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Zwanzig Jahre nachher (German Edition)

Zwanzig Jahre nachher (German Edition)

Titel: Zwanzig Jahre nachher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas (der Ältere)
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andern.«
    »Jedoch in Eurer Abwesenheit ...« bemerkte Athos.
    »Nun,« hatte ich denn nicht Grimaud und den Schotten, daß sie während meiner Abwesenheit meine Stelle vertraten? Ehe er noch im Hause zehn Schritte weit getan hatte, war ich schon rings um das Haus herumgegangen. An jene Türe, durch welche er eingetreten war, stellte ich meinen Schotten, und gab ihm zu verstehen, falls der Mann mit der schwarzen Maske zurückkehrte, so müßte er ihm nachfolgen, wohin er immer ginge, indes Grimaud ihm selbst folgen und zurückkehren würde, um uns dort, wo wir waren, zu erwarten: Hierauf stellte ich Grimaud an den zweiten Ausgang und empfahl ihm dasselbe; und nun bin ich hier. So ist das Wild umstellt, und wer mag nun das Halali sehen?« Athos stürzte sich in die Arme d'Artagnans, der sich die Stirn abtrocknete, und sprach zu ihm: »Freund, Ihr waret wirklich zu gut, daß Ihr mir verziehen; ich hatte unrecht, hundertmal unrecht, da ich Euch kennen sollte; allein es liegt in unserm Innern etwas Böses, das beständig zweifelt.«
    »Hm,« bemerkte Porthos, »war der Scharfrichter nicht vielleicht gar Herr Cromwell, der das Werk selbst vollzog, um nur sicher zu sein, daß es gut vollzogen würde?«
    »Ha doch. Her Cromwell ist groß und untersetzt, und jener war mager, schlank und mehr groß als klein.«
    »So war es irgendein verurteilter Soldat, dem man für diesen Preis seine Begnadigung angetragen hat, wie man es für den unglücklichen Chalais getan hat,« versetzte Athos.
    »Nein, nein,« rief d'Artagnan, »es war nicht der taktmäßige Gang eines Infanteristen und auch nicht der steife Schritt eines Kavalleristen. Unser Mann hat einen schmucken Fuß, einen vortrefflichen Gang. Entweder irre ich sehr, oder wir haben es mit einem Kavalier zu tun.«
    »Eine hübsche Jagd,« sprach Porthos mit einem Gelächter, daß die Fensterscheiben sich schüttelten, »bei Gott, eine hübsche Jagd!«
    »Wollet Ihr immer nach abreisen, Athos?« fragte d'Artagnan. »Nein, ich bleibe,« erwiderte der Graf mit einer bedrohlichen Gebärde, welche dem, an den sie gerichtet war, nichts Gutes versprach. »Nun, die Schwerter,« rief Aramis, »die Schwerter, laßt uns keinen Augenblick versäumen.«
    Die vier Freunde kleideten sich schnell wieder als Kavaliere, gürteten sich die Schwerter um, riefen Mousqueton und Blaisois herauf, und befahlen ihnen, die Zeche mit dem Wirte zu berichtigen, und zur Abreise alles bereitzuhalten, da man London wahrscheinlich noch in dieser Nacht verlassen würde. Sofort gingen die vier Freunde, in ihre Mäntel gehüllt, über alle Plätze und durch alle Straßen der bei Tag so volkreichen und in dieser Nacht so verödeten City. D'Artagnan führte sie, und suchte von Zeit zu Zeit die Kreuze wiederzuerkennen, welche er mit seinem Dolche an den Mauern gemacht hatte, allein die Nacht war so finster, daß es große Mühe erforderte, diese Spuren wieder aufzufinden. D'Artagnan hatte aber seinem Gedächtnisse jeden Eckstein, jeden Brunnen, jedes Schild so gut eingeprägt, daß er nach Verlauf einer halben Stunde mit seinen drei Begleitern vor dem einsamen Hause ankam. D'Artagnan dachte einen Augenblick lang, Parrys Bruder wäre verschwunden, doch irrte er sich; der kräftige Schotte, an seine Eisberge gewöhnt, hatte sich gegen einen Eckstein hingestreckt, und wie eine von ihrem Fußgestelle herabgeworfene Statue hatte er sich, fühllos gegen die Rauheit der Jahreszeit, mit Schnee überdecken lassen; doch stand er auf, als die vier Männer sich näherten.
    »Seht,« sprach Athos, »da ist noch ein braver Diener. Bei Gott! die wackeren Leute sind nicht gar so selten, wie man glaubt. Das ermutigt.«
    »Eilen wir nicht allzu sehr, unserm Schottländer Kränze zu winden,« versetzte d'Artagnan; »mich dünkt, der Schelm ist für seine eigene Rechnung hier. Ich hörte sagen, daß die Herren, welche jenseits des Tweed zur Welt kommen, gern Groll hegen. Meister Groslow mag auf seiner Hut sein, er könnte bei seiner Begegnung wohl eine schlimme Viertelstunde haben.«
    Er trennte sich dann von seinen Freunden, näherte sich dem Schotten und gab sich zu erkennen. Darauf winkte er den andern, zu kommen.
    »Nun?« fragte Athos auf englisch. »Es hat niemand das Haus verlassen,« antwortete Parrys Bruder. »Gut, bleibt bei diesem Manne, Porthos, und Ihr gleichfalls, Aramis. D'Artagnan wird mich zu Grimaud führen.«
    Grimaud hatte sich ebenso bewegungslos wie der Schotte an eine hohle Mauer gelehnt, und sich daraus ein

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