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Zwanzig Jahre nachher (German Edition)

Zwanzig Jahre nachher (German Edition)

Titel: Zwanzig Jahre nachher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas (der Ältere)
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Herr von Beaufort die Gefängnishüter zusammen und hielt trotz seiner sprichwörtlich gewordenen schwerfälligen Beredsamkeit folgende Rede an sie, die er freilich schon im voraus memoriert hatte: »Werdet ihr zugeben, meine Herren, daß ein Enkel des guten Königs Heinrich IV. mit Schimpf und Schmach überhäuft werde? Potz Hagelwetter, wie mein Großvater sagte, wißt ihr, daß ich in Paris beinahe regiert habe? Einen ganzen Tag hindurch habe ich den König und den Oheim des Königs in Gewahrsam gehalten. Damals schmeichelte mir die Königin und nannte mich den redlichsten Mann im Königreiche. Helft mir jetzt, daß ich von hier wegkomme, ihr Bürger; ich gehe geradewegs nach dem Louvre, räche mich, an Mazarin, und ihr, ihr werdet dann meine Leibwachen, ich mache euch alle zu Offizieren und das mit guten Besoldungen. Potz' Hagelwetter! vorwärts, marsch!« Doch wie pathetisch auch die Beredsamkeit von Heinrichs IV. Enkel war, so rührte sie doch nicht diese steinernen Herzen; nicht einer regte sich, darum schalt sie Herr von Beaufort alle Lumpenpack und machte sie zu grausamen Feinden. Wenn ihn manchmal Herr von Chavigny besuchte, was alle Wochen zwei- oder dreimal geschah, so benützte der Herzog den Moment, um ihm zu drohen. »Mein Herr,« sprach er zu ihm, »was würden Sie wohl tun, wenn Sie einmal ein Heer Pariser, mit Musketen bewaffnet und durchaus gepanzert, zu meiner Befreiung heranrücken sähen?«
    »Gnädigster Herr,« entgegnete Herr von Chavigny, »ich habe auf den Wällen zwanzig Kanonen und in meinen Kasematten Pulver und Kugeln für dreißigtausend Schüsse; ich würde«, fuhr er, sich vor dem Prinzen tief verneigend, fort, »nach meinen besten Kräften auf sie feuern.«
    »Ja, doch wenn Ihre dreißigtausend Schüsse getan sind, wird man Ihr Schloß einnehmen, und wenn das Schloß eingenommen ist, werde ich gezwungen sein, Sie festnehmen zu lassen, was mir gewiß ungemein leid tun wird.«
    Dabei verneigte sich auch der Prinz vor Herrn von Chavigny mit der größten Artigkeit. »Allein ich, gnädigster Herr,« fuhr Herr von Chavigny fort, »ich werde bei dem ersten Schuft, der meine Torschwelle überschreitet oder den Fuß auf meinen Wall setzt, zu meinem großen Leidwesen genötigt sein, Sie mit eigener Hand zu töten, denn Sie sind mir ganz besonders empfohlen worden, und ich muß Sie tot der lebendig zurückliefern.« Er verneigte sich abermals vor Seiner Hoheit.
    »Allerdings,« fuhr der Herzog fort, »da jedoch diese wackeren Leute gewiß erst dann hierher kämen, nachdem sie Giulio Mazarini aus dem Wege geräumt hätten, so würden Sie sich wohl hüten, an mich Hand anzulegen und mich vielmehr am Leben lassen, aus Besorgnis, von den Parisern gevierteilt zu werden, was ein bißchen unangenehmer als das Henken wäre.« Diese bittersüßen Scherze dauerten auf solche Art zehn Minuten, eine Viertelstunde, höchstens zwanzig Minuten, hatten aber immer ein gleiches Ende. Herr von Chavigny wandte sich nun nach der Tür und rief: »La Ramée!« La Ramée trat ein. »Ich empfehle Euch insbesondere Herrn von Beaufort, La Ramée«, fuhr Herr von Chavigny fort: »behandelt ihn wohl mit all der Rücksicht, die seinem Namen und Rang zukommt, verliert ihn aber darum keinen einzigen Augenblick aus den Augen.« Sodann entfernte er sich, indem er sich vor Herrn von Beaufort mit höhnischer Artigkeit verbeugte, worüber dieser höchst entrüstet war.
    La Ramée war somit des Prinzen aufgedrungener Gesellschafter, sein beständiger Hüter, der Schatten seines Leibes, doch müssen wir aber auch sagen, die Gesellschaft von la Ramée war die eines lustigen Kameraden, eines heiteren Tischgenossen, eines anerkannten Trinkers, eines gewandten Ballspielers, einer ganz ehrlichen Seele, die für Herrn von Beaufort nur einen Fehler hatte, nämlich den der Unbestechlichkeit. So wurde er aber für den Prinzen vielmehr eine Zerstreuung als eine Bürde. Wir halten es für ganz überflüssig, unseren Lesern das physische und moralische Bild Grimauds zu malen, denn wenn sie, wie wir hoffen, den ersten Teil dieses Werkes nicht gänzlich vergessen haben, so müssen sie sich noch ziemlich klar an diese achtbare Person erinnern, die sich weiter in nichts verändert hat, als daß sie zwanzig Jahre älter geworden ist, was ihn nur noch wortarmer und schweigsamer machte, obschon ihm Athos seit der bei ihm vorgegangenen Umänderung wieder zu sprechen erlaubt hatte.
    Allein um diese Zeit schwieg Grimaud bereits zwölf bis fünfzehn

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