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Zwanghafte Gier

Zwanghafte Gier

Titel: Zwanghafte Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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auf.
    Kurze Zeit später, nachdem Suzy noch einmal angerufen hatte, um sich abermals zu entschuldigen, und nachdem Alex erklärt hatte, es täte ihr leid, einfach so aufgelegt zu haben, fragte sich Alex, ob irgendein Teil von ihr – und sei er noch so klein – auch nur den Bruchteil einer Sekunde daran gedacht hatte, Jude könne dahinterstecken.
    Sie wusste, dass dem nicht so war.
    Und sie schämte sich zutiefst, sich das auch nur gefragt zu haben.

58
    Ungefähr um drei Uhr letzte Nacht war es in Frankies Kopf losgegangen.
    Es war nicht wie das letzte Mal, als sie mit pochendem Schädel aufgewacht war. Das hier war viel stärker, wie eine Art Explosion. So fühlte es sich zumindest an: Wie ein Feuerwerk in ihrem Kopf, das plötzlich alles in grelles Licht tauchte ... Mit Schmerz hatte das nichts zu tun, und es erweckte auch nicht die Befürchtung in ihr, dass sie wieder krank wurde oder einen neuen Schlaganfall bekommen könnte. Nein, so etwas war das nicht.
    Doch es machte ihr Angst, bescherte ihr ein wirklich schlimmes Gefühl.
    Es kam wieder aus der Vergangenheit.
    Nur dass es früher anders gewesen war. Wann immer diese Furcht erregenden Erinnerungsfetzen in ihrem Geist aufgetaucht waren, waren sie fast so schnell verschwunden, wie sie gekommen waren, und sie hat das Gefühl, als wäre es ihr gelungen, sie in eine Flasche zu stopfen und den Korken draufzustecken.
    Doch diesmal war es nicht nur ein Aufblitzen. Zwar handelt es sich noch immer um Einzelteile, Fragmente ihrer Vergangenheit, die sich nicht miteinander verbinden lassen wollen, doch nun gehen sie nicht mehr weg. Und all der Trost, der mit ihrem Schlaganfall gekommen war, verschwindet mit einem Mal, und all die Erinnerungen in ihrem Kopf werden nach und nach aus der Flasche gelassen, und Frankie weiß, dass diese Erinnerungen sie von nun an nicht mehr in Ruhe lassen werden.
    Erinnerungen.
    Ohne die sie glücklicher wäre.
    Wie die Erinnerung, oder besser das Bewusstsein ihrer Zwangsneurose, ihrer geistigen Störung. Die kam nun schon seit Tagen in unterschiedlichen Stufen zu ihr zurück. Und da ist die Tatsache, dass sie hier ist – hier, umgeben von Dreck und Keimen und Unordnung, und sie kann nichts dagegen tun. Wenn sonst nichts sie umbringen wird, das wird es. Hier zu sein, in ihrem Haus, im Haus dieser Frau, Roz Baileys Haus ... Und sie wird daran erinnert, dass es ihr Haus ist oder zumindest war, denn an sie adressierte Briefe kommen hierher, und Bo hat sie danach gefragt, hat gefragt, wer Roz Bailey ist.
    »Weiß ich nicht«, sagt Frankie, wenn er sie fragt.
    Was mehr oder weniger sogar stimmt, nur dass sie weiß, dass es noch mehr zu erinnern gibt, eine ganze Menge mehr. Was immer es sein mag, das noch in ihrem Kopf verschlossen ist, sie weiß irgendwie, dass es etwas Schlimmes ist, etwas, das mit Roz Bailey zu tun hat, etwas wirklich sehr Schlimmes, und sie kann sich einfach nicht daran erinnern.
    Sie will sich nicht daran erinnern.
    Und dann ist da Bo.
    Viele der Erinnerungen, die wieder zurückkommen, drehen sich um Bo.
    Michael Bolin. Mike. Bo. Fürsorglicher, zärtlicher Exgeliebter, der wieder zurückgekommen ist, sich um sie zu kümmern.
    Nur dass er in ihren Erinnerungen keineswegs freundlich ist.
    In ihren Erinnerungen ist er etwas vollkommen anderes.
    Etwas Hässliches, Furchterregendes.
    Der echte Bo.

59
    »Ich komme mir wie ein Idiot vor ... oder wie eine Hexe, was immer du vorziehst«, sagte Suzy am Telefon zu Alex weniger als eine Woche nach ihrem letzten Gespräch über den Einbruch.
    »Wie kommt’s?«, erkundigte sich Alex.
    »Das weißt du nicht?«, fragte Suzy. »Nein, offensichtlich nicht.«
    »Was weiß ich nicht?«
    »Das kann ich dir nicht sagen«, antwortete Suzy. »Aber du wirst es bald herausfinden.«
    »Ich bin nicht in der Stimmung für Spielchen«, sagte Alex.
    »Daran kann ich auch nichts ändern«, entgegnete Suzy.
    Jude kam am darauffolgenden Abend mit indischem Essen und einem als Geschenk verpackten, schön gearbeiteten Lederalbum ins Haus.
    Das Album war voller Fotografien von Alex und Matt und Suzy. Viele waren Kopien der Bilder, die die Einbrecher zerstört hatten.
    Alex fehlten die Worte.
    »Das war nicht schwer«, erklärte Jude leichthin. »Eigentlich hat Suzy alles gemacht. Sie hat die Fotos ausgegraben. Ihre Bilder sind natürlich nicht genau die gleichen wie deine, aber sie dachte, du würdest sie trotzdem mögen.«
    »Wie hast du die bekommen?«, fragte Alex. »Du hast doch die ganze Zeit

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