Zwanzig Jahre nachher (German Edition)
sagte Artagnan, »er hat der Königin zugehört.«
»Somit sehet Ihr, daß ich in Ihrem Namen mit Euch spreche. Antwortet mir also, ohne Euch länger zu verstellen. Ich sagte es schon und wiederholte es Euch: es handelt sich um Euer Glück.«
»Meiner Treue, gnädigster Herr, ich habe es sehr Vonnöten, mein Glück zu machen. Ew. Eminenz hat mich so lange vergessen.«
»Acht Tage sind hinreichend, um das wieder gut zu machen. Verständigen wir uns, Ihr seid jetzt hier, wo aber sind Eure Freunde?«
»Monseigneur, das weiß ich nicht.«
»Wie! das wißt Ihr nicht?«
»Nein, wir sind seit lange schon getrennt, da alle drei den Dienst verlassen haben.«
»Wo werdet Ihr sie nun auffinden?«
»Überall, wo sie sind, das ist meine Sorge.«
»Gut – und Eure Bedingnisse?«
»Geld, gnädiger Herr, so viel als unsere Unternehmungen erheischen; ich erinnere mich nur zu wohl, wie oft wir aus Geldmangel verhindert wurden, und ohne diesen Diamant, den ich notgedrungen verkaufen mußte, hätten wir unser Ziel nicht erreicht.«
»Potz Wetter! Geld und viel Geld!« rief Mazarin, »wie Ihr gleich anfangt, Herr Offizier! Wißt Ihr wohl, daß sich in den königlichen Kassen kein Geld befindet?«
»Tun Sie dann wie ich, gnädigster Herr, verkaufen Sie die Krondiamanten. O, geizen wir ja nicht, mit geringen Mitteln lassen sich große Dinge schlecht ausführen.«
»Wohlan,« sprach Mazarin, »wir werden besorgt sein, Euch zufrieden zu stellen.«
»Richelieu,« dachte d'Artagnan, »hätte mir bereits fünfhundert Pistolen auf die Hand gelegt.«
»Ihr werdet also mir angehören?«
»Ja, wenn es meine Freunde wollen.«
«Kann ich aber bei ihrer Weigerung doch auf Euch rechnen?«
»Allein führte ich nie etwas Gutes aus,« versetzte d'Artagnan kopfschüttelnd.
»Sucht sie also auf.«
»Was soll ich nun sagen, um sie zum Dienste Ew. Eminenz zu bewegen?« »Ihr kennet sie besser als ich. Macht ihnen die Anträge je nach ihrem Charakter.«
»Was für Anträge soll ich machen?«
»Sie sollen mir so dienen, wie sie einst der Königin dienten, und mein Dank wird glänzend ausfallen.«
»Was haben wir zu tun?«
»Alles, indem Ihr alles ausführen zu können scheinet.«
»Hat man Vertrauen zu den Leuten, Monseigneur, und will man Vertrauen erlangen, so muß man sie besser unterweisen, als es Ew. Eminenz tut.«
»Seid unbekümmert,« entgegnete Mazarin, »ist einmal der Moment zum Handeln gekommen, so sollt Ihr meinen ganzen Willen erfahren.«
»Und bis dahin?«
»Harret und suchet Eure Freunde auf.«
»Monseigneur, sie sind vielleicht nicht in Paris, ja, wahrscheinlich nicht; und somit werde ich reisen müssen. Ich bin nur ein sehr armer Leutnant der Musketiere, und die Reisen sind kostspielig.«
»Es ist nicht meine Absicht,« versetzte Mazarin, »daß Ihr mit Prunk zu Werke geht; meine Entwürfe bedürfen der Heimlichkeit, und würden sich bei zu großem Aufsehen gefährden.«
»Auch dann, Monseigneur, kann ich mit meiner Löhnung nicht reisen, da man mir seit drei Monden rückständig ist; auch kann ich mit meinen Ersparnissen nicht reisen, da ich während meiner zweiundzwanzigjährigen Dienstzeit nur Schulden angehäuft habe.«
Mazarin versank ein Weilchen in ein tiefes Nachsinnen, als ginge in seinem Innern ein heftiger Kampf vor; sodann näherte er sich einem mit dreifachem Schlosse versperrten Schrank, nahm daraus einen Säckel hervor und wog ihn ein paarmal in der Hand, ehe er ihn d'Artagnan reichte und mit einem Seufzer zu ihm sprach: »So nehmt denn das hin, es ist für die Reise.«
»Wenn das spanische Dublonen oder auch nur Goldtaler sind,« dachte d'Artagnan, »so läßt sich noch etwas mitsammen tun.« Er verbeugte sich vor dem Kardinal und steckte den Säckel in seine weite Tasche.
»Nun, so ist es abgetan,« fuhr der Kardinal fort; »Ihr werdet Euch auf den Weg begeben?«
»Ja, gnädigster Herr.«
»Schreibt mir jeden Tag und gebt mir Nachricht von Euren Unterhandlungen.«
»Ich werde es nicht unterlassen. Monseigneur.«
»Ganz wohl – doch sagt mir die Namen Eurer Freunde.«
»Die Namen meiner Freunde?« wiederholte d'Artagnan mit einem Reste von Kümmernis.
»Ja, indes Ihr auf Euren Wegen sucht, will auch ich mich meinerseits erkundigen, und werde vielleicht etwas in Erfahrung bringen.«
»Herr Graf de la Fère – sonst Athos; Herr Duvallon – sonst Porthos, und der Herr Chevalier d'Herblay, jetzt Abbé d'Herblay – sonst Aramis.«
Der Kardinal lächelte und sprach: »Jüngere Söhne von
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