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Zwanzig Jahre nachher (German Edition)

Zwanzig Jahre nachher (German Edition)

Titel: Zwanzig Jahre nachher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas (der Ältere)
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Freunde bestimmt waren. Der Tisch, an dem die puritanischen Offiziere saßen, war rund, und geschah es aus Zufall oder aus grober Berechnung, Harrison wandte dem König den Rücken zu. Der König sah die vier Kavaliere eintreten, schien jedoch nicht auf sie zu achten. Sie setzten sich an ihren bestimmten Tisch, so zwar, daß sie niemandem den Rücken zulehrten. Sie hatten den Tisch des Königs und den der Offiziere vor Augen. »Meiner Treue, Oberst,« sprach d'Artagnan, »wir sind Euch sehr dankbar für Eure gefällige Einladung, denn ohne Euch liefen wir Gefahr, nichts zu Mittag zu bekommen, gleichwie wir kein Frühmahl hatten, und mein Freund du Vallon hier teilt meine Dankbarkeit, da er ungemein hungrig war.«
    »Ich bin noch hungrig,« sagte Porthos und verneigte sich. »Und wie kam es denn,« fragte der Oberst Harrison lachend, »daß Ihr ohne Frühmahl geblieben seid?«
    »Ganz einfach, Oberst,« versetzte d'Artagnan. »Ich beeilte mich, Euch einzuholen, zu diesem Ende hatte ich denselben Weg zu nehmen wie Ihr, was ein alter Quartiermeister, wie ich, nicht hätte tun dürfen, indem ich hätte wissen sollen, daß dort, wo ein gutes und tapferes Regiment, wie das Eure, durchzieht, nichts mehr zu nagen übrig bleibt. Sonach werdet Ihr auch unsere getäuschte Hoffnung begreifen, als wir bei einem kleinen, hübschen Hause ankamen, das dort am Rande des Waldes liegt, und mit dem roten Dache und grünen Balkon von fern recht einladend aussieht. Aber statt der Hühner und Schinken, die wir uns zu braten und zu rösten vorhatten, fanden wir einen armen, in seinem Blute schwimmenden Teufel ... Ach Gott, Oberst, macht demjenigen Eurer Offiziere mein Kompliment, der diesen Streich geführt hat, er war gut angebracht, so gut, daß darüber mein Freund hier, Herr du Vallon, der auch gar artige Schläge zu versehen weiß, in Verwunderung geriet.«
    »Ja,« sprach Harrison lachend und die Augen auf einen Offizier an seinem Tische gerichtet, »wenn Groslow dieses Geschäft auf sich nimmt, so braucht man ihm nicht nachzusehen.«
    »Ha, dieser Herr war es?« sagte d'Artagnan, sich vor dem Offizier verneigend; »ich bedauere, daß der Herr nicht französisch spricht, um ihm mein Kompliment zu machen.«
    »Ich bin bereit, es zu empfangen, und es Euch zu erwidern,« entgegnete der Offizier ziemlich gut französisch, »ich lebte drei Jahre in Paris.«
    »Nun, mein Herr,« sagte d'Artagnan, »ich sage Euch, daß der Schlag so gut versetzt war, daß er den Mann beinahe getötet hat.«
    »Ich glaubte, ihn doch ganz getötet zu haben,« versetzte der Offizier. »Nein, es fehlte daran freilich nicht viel, doch tot ist er nicht.« D'Artagnan warf unter diesen Worten einen Blick auf Parry, der leichenfahl vor dem Könige stand, um ihm anzudeuten, daß diese Nachricht für ihn sei. Der König hörte dieser ganzen Unterredung mit einer unbeschreiblichen Beklommenheit des Herzens zu, denn er wußte nicht, was der französische Offizier beabsichtigte, und diese grausamen Umstände unter dem Scheine von Gleichgültigkeit empörten ihn. Erst bei den letzten Worten atmete er wieder freier. »Ha, zum Teufel,« fluchte Groslow, »ich dachte, es wäre mir besser gelungen, und wäre es nach dem Hause dieses Elenden nicht so weit, würde ich umkehren und ihn ganz niedermachen.«
    »Ihr würdet auch Wohl daran tun,« sagte d'Artagnan, »wenn Ihr fürchtet, daß er wieder davonkommt; Ihr wißt ja, wenn die Kopfwunden nicht auf der Stelle töten, so sind sie binnen acht Tagen geheilt.« Hier warf d'Artagnan Parry einen zweiten Blick zu, auf dessen Antlitz sich ein solcher Ausdruck von Freude zeigte, daß ihm Karl lächelnd die Hand reichte. Parry verneigte sich und küßte ehrerbietig die Hand seines Gebieters. »D'Artagnan,« sprach Athos, »Ihr seid wahrlich zu gleicher Zeit ebenso gemütlich, als Ihr Eure Worte richtig zu wählen versteht. Was sagt Ihr aber zu dem Könige?«
    »Seine Züge gefallen mir vollkommen,« entgegnete d'Artagnan, »sie sind zugleich edel und gutmütig.«
    »Ja, doch läßt er sich fangen, und das ist nicht recht.«
    »Ich habe große Lust, auf des Königs Gesundheit zu trinken,« sagte Athos.
    »Dann laßt mich die Gesundheit ausbringen,« versetzte d'Artagnan.
    »Tut das,« bemerkte Aramis. Porthos blickte d'Artagnan an, ganz verblüfft über die Mittel, die sein gascognischer Scharfsinn unablässig seinem Freunde darbot. D'Artagnan füllte seinen Becher an, erhob ihn und sprach zu seinen Gefährten: »Meine Herren, wenn es

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