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Zwanzig Jahre nachher (German Edition)

Zwanzig Jahre nachher (German Edition)

Titel: Zwanzig Jahre nachher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas (der Ältere)
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eines Freundes, der Euch bis zum letzten Hauche liebt!«
    Aramis wollte dem König die Hand küssen, allein dieser ergriff die seinige und preßte sie an sein Herz. In diesem Momente trat ein Mann ein, ohne früher angepocht zu haben; Aramis wollte seine Hund zurückziehen, jedoch der König hielt sie fest. Der Eintretende war einer von jenen Puritanern, halb Priester, halb Soldat, wie sie um Cromwell herum wimmelten.
    »Was wollt Ihr?« fragte ihn der König.
    »Ich möchte wissen,« entgegnete der Ankömmling, »ob Karl Stuart seine Andacht beschlossen habe.« »Was kümmert Euch das,« erwiderte der König, »wir sind nicht eines Glaubens.«
    »Alle Menschen sind Brüder,« versetzte der Puritaner; «einer meiner Brüder wird sterben, und ich will ihn zum Tode ermutigen.«
    »Genug!« rief Parry, «der König verlangt nach Eurer Ermutigung nicht.«
    »Sire,« flüsterte Aramis, »schont seiner, er ist sicher ein Kundschafter.«
    »Nach dem ehrwürdigen Doktor-Bischof,« sprach der König zu ihm, »will ich Euch, mein Herr, mit Vergnügen anhören.« Der Mann mit schielendem Blicke ging fort, nachdem er Juxon mit einer Bedächtigkeit beobachtet hatte, die dem Könige nicht entging.
    »Chevalier,« sprach er, als die Türe wieder geschlossen war, »ich denke, Ihr hattet recht, dieser Mann kam in schlimmer Absicht hierher; habt acht, daß Euch beim Fortgehen kein Unglück begegne.«
    »Sire!« entgegnete Aramis, »ich danke Eurer Majestät, doch beruhigen Sie sich, ich trage einen Panzer und Dolch unter diesem Gewande.«
    »So geht denn, unser Herr und Gott nehme Euch in seinen heiligen Schutz, wie ich zu sagen pflegte, als ich noch König war.«
    Aramis entfernte sich: Karl begleitete ihn bis an die Schwelle. Dann schritt Aramis majestätisch durch die mit Wachen und Soldaten angefüllten Vorzimmer, stieg wieder in seinen Wagen, wohin ihm seine zwei Wachen folgten, und ließ sich nach dem bischöflichen Palaste führen, wo sie von ihm weggingen. Juxon erwartete ihn schon voll Angst.
    »Nun,« sprach er, als er Aramis kommen sah.
    »Nun,« antwortete dieser, »es fiel mir alles nach Wunsch aus; Kundschafter, Wachen und Trabanten hielten mich für Euch, und der König segnet Euch, erwartend, daß Ihr ihn wieder segnet.«
    »Gott beschütze Euch, mein Sohn, denn Euer Beispiel hat mir zugleich Hoffnung und Mut eingeflößt.« Aramis zog seine Kleider und seinen Mantel wieder an und ging fort, indem er Juxon bedeutete, er würde seine Zuflucht noch einmal zu ihm nehmen. Er war in der Straße noch kaum zehn Schritte weit gegangen, als er bemerkte, daß ihm ein Mann folge, der in einen weiten Mantel gehüllt war; er legte die Hand an seinen Dolch und blieb stehen. Der Mann ging gerade auf ihn zu – es war Porthos.
    »Lieber Freund!« rief Aramis und reichte ihm die Hand.
    »Ihr seht, mein Lieber,« entgegnete Porthos, »jeder von uns hatte seine Sendung; die meinige war, über Euch zu wachen, was ich denn auch getan habe. Habt Ihr den König gesehen?«
    »Ja, und alles geht gut.«
    »Nun, wo sind unsere Freunde?«
    »Unsere Verabredung war, daß wir um elf Uhr im Gasthause zusammenkommen.«
    »Dann haben wir keine Zeit mehr zu verlieren,« sagte Aramis. Da schlug es wirklich elf Uhr auf der St.-Pauls-Kirche. Da sich aber die zwei Freunde beeilten, so trafen sie zuerst ein. Nach ihnen kam Athos und sprach, ehe ihn noch seine Freunde zu befragen Zeit hatten:
    »Es geht alles gut.«
    »Was habt Ihr getan?« fragte Aramis.
    »Ich habe eine kleine Feluke gemietet, schmal wie ein Kahn und leicht wie eine Schwalbe. Sie erwartet uns in Greenwich, der Hundeinsel gegenüber; sie ist mit einem Lotsen und vier Matrosen bemannt, welche sich gegen 50 Pfund Sterling drei Nächte hindurch ganz zu unserer Verfügung stellen werden. Sollte ich umkommen, so wisset, der Kapitän heißt Roger und die Feluke ›Blitz‹. Damit werdet Ihr den einen wie die andere finden. Das Erkennungszeichen ist ein Taschentuch, an den vier Ecken mit Knoten versehen.«
    Einen Augenblick darauf kam d'Artagnan. »Wendet Eure Taschen,« rief er, »und leert sie bis auf hundert Pfund Sterling; was die meinigen betrifft, so sind sie bereits ausgeleert.« Die Summe war in einer Sekunde beisammen; d'Artagnan ging hinaus, kehrte aber sogleich zurück und sagte: »So, das ist abgetan; o, es war nicht ohne Mühseligkeit.«
    »Hat der Scharfrichter London verlassen?« fragte Athos.
    »Jawohl, allein das war noch nicht sicher genug, er konnte ja durch das eine Tor

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