Zwanzigtausend-Dollar-Date
gesagt, sie bewundere Courtneys Entscheidung, ihn zur Adoption freizugeben. Das sei das größte Geschenk gewesen, das Courtney ihm machen konnte, da sie mit sechzehn noch nicht bereit war, Mutter zu sein. Die beste Entscheidung für sie selbst sei gewesen, von Palo Verde wegzuziehen. Aber Vics Rolle zu erklären fiel Claire sehr viel schwerer.
Mit sieben war Kyle noch nicht alt genug, um zu verstehen, wie geschmacklos – ja sogar strafbar – es war, dass Vic ein so junges Mädchen geschwängert hatte. Und noch weniger verstand er, dass Vics Straftaten von den meisten Bewohnern der Stadt nur deshalb nicht zur Kenntnis genommen wurden, weil er aus einer reichen und angesehenen Familie stammte. Kyle wusste nur, dass sein leiblicher Vater hier in der Stadt lebte und sich nicht für ihn interessierte.
Schon mit sieben war er aufgeweckt genug gewesen, um zu begreifen: Wenn die Ballards ihn bisher nicht anerkannt hatten, würden sie das wohl niemals tun.
Damals hatte Kyle die Ballards Claire gegenüber zum letzten Mal erwähnt. Bis zu diesem Mittwoch nach ihrem Rendezvous mit Matt.
Sie war so überrascht von seiner Frage, dass sie Kyle einen Moment lang nur anstarrte. „Er ist mit mir in ein Restaurant in San Francisco gegangen.“
Kyle spießte ein Stück gebratene Zucchini auf seine Gabel. „Wie ist er so?“
„Intelligent“, antwortete sie, ohne nachzudenken. „Dickköpfig. Er mag keine dummen Leute oder welche, die nicht hart arbeiten. Und er hat nie …“ Abrupt brach sie ab, weil sie sich plötzlich bewusst war, dass sie nicht nur ihrem egoistischen Bedürfnis nachkam, über Matt zu reden, sondern auch Kyles Neugier auf ihn schürte.
Mit ausdrucksloser Miene saß Kyle ganz still auf seinem Stuhl. Claire begriff sofort, dass hinter seinem vorgeschobenen Desinteresse Neugier steckte, ein Funken Hoffnung. Kyle war nicht nur clever, er war auch sensibel. Niemand wusste so gut wie sie, wie verletzt er von der kalten Zurückweisung der Ballards war. Der Gedanke, dass er womöglich darauf hoffte, Matt empfinde anders, behagte ihr gar nicht.
Sie würde es nicht ertragen, wenn Kyle noch einmal von den Ballards verletzt würde. Deshalb sagte sie bestimmt: „Er ist ein netter Mann, aber er ist trotzdem ein Ballard.“
„Ich weiß.“ Kyle nickte ernsthaft, ehe er noch ein paar Zucchinistückchen aß. „Du wirst ihn doch nicht heiraten, Tante Claire, oder?“
„Nein. Auf keinen Fall.“ Sie fragte sich gar nicht erst, wer ihm diese Idee in den Kopf gesetzt hatte. Die ganze Stadt schien davon besessen zu sein, dass Matt … sie hatte keine Ahnung, was die Leute erwarteten. Dass Matt sich in sie verliebte? In die Stadt zurückkehrte und sie vom Fleck weg heiratete?
„Das ist gut. Sogar Mom dachte, er sei deshalb zurückgekommen. Aber ich habe ihr gesagt, du würdest ‚Cutie Pies‘ niemals aufgeben.“
Claire wurde ganz anders. „Was meinst du mit ‚zurückgekommen‘?“
Kyle war zwar ein höflicher, schlauer Junge, aber ihm fehlte die soziale Kompetenz, um zu merken, wie schockiert sie war. „Na ja, hergekommen, um in der Stadt zu bleiben. Er ist Moms neuer Klient. Wegen ihm arbeitet sie heute bis spätabends.“
Kyles Mom war Immobilienmaklerin. Und wenn sie heute wegen Matt länger arbeiten musste, hieß das, dass er schon in der Stadt war.
Kein Wunder, dass die Leute dachten, sie hätten ein Verhältnis.
Und dann begann plötzlich ihr Herz zu rasen. Denn ihr wurde schlagartig noch etwas anderes klar: Wenn Matt mit Kyles Mom zu tun hatte, wie lange würde es dann dauern, bis Matt Kyle begegnete? Hatte der arme Junge nicht schon genug mitgemacht, ohne jetzt noch Matt kennenzulernen und persönlich von ihm zurückgewiesen zu werden?
Ehe Claire darüber nachdenken konnte, wie sich eine Begegnung der beiden auswirken könnte, sah sie direkt vor ihrem Diner Shelby und Matt aus dessen Wagen steigen.
Ihr Beschützerinstinkt brach sich Bahn. Dass Matt mit ihren Gefühlen spielte, war eine Sache. Sie würde nicht zulassen, dass er Kyle traf. Der arme Junge war oft genug von den Ballards gekränkt worden. Sie konnte nicht zulassen, dass Matt noch mehr Schaden anrichtete.
Matt hatte nicht angenommen, dass er unbemerkt nach Palo Verde zurückkommen könnte, aber mit einer derart großen Aufmerksamkeit hätte er auch wieder nicht gerechnet. Am späten Abend des Vortags hatte er sich in einer Pension eingemietet. Dass die Inhaberin nicht nur zu später Stunde mit ihm hatte plaudern, sondern am Morgen auch
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