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Zwanzig Jahre nachher (German Edition)

Zwanzig Jahre nachher (German Edition)

Titel: Zwanzig Jahre nachher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas (der Ältere)
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»Ha doch!« rief der Prinz aus. »Ihr seid mir unausstehlich, ich will Euch züchtigen.« Grimaud machte eine ehrerbietige Verbeugung. »Ich will Euch die Knochen zerschlagen!« rief der Prinz entrüstet. Grimaud verneigte sich und wich zurück. »Herr Spion,« fuhr der Herzog fort, »ich will Euch mit meinen eigenen Händen erwürgen.« Grimaud verneigte sich abermals, indem er noch weiter zurückwich. »Und das im Augenblicke!« rief der Prinz, welcher glaubte, es sei am besten, ihm auf der Stelle den Hals umzudrehen. Er streckte sonach seine zwei geballten Hände gegen Grimaud aus, welcher weiter nichts tat, als daß er den Wächter aus der Tür stieß und diese hinter ihm absperrte. Zu gleicher Zeit fühlte er, wie ihn die Hände des Prinzen wie zwei eiserne Zangen anfaßten; jedoch anstatt zu rufen oder sich zu verteidigen, erhob er nur langsam seinen Zeigefinger bis an die Lippen, und indem er sein Antlitz das holdseligste Lächeln annehmen ließ, sprach er gang leise: »Still!« Von Grimauds Seite war es um einen Wink, um ein Lächeln, um ein Wort etwas so Seltenes, daß Seine Hoheit unter dem höchsten Erstaunen plötzlich anhielt. Grimaud nützte diesen Augenblick, um aus dem Futter seiner Jacke ein allerliebstes kleines Billett mit adligem Siegel hervorzunehmen, das ungeachtet seines langen Aufenthaltes in Grimauds Wamse seinen Wohlgeruch noch nicht verloren hatte, und er übergab es dem Herzog, ohne daß er ein Wort sprach. Der Herzog, stets mehr verwundert, ließ Grimaud los, nahm das Briefchen, und da er die Handschrift erkannte, rief er aus: »Von der Frau von Montbazon!« Grimaud bejahte es durch ein Kopfnicken. Der Herzog erbrach lebhaft den Umschlag, fuhr mit der Hand über die Augen, so sehr war er geblendet, und las wie folgt:
    »Mein lieber Herzog!
    Sie können sich ganz auf den wackeren Gesellen verlassen, der Ihnen dieses Briefchen überbringen wird, denn er ist der Bediente eines Edelmannes, der einer der unsrigen ist, und der sich bei uns für ihn, als durch zwanzig Jahre der Treue bewährt, verbürgt hat. Er war damit einverstanden, in den Dienst Ihres Aufsehers zu treten, und sich in Vincennes mit Ihnen einsperren zu lassen, um Ihre Flucht, mit der wir uns beschäftigen, einzuleiten und dabei hilfreiche Hand zu leisten. Der Augenblick der Befreiung rückt heran; fassen Sie Geduld und Mut mit dem Gedanken, daß Ihre Freunde ungeachtet der Zeit und der Abwesenheit diejenigen Gefühle, die sie Ihnen gewidmet, auch treu bewahrt haben.
    Ihre ganz und stets geneigte
    Maria von Montbazon.
    P. S. Ich schreibe meinen Namen hier ganz aus, da es zu viel Eitelkeit wäre, zu glauben. Sie würden nach einer fünfjährigen Trennung meine Anfangsbuchstaben erkennen.«
     
    Der Herzog war ein Weilchen lang wie betäubt. Was er seit fünf Jahren suchte, ohne es finden zu können, nämlich einen Diener, einen Gehilfen, einen Freund, das fiel ihm plötzlich vom Himmel in dem Momente, wo er es am wenigsten erwartete. Er starrte Grimaud erstaunt an und wandte sich dann wieder zu dem Briefe, welchen er von einem Ende bis zum andern durchlas. Hierauf wandte er sich wieder zu Grimaud und fuhr fort:
    »Und du, wackerer Geselle, du bist also geneigt, uns beizustehen?« Grimaud machte ein bejahendes Zeichen. »Und du kamst ausdrücklich deshalb hierher?« Grimaud wiederholte dasselbe Zeichen. »Und ich wollte dich erwürgen,« sprach der Herzog. Grimaud lächelte. »Doch halt«, sagte der Herzog und suchte in seiner Tasche. »Halt«, fuhr er fort und erneuerte den vorher fruchtlosen Versuch; »es soll nicht heißen, daß eine so treue Aufopferung für einen Enkel Heinrichs IV. ohne Lohn geblieben sei.« Die Bewegung des Herzogs von Beaufort bewies die beste Absicht von der Welt, doch war es eine der Vorsichtsmaßregeln, die man in Vincennes einführte, daß dem Gefangenen kein Geld gelassen wurde. Sodann zog Grimaud, der die getäuschte Hoffnung des Herzogs bemerkte, eine Börse voll Gold aus seiner Tasche und reichte sie ihm, indem er sagte: »Da ist, was Sie suchen.« Der Herzog öffnete die Börse, um sie in Grimauds Hände auszuleeren; doch dieser schüttelte den Kopf, trat zurück und sprach: »Ich danke, gnädigster Herr, ich bin bezahlt.« Der Herzog ging von Erstaunen zu Erstaunen über. Dann reichte er Grimaud die Hand; dieser trat näher und küßte sie ihm ehrerbietig. Grimaud hatte etwas von den großartigen Manieren Athos' angenommen. »Was sollen wir jetzt tun?« fragte der Herzog.
    »Jetzt ist es elf

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