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Zusammen ist man weniger allein

Zusammen ist man weniger allein

Titel: Zusammen ist man weniger allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Gavalda
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Schrank, hier ein Kinderbett mit einem Doppelbett und einem von Motten zerfressenen Schaukelpferd. Hier … Keine Ahnung … Ein Büro vielleicht? Auf einem Tisch am Fenster lagen so viele Bücher, daß das Tageslicht kaum noch durchdrang. Ein Säbel und eine weiße Schärpe hingen an der Wand, desgleichen ein Pferdeschweif, der an einem Messingring befestigt war. Ein echter Schweif von einem echten Pferd. Eine äußerst seltsame Reliquie.
    Hier! Die Toilette!
    Der Klodeckel war aus Holz, ebenso der Griff der Wasserspülung. Die Kloschüssel mußte angesichts ihres Alters schon Generationen von unter Reifröcken versteckten Pobacken gesehen haben. Camille zögerte zunächst, aber nein, alles funktionierte bestens. Das Rauschen der Wasserspülung war verwirrend. Als würden die Niagarafälle auf ihrem Kopf niedergehen.
     
    Ihr war schwindlig, doch sie setzte ihren Rundgang auf der Suche nach einer Schachtel Aspirin fort. Sie betrat ein Zimmer, in dem unbeschreibliches Chaos herrschte. Überall lagen Kleider herum, inmitten von Zeitschriften, leeren Bierflaschen und losen Blättern: Lohnzettel, küchentechnische Daten, Wartungshinweise für eine GSX-R sowie verschiedene Mahnungen vom Finanzamt. Auf dem hübschen Bett im Stil Ludwig XVI. lag eine häßliche buntgescheckte Decke, und Kifferutensilien warteten auf den feinen Intarsien des Nachttischs auf ihren Einsatz. Also, hier roch es nach Raubtier.
     
    Die Küche befand sich am Ende des Flurs. Ein kalter Raum, grau und trist, mit alten, blassen Fliesen, akzentuiert von schwarzem Cabochon. Die Arbeitsflächen waren aus Marmor, die Schränke fast alle leer. Nichts außer der geräuschvollen Präsenz eines antiken Kühlschranks wies darauf hin, daß hier Menschen lebten …
     
    Sie fand das Röhrchen mit den Tabletten, holte sich ein Glas neben der Spüle und setzte sich auf einen Resopalstuhl. Die Decke war schwindelerregend hoch, und die weißen Wände faszinierten sie. Es mußte ziemlich alte Farbe sein, auf Bleibasis, und die Jahre hatten ihr eine samtglänzende Patina verliehen. Weder perlweiß noch eierschalen, eher das Weiß von Milchreis oder den faden Nachtischen einer Kantine … Sie ging im Geiste einige Mischfarben durch und nahm sich vor, irgendwann mit zwei oder drei Tuben wiederzukehren, um die Farbe besser bestimmen zu können. Sie verirrte sich in der Wohnung und fürchtete, ihr Zimmer nicht wiederzufinden. Sie sank aufs Bett, dachte einen Moment daran, die Klatschbase von Proclean anzurufen, und schlief sofort wieder ein.
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
    22
     
     
     
    »Alles in Ordnung?«
    »Sind Sie es, Philibert?«
    »Ja.«
    »Liege ich in Ihrem Bett?«
    »In meinem Bett? Aber, aber … Aber nein, also … Niemals würde ich …«
    »Wo bin ich?«
    »In den Gemächern meiner Tante Edmée, Tante Mée für die engeren Familienangehörigen. Wie fühlen Sie sich, meine Liebe?«
    »Erschöpft. Mir ist, als hätte mich eine Dampfwalze überrollt.«
    »Ich habe einen Arzt angerufen.«
    »Oh nein, das ist nicht nötig!«
    »Nicht nötig?«
    »Oh … Oder doch. Das war eine gute Idee. Ich brauche auf jeden Fall einen Krankenschein.«
    »Ich habe eine Suppe aufgesetzt.«
    »Ich habe keinen Hunger.«
    »Sie werden sich zwingen. Wir müssen Sie wieder aufpäppeln, sonst ist Ihr Körper zu schwach, um den Virus abzuwehren und zurückzutreiben. Warum lachen Sie?«
    »Weil Sie so reden, als befänden wir uns im Hundertjährigen Krieg.«
    »Dies dauert hoffentlich nicht so lang! … Ah, hören Sie? Das ist bestimmt der Arzt«
    »Philibert?«
    »Ja?«
    »Ich habe nichts hier … Keine Schecks, kein Geld, nichts …«
    »Machen Sie sich keine Sorgen. Das klären wir später … Bei den Friedensverträgen.«
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
    23
     
     
     
    »Und?«
    »Sie schläft.«
    »Ja?«
    »Ist sie mit Ihnen verwandt?«
    »Eine Freundin.«
    »Was für eine Freundin?«
    »Na ja, sie ist … eh … eine Nachbarin, das heißt ei… eine befreundete Nachbarin«, verhedderte sich Philibert.
    »Kennen Sie sie gut?«
    »Nein. Nicht so gut.«
    »Lebt sie allein?«
    »Ja.«
    Der Arzt verzog das Gesicht.
    »Machen Sie sich Sorgen?«
    »Das kann man so sagen. Haben Sie hier einen Tisch? Kann ich mich irgendwo hinsetzen?«
    Philibert führte ihn in die Küche. Der Arzt holte seinen Rezeptblock heraus.
    »Kennen Sie ihren Namen?«
    »Fauque, glaube

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