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Zwanghafte Gier

Zwanghafte Gier

Titel: Zwanghafte Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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Grund hin und her fahre.
    »Außerdem mag ich Zugfahrten«, fügte sie hinzu.
    »Wenn du Sonntag noch in London bist«, sagte Jude, »könnte ich vielleicht nachkommen.«
    Alex erwiderte, das würde ihr gefallen.

67
    Frankie bekommt wieder richtig Angst.
    Was sie Bo gestern erzählt hatte, war in gewisser Weise sogar wahr. Sie weiß wirklich nicht genau, was sie getan hat. Sie kann sich nicht mehr an alles erinnern, will es auch gar nicht, denn sie weiß, dass es etwas Böses war, etwas wirklich Böses. Außerdem waren die Erinnerungen an ihr altes Leben mit Bo schon genug, womit sie fertig werden musste.
    Die Dinge, die er getan hatte. Die Art, wie er sie gezwungen hatte, ihn zu küssen, immer und immer wieder. Stets war ihr übel geworden, doch sich zu erbrechen, wäre noch schlimmer gewesen; also musste sie es ertragen – sie musste .
    Nun erinnert Frankie sich daran, dass sie sich immer gewundert hatte, warum richtiger Sex erträglich war. Weshalb kam sie damit zurecht, ja, hatte manchmal sogar Spaß daran? Sie nimmt an, dass es an ihrer Liebe zu ihm gelegen hatte, dass sie tief in ihrem Innern trotz ihrer psychischen Probleme eine verliebte Frau gewesen war ... oder vielleicht war der Gedanke, dass Bo in ihr drin war, wirklich in ihr war, schlicht zu viel gewesen, um auch nur darüber nachdenken zu können. Sie dachte ja auch nicht über ihre Organe und ihr Blut nach, die man nie wirklich reinigen konnte, egal was Zeitschriften über die reinigende Wirkung von Ballaststoffen und ähnlich ekeligem Zeug schreiben mochten. Allerdings machte sie sich selbst eine Darmspülung, wenn Bo lange genug weg war, denn sie wusste, wie angewidert er sein würde, sollte er es herausfinden.
    Frankie erinnert sich, wie Bo zum ersten Mal bemerkt hatte, wie sie in Bezug auf das Küssen empfand.
    »Sag mir, wie du dich fühlst, Baby«, sagte er in freundlichem Ton. »Wenn du mich liebst, kannst du mir wirklich alles anvertrauen.«
    Und das tat sie dann auch. Sie sagte ihm, dass es nicht an ihm liege, dass sie schon immer so empfunden habe, bei jedem Mann oder Jungen, der sie geküsst hatte, und davon habe es nicht viele gegeben. Tatsächlich habe es seit Jahren niemanden mehr gegeben, und mehr als er sich vorstellen könne, habe sie gehofft, dass es bei ihm anders sei, dass es ihr bei ihm nichts ausmache, denn sie liebe ihn doch so sehr.
    »Aber das ist nicht so?«, fragte er.
    »Nein«, gab sie niedergeschlagen zu.
    »Sag mir genau, wie es sich anfühlt«, forderte Bo sie auf, doch sie schüttelte den Kopf.
    »Du musst es mir sagen, Baby«, setzte er nach, »sonst glaube ich dir nicht, dass du mich liebst, sondern dass ich nicht anders bin als die anderen.«
    Also erklärte sie ihm das auch. Dass es sie anwidere. Dass es schmutzig sei und sie krank mache. Die Nässe, die Unreinheit, die Übertragung von Keimen ... Ihr Problem mit Keimen kenne er ja bereits, sagte sie.
    Nachdem sie geendet hatte, schwieg Bo eine Zeit lang, und sie erinnert sich daran, große Angst gehabt zu haben.
    »Also machen meine Küsse dich krank, und du fühlst dich danach schmutzig«, sagte er schließlich.
    »Das hat mit dir nichts zu tun, Bo«, beeilte sie sich, ihm zu versichern. »Bitte, du musst mir glauben. Ich liebe dich doch so sehr.«
    »Aber wenn ich dich küsse, möchtest du am liebsten kotzen«, sagte er.
    Frankie erwiderte nichts darauf. Sie wusste, dass sie ihm bereits zu viel erzählt hatte und dass keines ihrer Worte es besser machen konnte. Und dann verließ er sie. Er ging zur Tür ihrer Wohnung in Barkingside hinaus und kam fünf Tage lang nicht mehr zurück. Während dieser fünf Tage stand Frankie kurz davor, sich umzubringen. Sie dachte, sie hätte ihn verloren, und hasste sich dafür. Sie wollte sterben, weil sie den Mann verletzt hatte, den sie liebte ... Sie wollte sterben, weil sie ein kranker, verrückter Mensch war.
    Und als er dann wieder zurückkam, war sie voller Erleichterung und Scham. Er sprach nur wenig. Er nahm sie einfach in die Arme und drückte sie an sich, und noch heute – und trotz der Lücken in ihrem Gedächtnis – erinnert Frankie sich noch deutlich daran, wie wunderbar sich das anfühlte. Im Geiste spürt sie wieder seine Wärme auf ihrer Haut und genießt den Trost seines großen, starken Körpers.
    Das war der Augenblick gewesen, da Bo sich zurückgezogen hatte, nur ein Stück. Er nahm ihr Gesicht in die Hände, und Frankie wusste sofort, was nun kam, und es gab nichts, was sie dagegen hätte tun sollen,

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