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Zusammen ist man weniger allein

Zusammen ist man weniger allein

Titel: Zusammen ist man weniger allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Gavalda
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Engel singen.
    Sogar die Gehänge des Lüsters bebten vor Wonne.
     
    Cum dederit dilactis suis somnum.
    Ecce, haereditas Domin filii: merces fructus ventris.
     
    Das hier war das Stück Nummer 5, das Stück Nummer 5 hatte sie jetzt bestimmt schon vierzehnmal gehört.
    Und noch beim vierzehnten Mal zersprang ihr Brustkorb in tausend Stücke.
     
    Einmal, als sie allein im Auto unterwegs waren und sie ihn gefragt hatte, warum er immer wieder dasselbe Lied höre, hatte ihr Vater geantwortet: »Die menschliche Stimme ist das schönste Instrument überhaupt, das ergreifendste. Selbst der größte Virtuose der Welt würde niemals auch nur ein Viertel der Hälfte an Emotionen auslösen wie eine schöne Stimme. Das ist unser Anteil am Göttlichen. Das erkennt man, wenn man älter wird, glaube ich. Jedenfalls hat es bei mir lange gedauert, bis ich es begriffen habe, aber sag … Willst du was anderes hören? Sur le pont d’Avignon ?«
     
    Sie hatte schon die halbe Flasche ausgetrunken und gerade die zweite CD aufgelegt, als das Licht anging.
    Es war entsetzlich, sie hielt sich die Hände vor die Augen, und die Musik kam ihr völlig deplaziert vor, die Stimmen unpassend, geradezu näselnd. Binnen zwei Minuten fand sich alle Welt im Fegefeuer wieder.
     
    »Ach, du bist hier?«
    »…«
    »Bist du nicht bei dir zu Hause?«
    »Oben?«
    »Nein, bei deinen Eltern.«
    »Nein, wie du siehst.«
    »Hast du heut gearbeitet?«
    »Ja.«
    »Na dann, Entschuldigung, eh, Entschuldigung … Ich dachte, es war keiner da.«
    »Nix passiert.«
    »Was ist das, was du da hörst? Castafiore?«
    »Nein, eine Messe.«
    »Ehrlich? Bist du gläubig?«
    Sie mußte ihn unbedingt ihrem Wachmann vorstellen. Sie gäben ein gutes Paar ab, die beiden. Noch besser als die beiden Alten in der Muppet Show .
    »Nein, nicht besonders. Würdest du bitte das Licht ausmachen?«
     
    Er kam der Aufforderung nach und ging aus dem Zimmer, aber es war nicht mehr dasselbe. Der Zauber war dahin. Sie war ernüchtert, und auch das Kanapee hatte nicht mehr die Form einer Wolke. Sie versuchte sich zwar zu konzentrieren, nahm das Titelheft in die Hand und sah nach, wo sie war:
    Deus in adiutorium meum intende.
    Gott steh mir bei!
    Ja, das war’s.
     
    Offensichtlich suchte der Tölpel etwas in der Küche und rächte sich brüllend an allen Schranktüren:
    »Sag mal, du hast nicht zufällig die zwei gelben Tupperdinger gesehen?«
    Ach, du Elend.
    »Die großen?«
    »Ja.«
    »Nein. Ich hab sie nicht angerührt.«
    »He, Scheiße Mann. In dieser Bruchbude findet man nichts wieder. Was macht ihr nur mit dem ganzen Geschirr? Eßt ihr es mit oder was?«
    Camille drückte auf Pause und seufzte:
    »Darf ich dir eine indiskrete Frage stellen? Warum suchst du um zwei Uhr morgens an Heiligabend ein gelbes Tupperteil?«
    »Darum. Ich brauch es.«
    Okay, alles hinüber. Sie stand auf und machte die Musik aus.
    »Ist das meine Anlage?«
    »Ja. Ich habe mir erlaubt …«
    »Mannomann, die ist ja superklasse. Da hast du dich aber ganz schön verausgabt!«
    »Eh ja, da habe ich ganz schön was verausgabt.«
    Er sperrte seine Hechtaugen auf:
    »Warum plapperst du mir alles nach?«
    »Nichts für ungut. Fröhliche Weihnachten, Franck. Komm, wir suchen deine Schüsseln gemeinsam. Da, siehst du, auf der Mikrowelle.«
     
    Sie setzte sich auf das Kanapee, während er den Kühlschrank verrückte. Anschließend ging er ohne ein Wort durchs Zimmer, um zu duschen. Camille versteckte sich hinter ihrem Glas: Sie hatte vermutlich den ganzen Heißwasserboiler geleert.
    »Scheiße, wer hat denn das ganze heiße Wasser aufgebraucht?«
     
    Eine halbe Stunde später kam er zurück, in Jeans, mit nacktem Oberkörper.
    Lässig zögerte er den Moment hinaus, bis er den Pulli anzog. Camille lächelte: Das war nicht mehr die trapsende Nachtigall, das war die Methode mit dem Zaunpfahl.
    »Darf ich?« fragte er und zeigte auf den Teppich.
    »Fühl dich wie zu Hause.«
    »Ich glaub’s nicht, du ißt was?«
    »Käse und Trauben.«
    »Und davor?«
    »Nichts.«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Das hier ist sehr guter Käse, weißt du? Und das sind sehr gute Trauben. Und auch sehr guter Wein. Möchtest du übrigens einen Schluck?«
    »Nein, nein. Danke.«
    Uff, dachte sie, das hätte geschmerzt, wenn sie ihren Mouton-Rothschild mit ihm hätte teilen müssen.
     
    »Alles in Ordnung?«
    »Pardon?«
    »Ich frage dich, ob alles in Ordnung ist«, wiederholte er.
    »Eh … ja. Und bei dir?«
    »Müde.«
    »Arbeitest du

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