Zusammen ist man weniger allein
zufrieden.«
»Wie viele willst du?«
»Pardon?«
»Gören?«
»He«, schimpfte sie. »Machst du das extra, oder was?«
»Moment, ich meine doch nicht zwangsläufig mit mir!«
»Ich will keine.«
»Echt nicht?« meinte er enttäuscht.
»Nein.«
»Warum nicht?«
»Darum.«
Er packte sie im Nacken und zog sie an sein Ohr.
»Sag’s mir.«
»Nein.«
»Doch. Sag’s mir. Ich erzähl’s nicht weiter.«
»Weil ich nicht will, daß das Kind allein ist, wenn ich einmal sterbe.«
»Du hast recht. Deshalb muß man ganz viele machen. Und außerdem, weißt du …«
Er drückte sie noch fester.
»Du wirst nicht sterben. Du bist ein Engel, und Engel sterben nicht.«
Sie weinte.
»He, was ist los?«
»Ach, nichts. Ich kriege nur meine Tage. Es ist jedesmal dasselbe. Das zieht mich total runter, und ich fange bei der geringsten Kleinigkeit an zu heulen.«
Sie lächelte durch den Rotz:
»Da siehst du, ich bin kein Engel.«
5
Sie lagen schon länger im Dunkeln, unbequem ineinander verschlungen, als Franck sagte:
»Es gibt da was, das mich beschäftigt.«
»Was denn?«
»Du hast doch eine Schwester, oder?«
»Ja.«
»Warum seht ihr euch nie?«
»Ich weiß nicht.«
»Das ist doch bescheuert! Ihr müßt euch unbedingt sehen!«
»Warum?«
»Darum! Es ist doch klasse, eine Schwester zu haben! Ich hätte alles gegeben für einen Bruder! Alles! Sogar mein Rad! Sogar meine ultrageheimen Angelplätze! Meine Extrarunden am Flipper! Wie in dem Lied. Ein Paar Handschuhe, ein paar Ohrfeigen …«
»Ich weiß. Ich habe irgendwann mal darüber nachgedacht, aber mich nicht getraut.«
»Warum nicht?«
»Wegen meiner Mutter vielleicht.«
»Hör auf mit deiner Mutter. Sie hat dir nur weh getan. Du bist doch kein Masochist. Du schuldest ihr nichts, weißt du?«
»Doch, natürlich.«
»Natürlich nicht. Wenn sie sich danebenbenehmen, muß man seine Eltern nicht lieben.«
»Aber natürlich.«
»Warum denn?«
»Na ja, es sind nun mal deine Eltern.«
»Pff … Eltern werden ist nicht schwer, man braucht bloß zu vögeln. Danach wird’s kompliziert. Ich, zum Beispiel, werde keine Frau lieben, nur weil sie es sich angeblich auf einem Parkplatz hat besorgen lassen. Dafür kann ich nichts.«
»Bei mir ist es nicht dasselbe.«
»Nee, schlimmer. In was für einem Zustand du jedesmal zurückkommst, wenn du mit ihr zusammen warst. Schrecklich. Dein Gesicht ist ganz …«
»Halt. Darüber will ich nicht reden.«
»Okay, okay, nur eine Sache noch. Du bist nicht verpflichtet, sie zu lieben. Mehr hab ich dazu nicht zu sagen. Jetzt meinst du vielleicht, daß ich so bin, liegt an meinem Malus, und du hast recht. Aber nur, weil ich den Weg schon hinter mir habe, sag ich dir: Man muß seine Eltern nicht lieben, wenn sie sich völlig unmöglich benehmen, basta.«
»…«
»Bist du jetzt böse?«
»Nein.«
»Entschuldigung.«
»…«
»Du hast recht. Bei dir ist es nicht dasselbe. Sie hat sich ja trotz allem um dich gekümmert. Aber sie darf dich nicht davon abhalten, deine Schwester zu sehen, wenn du eine hast. Das Opfer ist sie wirklich nicht wert.«
»Nein.«
»Nein.«
6
Am nächsten Tag gärtnerte Camille nach Paulettes Anweisungen. Philibert setzte sich in den hinteren Teil des Gartens, um zu schreiben, und Franck bereitete für alle einen leckeren Salat.
Nach dem Kaffee war er es, der auf der Chaiselongue einschlief. Oh, wie ihm der Rücken weh tat.
Fürs nächste Mal würde er eine Matratze ordern. Nicht noch einmal so eine Nacht. Auf keinen Fall. Das Leben war ein gutes Mädchen, aber man brauchte deshalb nicht solche bescheuerten Risiken einzugehen. Durchaus nicht.
Sie kamen jedes Wochenende wieder. Mit und ohne Philibert. Meistens mit.
Camille – sie hatte es schon immer gewußt – reifte allmählich zu einer professionellen Gärtnerin heran.
Paulette bremste ihren Schwung:
»Nein. Das können wir nicht pflanzen! Denk dran, wir kommen nur einmal pro Woche. Wir brauchen was Robustes, was Widerstandsfähiges. Lupinen, wenn du willst, Flammenblumen oder Schmuckkörbchen. Schmuckkörbchen sind sehr hübsch. Ganz leicht. Die gefallen dir bestimmt.«
Und Franck besorgte über den Schwager eines Kollegen der Schwester des dicken Titi ein altes Motorrad, um damit zum Markt zu fahren oder René guten Tag zu
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