafen sollten und Camille in Francks kleinem Bett.
     
    »Ah«, gab Philibert zu Bedenken, »wäre es nicht besser, Camille nähme, hm, das große Bett, hm.«
    Sie lächelten ihm zu.
    »Gewiß bin ich kurzsichtig, aber doch nicht in dem Maße.«
    »Nein, nein«, erwiderte Franck. »Sie geht in mein Zimmer. Wir halten es wie deine Cousins. Nicht vor der Hochzeit.«
     
    Er wollte nämlich mit ihr im Bett seiner Kindheit schlafen. Unter seinen Fußballpostern und den Motocross-Pokalen. Es würde nicht sehr bequem sein und auch nicht sehr romantisch, aber es wäre der Beweis dafür, daß das Leben trotz allem ein gutes Mädchen war.
     
    Er war so trübselig gewesen in diesem Zimmer. So trübselig.
     
    Hätte man ihm gesagt, daß er eines Tages eine Prinzessin mitbrächte und sich hier hinlegte, neben sie, in dieses kleine Messingbett, wo früher einmal ein Loch war, in dem er als Kind verschwand, und wo er sich später rieb und von anderen Geschöpfen träumte, die weit weniger hübsch waren als sie. Er hätte es nie geglaubt. Er, der Picklige mit den großen Füßen und der Bronzepfanne über dem Kopf. Nein, das war nicht vorauszusehen gewesen.
     
    Ja, das Leben war eine seltsame Köchin. Jahrelang im Kühlraum und dann hop! von einem Tag auf den anderen auf den Bratrost mit dir!
    »Woran denkst du?« fragte Camille.
    »Nichts. Nur dummes Zeug. Alles in Ordnung mit dir?«
    »Ich kann nicht glauben, daß du hier aufgewachsen bist.«
    »Warum nicht?«
    »Pff. Das ist hier dermaßen hinterm Mond. Das ist nicht mal ein Dorf. Das ist … das sind … Nur kleine Häuser mit alten Leuten am Fenster. Und diese Hütte hier, in der sich seit den fünfziger Jahren nichts mehr getan hat. Ich habe noch nie so einen Herd gesehen. Und der Ofen, der den ganzen Platz einnimmt! Und die Klos im Garten! Wie kann sich ein Kind hier entfalten? Wie hast du das geschafft? Wie hast du es geschafft, hier rauszukommen?«
    »Ich habe dich gesucht.«
    »Hör auf. Das gilt nicht, haben wir gesagt.«
    »Hast du gesagt.«
    »Komm schon.«
    »Du weißt genau, wie ich es geschafft habe, du hast doch das gleiche erlebt. Nur, daß ich die Natur hatte. Dieses Glück hatte ich. Ich war die ganze Zeit draußen. Und Philou kann sagen, was er will, es war eine Nachtigall. Das weiß ich, das hat mir mein Opa gesagt, und mein Opa wußte, wovon er spricht. Der brauchte keine Lockvögel.«
    »Wie hältst du es dann aus, in Paris zu leben?«
    »Ich lebe nicht.«
    »Gibt’s hier keine Arbeit?«
    »Nein. Nichts Spannendes. Aber wenn ich irgendwann mal Bälger haben sollte, dann laß ich sie nicht zwischen lauter Autos aufwachsen, das schwör ich dir. Ein Kind, das keine Stiefel, keine Angel und keine Schleuder hat, ist nicht echt. Warum lachst du?«
    »Nichts. Ich finde dich süß.«
    »Mir wäre lieber, du würdest mich was anderes finden.«
    »Du bist aber auch nie

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