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Zwanghafte Gier

Zwanghafte Gier

Titel: Zwanghafte Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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erzählen.
    »Ich habe dir doch schon gesagt«, hatte sie erwidert, »dass ich nichts davon wissen will. Ich will gar nichts über die Frau wissen, nicht mal ihren Namen, besonders nicht ihren Namen, es sei denn, du willst, dass ich sie bei der Berufskammer wegen schwerwiegenden Fehlverhaltens anzeige oder wie man es offiziell nennt, wenn man mit dem Ehemann einer Patientin fickt.«
    »Mein Gott, Alex!«, hatte David erwidert und war noch blasser geworden.
    In diesem Augenblick hatte sie erkannt, dass die andere Frau ihm tatsächlich etwas bedeutete, wofür sie ihn nur umso mehr verachtete.
    Ja, sie hasste ihn sogar.
    Alex konnte sich nicht erinnern, je irgendjemanden gehasst zu haben, nicht einmal den Fernfahrer, der mit seinem Laster Matt getötet hatte, denn der arme Mann hatte beim Verhör furchtbar gequält ausgesehen.
    Doch für alles gibt es ein erstes Mal.
    Alex hatte David in der Küche sitzen lassen, war wieder in ihr Schlafzimmer gegangen, hatte in dem eingebauten Bad geduscht, das David – der ach so liebevolle David – extra für Alex, die beste Freundin seiner Frau, hatte bauen lassen, damit sie sich stets willkommen fühlte, und sich dann angezogen. Anschließend hatte sie ihre Tasche gepackt, das Bett abgezogen und sich in den Sessel neben dem Fenster gesetzt.
    Der Morgen würde nicht lange auf sich warten lassen.
    Alex dachte an Jude, der vermutlich gerade tief und fest in seinem Hochbett schlief.
    Er war ein guter Schläfer, besser als sie – es sei denn, er wurde wieder von seinem Albtraum gequält. Manchmal beobachtete sie ihn beim Einschlafen und schaute zu, wie sein Gesicht immer entspannter wurde.
    Suzy war sehr misstrauisch gewesen, was ihn betraf, und Alex hatte sich deswegen über sie geärgert, obwohl sie natürlich immer gewusst hatte, dass dieses Misstrauen aus Liebe herrührte.
    Doch wenn sie jetzt darüber nachdachte, war es vielleicht auch der Betrug ihres eigenen Ehemannes gewesen, der Suzy hatte durchdrehen lassen.
    Alex stand auf und schaute aus dem Fenster auf den kleinen gepflasterten Hof mit der Rampe, die hinauf zu Suzys und Davids Schlafzimmer führte.
    Der Mond schien über London. Silbern stand er über den vier kleinen Immergrün in ihren Terrakottatöpfen. Alex fragte sich, ob der Mond auch über Brighton schien. Dann erinnerte sie sich, dass Jude ihr erzählt hatte, das vorhergesagte Unwetter habe sich bereits ausgetobt.
    Wieder stellte sie sich vor, wie er mit zerzaustem Haar im Bett lag, und sie lächelte.
    Das war ein gutes Gefühl.

99
    Frankie macht ihre Übungen.
    Die, die sie sich selbst ausgedacht hat.
    Die, von denen sie hofft, dass sie sich danach nicht mehr so sehr wie ein Opfer fühlt.
    Sie hat den Wintergarten verlassen. Sie hatte nicht dort bleiben wollen. Jetzt ist sie in der Küche und benutzt eine Dose Bohnen als Hantel.
    Und eins, und zwei, und drei ...
    Sie versucht, nicht daran zu denken, wo Bo jetzt ist.
    Oder was er tut.
    Aber es klappt nicht.
    Sie hat es auch nicht erwartet.
    So weit weg ist sie nicht.
    Noch nicht.

100
    Es passierte knapp eine Minute, nachdem Bolin, der noch immer weit weg war, angehalten hatte und abermals aus dem Pick-up gestiegen war, um ein weiteres Tor zu öffnen. Dann war er wieder eingestiegen, durchgefahren und nach rechts abgebogen. Selbst aus dieser Entfernung konnte Jude an der Art, wie die Scheinwerfer hüpften, erkennen, dass dort entweder die Straße zu Ende war oder Bolin sich aus irgendeinem Grund dafür entschieden hatte, sie zu verlassen und auf raueres Terrain auszuweichen.
    Jude hätte das Krachen und Knirschen auf das Unwetter zurückgeführt, hätte er nicht den Bruchteil einer Sekunde später gesehen, wie die Lichter des Toyotas zur Seite rutschten. Einen Augenblick glaubte er, dass vielleicht eine Unebenheit Bolin vom Kurs abgebracht hatte oder dass es sich schlicht um eine optische Täuschung handelte, dass seine überanstrengten Augen ihm einen Streich spielten.
    Die Lichter bewegten sich erneut. Der Truck schien sich auf der Hinterachse aufzurichten; dann kippte er diagonal wie ein rot beleuchteter Dominostein und kam schließlich zum Stillstand.
    Das war keine Illusion, erkannte Jude, auch wenn es wegen des Unwetters noch ein paar Minuten dauerte, bis er das Geräusch hörte.
    Die Räder drehten durch.
    Bolins Truck hatte sich festgefahren. Er war gegen irgendetwas gestoßen und steckte nun im Dreck.
    Jude atmete tief ein und aus. Sein Atem dampfte. Dann setzte er sich wieder in Bewegung, doch

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