Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zwanzig Jahre nachher (German Edition)

Zwanzig Jahre nachher (German Edition)

Titel: Zwanzig Jahre nachher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas (der Ältere)
Vom Netzwerk:
Kampfes zu kennen scheint, und lasset uns Raum, den wir benötigen.«
    »Nun denn,« sagte Aramis.
    »Das sind vielfache Umstände,« versetzte Porthos.
    »Ziehet Euch zurück, meine Herren.« sagte d'Artagnan, »wir dürfen Herrn Mordaunt nicht den geringsten Vorwand lassen, sich schlecht zu benehmen, wozu er mir große Lust zu haben scheint, wenn ich so sagen darf.« Dieser Hohn prallte ab von dem gleichgültigen Gesichte Mordaunts. Porthos und Aramis stellten sich in die andere Ecke der Wand, in der Athos saß, wonach die zwei Kämpfenden die Mitte des Zimmers einnahmen, das heißt im vollen Lichte der beiden Lampen waren, welche auf Cromwells Schreibtisch standen und den Schauplatz erhellten. Es versteht sich von selbst, daß das Licht in dem Maße abnahm, als man sich von dem Mittelpunkte seiner Strahlen entfernte. »Nun, mein Herr, seid Ihr endlich bereit?« rief d'Artagnan.
    »Ich bin es,« versetzte Mordaunt.
    Beide traten zugleich einen Schritt vor, und durch diese einzige Bewegung waren die Schwerter gebunden.
    D'Artagnan war ein zu ausgezeichneter Fechter, um sich damit zu unterhalten, daß er seinen Gegner versuchte, wie man in der Fechtkunst sagt. Er machte eine glänzende und rasche Finte; die Finte wurde von Mordaunt ausgeschlagen. »Ah, ah!« rief er mit einem zufriedenen Lächeln. Und da er eine Blöße zu bemerken glaubte, so stieß er ohne Zeitverlust eine schnelle, wie der Blitz flammende Prime. Mordaunt wich mit einer so geschlossenen Konterquart aus, daß sie den Umfang von dem Ring eines jungen Mädchens nicht überschritten hätte.
    »Ich fange an zu glauben,« sagte d'Artagnan, »daß wir uns unterhalten werden.«
    »Ja,« versetzte Aramis, »doch nehmt Euch während der Unterhaltung zusammen.«
    »Bei Gott, mein Freund, habt acht!« sagte Porthos.
    Mordaunt lächelte gleichfalls. »Ach, mein Herr,« sprach d'Artagnan, was habt Ihr doch für ein häßliches Lächeln; nicht wahr, der Teufel hat Euch so lächeln gelehrt?« Mordaunt antwortete damit, daß er d'Artagnans Schwert mit einer Kraft zu binden versuchte, welche der Gascogner in diesem Körper, der dem Anschein nach so schwächlich war, nicht zu finden vermutete; doch mittels einer ebenso gewandten Parade, als die eben ausgeführte seines Gegners war, traf er zu rechter Zeit Mordaunts Klinge, die an der seinigen niederglitt, ohne seine Brust zu berühren. Mordaunt wich schnell einen Schritt zurück.
    »Ha, Ihr brecht ab,« rief d'Artagnan, »Ihr wendet Euch? Wie es beliebt, ich kann dabei noch etwas gewinnen, da ich Euer boshaftes Lachen nicht mehr sehe. Nun bin ich ganz im Schatten; um so besser. Ihr könnt Euch gar nicht denken, mein Herr, welch einen falschen Blick Ihr habt, zumal wenn Ihr Euch fürchtet. Blickt mir einmal in die Augen, und Ihr werdet etwas sehen, was Euch Euer Spiegel niemals zeigen wird, nämlich einen biederen und freien Blick.« Er drang nun wieder auf Mordaunt ein, der immer zurückwich, doch augenscheinlich aus Taktik, ohne einen Fehler zu begehen, welchen d'Artagnan nutzen konnte, ohne daß sich sein Schwert auch nur einen Augenblick lang von der Linie entfernte. Da jedoch der Kampf in einem Zimmer stattfand, und der Raum den Kämpfern fehlte, so berührte Mordaunts Fuß alsbald die Wand, gegen die er sich mit der linken Hand stützte.
    »Ha,« rief d'Artagnan, »nun werdet Ihr nicht weiter zurückweichen, mein schöner Freund!« – Und indem er die Lippen zusammenpreßte und die Stirne faltete, fuhr er fort: »Meine Herren, saht Ihr je einen an die Wand gehefteten Skorpion? Nein, nun, Ihr sollet ihn sehen! –« Und in einer Sekunde führte d'Artagnan drei furchtbare Stöße gegen Mordaunt. Alle drei trafen, indem sie ihn streiften. D'Artagnan begriff nichts von dieser Gewalt. Die drei Freunde blickten sich schweratmend und mit schweißbedeckter Stirne an. Endlich trat auch d'Artagnan, da er zu nahe war, einen Schritt zurück, um einen vierten Stoß vorzubereiten oder vielmehr auszuführen; denn für d'Artagnan waren die Waffen wie die Stöße eine genaue Kombination, wobei sich alle Einzelheiten aneinander ketteten. Jedoch in dem Augenblicke, wo er ungestümer als zuvor auf seinen Gegner eindrang, in dem Augenblicke, wo er nach einer schnellen und geschlossenen Finte rasch wie der Blitz angriff, schien sich die Mauer zu spalten; Mordaunt verschwand durch die klaffende Öffnung, und d'Artagnans Schwert, gefangen zwischen den zwei Fächern, zerbrach, als wäre es von Glas gewesen. D'Artagnan wich einen

Weitere Kostenlose Bücher