Zwanzigtausend-Dollar-Date
außer kurz auf der Spendenauktion –, wurde ihrem Vater immer ähnlicher.
Nachdem er ein Telefonat beendet hatte – nach Matts Einschätzung reine Show, um zu zeigen, wie wichtig er war –, stand Vic auf und streckte ihm, über den Schreibtisch hinweg, die Hand hin. „Wie geht’s dir, Bruderherz?“
Matt erhob sich nicht einmal. „Ich will, dass du Claire in Ruhe lässt.“
Vic zog die Hand zurück. Sein Lächeln vertiefte sich. „Ich weiß nicht, was du meinst.“
„Ich reise wieder ab. Aus einigen ihrer Bemerkungen habe ich den Eindruck gewonnen, dass du – oder vielleicht unsere Mutter – ihr manchmal das Leben schwer machst.“
„Ich weiß wirklich nicht, was …“
„Das hört jetzt auf.“ Sein Ton duldete keine Widerrede.
Vic hielt beschwichtigend die Hände hoch. „Aber ich …“
Matt stand auf. „Sofort. Ich will nicht, dass du mit ihr sprichst. Ich will nicht, dass du auch nur ihren Diner betrittst. Und ich will, dass du dafür sorgst, dass Mutter dasselbe tut.“
Endlich ließ Vic die Maske fallen. Er betrachtete Matt einen Moment abschätzend. „Mann, sie hat dich wirklich fest im Griff, was?“
„Vic, lass gut sein.“
Aber Vic war nicht clever genug, um den warnenden Unterton in Matts Stimme ernst zu nehmen. „Versteh mich nicht falsch. Ich verstehe ja, warum du das alles willst. Sie ist wirklich ein süßes kleines …“
Vic bekam keine Chance, seinen Kommentar zu beenden. Matt platzte der Kragen. Seine Wut, sich mit den Intrigen seiner Familie befassen zu müssen, brach sich Bahn. Eine Wut, die er ein Leben lang unterdrückt hatte. Mit einem Satz war er bei seinem Bruder, packte ihn und warf ihn unsanft gegen die Wand. Sein Unterarm drückte dabei gegen Vics Kehle. Schockiert rang Vic nach Atem.
„Weißt du, was dein Fehler ist, Vic? Du hast immer angenommen, dass ich, weil ich schlau bin, nicht auch hart sein kann. Mein Leben lang hast du auf mir herumgehackt, und ich habe es geduldet, weil es mir die Sache nicht wert war, gegen dich anzugehen. Deshalb hast du keine Ahnung, wozu ich fähig bin.“ Matt spürte, wie Vic die Finger in seinen Arm krallte, um ihn von seinem Hals wegzuzerren. Und es war ihm eine Genugtuung, dass Vic nicht stark genug war, um ihn abzuschütteln.
Schließlich trat er zurück und gab Vic frei. Er schüttelte seinen Arm aus. „Wenn du sie auch nur noch ein Mal ansiehst oder in ihre Richtung atmest, komme ich zurück und mache dich fertig.“
„Das würdest du nicht tun.“ Vic rieb sich seinen Hals. „Das könntest du nicht.“
„Ballard Enterprises unterhält dich und Mom kaum noch. Seit Jahren habt ihr beide mir still und leise eure Anteile verkauft, um euren Lebensstil zu finanzieren. Ich könnte diese Firma übernehmen, ehe du weißt, wie dir geschieht. Und ich würde sie liebend gern auseinandernehmen, Stück für Stück, und dir nichts übrig lassen. Sei kein Idiot und mach diesen Coup nicht noch verlockender, als er es schon ist.“
„Das würdest du deiner Familie nicht antun.“
Matt sah sich ein letztes Mal in dem Büro um, von dem aus ihr Vater sein kleines Imperium regiert hatte.
„Du bist nicht mehr meine Familie.“ Er wandte sich zum Gehen, fest entschlossen, nie wieder den Fuß in den gleichen Raum zu setzen wie sein Bruder.
Er warf Vic einen letzten Blick zu.
„Wie? Meinst du etwa, dieser kleine Walstead wäre jetzt deine Familie?“, schleuderte Vic ihm entgegen. „Glaubst du, die wollen etwas mit dir zu tun haben?“
Matt blieb stehen und wandte sich langsam zu seinem Bruder um. „Was war das?“
Vics Augen wurden schmal, während er Matt hinterhältig musterte. Dann verzog er den Mund zu einem höhnischen Grinsen. „Sie hat es dir nicht gesagt.“
„Sie hat mir was nicht gesagt?“
Aus dem Grinsen wurde boshaftes, schadenfrohes Gelächter. „Wenn ich du wäre, würde ich mir Kyle Walstead einmal ganz genau ansehen.“
Claires kleines Haus war vom „Cutie Pies“ gut zu Fuß zu erreichen. Es lag etwas von der Straße ab auf einem mittelgroßen Grundstück mit einer prächtigen Pinie im Vorgarten. Eine Treppe führte zur Veranda hinauf, die sich über die ganze Vorderseite des Hauses erstreckte.
Am Vorabend hatte Matt gut eine halbe Stunde in seinem Wagen vor ihrem Haus gesessen, nachdem er gegangen war und Claire weinend zurückgelassen hatte. Er hätte nie gedacht, dass er noch einmal herkommen würde. Aber er musste wissen, was zum Teufel die Bemerkung seines Bruders über Kyle Walstead
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