Zwanzig Jahre nachher (German Edition)
Männer?«
»Ja, der König und sein Kammerdiener.«
»Man erlaubte also dem Kammerdiener, ihn nicht zu verlassen?«
»Ja, Stuart bat um diese Gunst, und der Oberst Harrison hat sie ihm zugestanden. Unter dem Vorwande, daß er König ist, kann er sich, wie es scheint, nicht allein ankleiden und ausziehen.« Nachdem man eine Weile über Gleichgültiges gesprochen, kam die Rede auf Mordaunt. »Kennt Ihr ihn?« fragte der Offizier. »Vollkommen, ich kann sogar sagen, daß wir befreundet sind. Herr du Vallon und ich sind mit ihm aus Frankreich gekommen.«
»Es scheint, daß Ihr ihn recht lange in Boulogne warten ließet.«
»Je nun,« entgegnete d'Artagnan, »mir ging es so wie Euch, ich hatte einen König zu bewachen.«
»Ah, ah!« rief Groslow, »welchen König?«
»Bei Gott, den unsrigen, den jungen König Ludwig XIV.« D'Artagnan nahm seinen Hut ab und der Engländer tat aus Artigkeit dasselbe. »Wie lange habt Ihr ihn bewacht?«
»Drei Nächte lang, und, bei meiner Seele! an diese drei Nächte werde ich stets mit Vergnügen denken.«
»Ist also der junge König sehr liebenswürdig?«
»Der König – er schlief fest.«
»Nun, was wollt Ihr denn sagen?«
»Ich will sagen, daß mir meine Freunde, die Offiziere der Garden und der Musketiere, Gesellschaft leisteten, und so brachten wir unsere Nächte mit Trinken und Spielen zu.«
»Ah, ah,« versetzte der Engländer seufzend, »Ihr Franzosen seid lustige Gesellen.«
»Spielt Ihr denn nicht auch, wenn Ihr auf der Wache seid?«
»Nie,« entgegnete der Engländer. »O, so müßt Ihr Euch ungemein langweilen, und ich bedaure Euch.«
»In Wahrheit,« sprach der Offizier, »ich sehe meine Reihe mit Schrecken herannahen. Eine ganze Nacht wachen dauert so lange!«
»Ja, wenn man allein wacht, oder mit albernen Soldaten; wenn man hingegen mit fröhlichen Spielgenossen wacht, und Gold und Würfel auf dem Tische rollen läßt, so vergeht die Nacht wie ein Traum.«
»Spielt Ihr denn nicht gern?«
»Im Gegenteil.«
»Zum Beispiel Landsknecht.«
»Das ist mir noch das Liebste, und ich habe es jeden Abend in Frankreich gespielt.«
»Doch seitdem Ihr in England seid?«
»Habe ich weder einen Becher berührt noch eine Karte.«
»Ich bedauere Euch,« sprach d'Artagnan mit einer Miene tiefen Mitleids. »Höret,« rief der Engländer, »tut eines.«
»Was?«
»Morgen bin ich auf der Wache.«
»Bei dem Stuart?«
»Ja, bringt die Nacht mit mir zu.«
»Unmöglich!«
»Unmöglich?«
»Ganz unmöglich. «
»Wieso?«
»Ich spiele jede Nacht meine Partie mit Herrn du Vallon. Bisweilen gehen wir gar nicht zu Bette ... so spielten wir heute noch bei Tagesanbruch.«
»Nun?«
»Nun, er hätte Langweile, wenn ich nicht mit ihm spielte.«
»Ist er ein wackerer Spieler?«
»Ich sah ihn sogar zweitausend Pistolen lachend verlieren.«
»O, so bringt ihn mit.«
»Wie ist das möglich – unsere Gefangenen?«
»Zum Teufel, das ist wahr!« rief der Offizier; »doch laßt sie von Euren Dienern bewachen.«
»Ha, daß sie entfliehen könnten!« entgegnete d'Artagnan. »Da werde ich wohl auf meiner Hut sein.«
»Sie sind also Männer von Stand, daß Ihr so viel darauf haltet?«
»Pest! Der eine ist ein reicher Edelmann aus Touraine, der andere Malteserritter von hoher Abkunft. Wir haben über ihr Lösegeld mit zweitausend Pfund Sterling für jeden abgeschlossen, zahlbar in Frankreich sogleich bei unserer Ankunft. Wir wollen uns folglich keinen Augenblick von Männern entfernen, welche, wie auch unsere Diener wissen, Millionäre sind. Wir durchsuchten sie ein bißchen bei ihrer Gefangennehmung, und ich will Euch sogar gestehen, daß es ihre Börse ist, um welche ich und Herr du Vallon jede Nacht streiten; allein sie können uns irgendeinen Edelstein, einen wertvollen Diamant verheimlicht haben, wonach wir die Geizigen sind, die von ihrem Schatze nicht weichen; wir machten uns zu beständigen Hütern unserer Männer, und wenn ich schlafe, so hält Herr du Vallon die Wache.«
»Ah, ah!« rief Groslow. »Somit werdet Ihr jetzt einsehen, was mich nötigt, Eure schmeichelhafte Einladung auszuschlagen, die mich übrigens um so mehr anlockt, als nichts langweiliger ist, als wenn man stets mit derselben Person spielt; die Glücksfälle gleichen sich beständig aus, und nach Monatsfrist sieht man, daß man sich weder weh noch wohl getan hat. »Ach,« seufzte Groslow, »es gibt noch etwas viel Langweiligeres, nämlich, gar nicht zu spielen.«
»Ich begreife das,« entgegnete
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