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Zwanghafte Gier

Zwanghafte Gier

Titel: Zwanghafte Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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der Haustür traf. »Es würde mich freuen, wenn das endlich einmal aufhört.«
    »Ja, es ist schrecklich«, stimmte er ihr zu. »Ich habe heute Morgen eine Tüte Milch vor dem Kühlschrank stehen gelassen, und eine Stunde später hat sie schon gestunken.«
    »Wir sind das einfach nicht gewöhnt«, bemerkte Alex.
    Sie hatte sich auch über den Gestank gewundert oder genauer gesagt darüber, dass Frankie ihn nicht zu bemerken schien. Dass er noch da war, bedeutete vermutlich, dass Bolin zwar die Milch weggeschüttet, den Karton aber nicht ordentlich gespült hatte. Vielleicht hatte er ihn in der Küche in die Mülltonne geworfen und diese nicht rausgebracht. Das musste Frankie doch in den Wahnsinn treiben ... oder?
    »Wie entwickelt sie sich denn?«, fragte Bolin und schlug mit dem Handrücken nach einer vorbeisummenden Fliege.
    »Es geht ihr schon besser«, antwortete Alex.
    Die Gehhilfe, die der Physiotherapeut Frankie vor einiger Zeit gebracht hatte und die zu benutzen Frankie sich allen Berichten zufolge bisher geweigert hatte, stand nutzlos an der Wand.
    »Aber noch immer nicht wirklich gut«, sagte Bolin.
    »Sie braucht eine Motivation«, sagte Alex vorsichtig.
    »›Mangelnde Motivation‹ ...«, erwiderte Bolin. »Das hört sich an wie in einem verdammten Schulzeugnis.«
    »Ganz und gar nicht«, entgegnete Alex. »Aber es ist in vielerlei Hinsicht harte Arbeit für sie.«
    »Sie meinen, sie braucht einen Tritt in den Hintern«, sagte Bolin.
    Alex schaute ihn an.
    »Nur einen ganz sanften«, ergänzte sie.
    »Natürlich«, sagte Bolin und öffnete die Tür.
    Alex schaute nach unten, sah die Post auf der Fußmatte und erinnerte sich an einen ganzen Stapel Briefe auf dem Tisch im Flur. Zumindest der oberste war an Mrs R. Bailey adressiert.
    »Vorhin sind mir die vielen Briefe an die Eigentümerin aufgefallen«, sagte sie nun. »Sie waren nicht zu übersehen.«
    »Tatsächlich?«, entgegnete Bolin.
    Alex fiel der giftige Unterton in seiner Stimme auf. Sie dachte an Judes Abneigung gegen diesen Mann und ermahnte sich, dass viele Menschen es nicht mochten, wenn Außenstehende sich in ihre Angelegenheiten mischten.
    »Das war nur so ein Gedanke«, sagte sie rasch. »Da ich weiß, wie beschäftigt Sie sind ...« Sie trat einen Schritt nach draußen, um Bolin zu versichern, dass sie nicht zu bleiben beabsichtigte. »Wenn Sie Mrs Baileys Nachsendeadresse haben, könnte ich sie neu adressieren und weiterschicken, um Ihnen ein wenig Arbeit abzunehmen.«
    »Das ist sehr freundlich von Ihnen«, sagte Bolin, »aber ich komme schon zurecht.«
    »Natürlich. Wenn Sie ...«
    Er schloss die Tür.

63
    Frankie glaubt nicht, dass Bo weiß, dass sie sich daran erinnert.
    An ihn. Wie es war.
    Sie glaubt nicht, dass er es weiß; sicher kann sie jedoch nicht sein, denn Bo hat schon immer gerne Spielchen auf ihre Kosten gespielt.
    Bis jetzt aber ist er freundlich geblieben.
    Liebevoll sogar.
    Ein wenig früher, als sie mit Alex allein gewesen war, war ihr der Gedanke gekommen, dass es vielleicht okay gewesen wäre, ein wenig über Bo zu erzählen, ihre noch immer ein wenig lallende Stimme zu benutzen, um Alex wissen zu lassen, dass ihre Vergangenheit langsam wieder zu ihr zurückkehrt und dass die Dinge nicht ganz so sind, wie es vermutlich den Anschein hat. Sie wollte Alex nicht um Hilfe bitten, sondern es sie schlicht wissen lassen. Dem Physiotherapeuten würde Frankie nie vertrauen, doch Alex hat etwas an sich, das sie mag.
    Trotzdem, zu guter Letzt hatte sie doch nichts gesagt – teils weil Bo nur eine Tür weiter in der Küche war, teils, nahm sie an, weil ihr der eigene Verstand noch immer Streiche spielte und sie vor allem an Dinge vor der schlimmen Zeit denken ließ, als sie Bo wirklich geliebt hatte ... und er sie.
    Die Art, wie er sich seit dem Schlaganfall um sie gekümmert hat, erinnert sie an diese Zeit.
    An ihre Tage in der winzigen Wohnung in Barkingside.
    Das war die beste Zeit gewesen, die sie je mit einem Mann erlebt hatte.
    Und vielleicht – wenn sie weiter so tun kann, als könne sie sich nicht mehr an die schlimme Zeit erinnern – wird Bo weiter so tun, als würde er sich um sie sorgen.
    Und vielleicht sorgt er sich wirklich . Vielleicht hat er sie vermisst. Vielleicht tut es ihm leid.
    Oder vielleicht auch nicht.
    Vielleicht wartet er.
    Wartet ab, bis die Zeit gekommen ist.
    Frankie hat zu üben angefangen, wenn Bo nicht bei ihr ist. Allerdings übt sie nicht mit ihrer nutzlosen rechten Körperseite. Sie macht

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