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Zwei an Einem Tag

Zwei an Einem Tag

Titel: Zwei an Einem Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Nicholls
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nächstes Jahr Uni?«
    »Nottingham, hoffe ich. Wenn meine Noten gut genug sind.«
    »Sind sie bestimmt. Sind sie bestimmt.«
    »Dank Ihnen«, sagt Sonya, nicht sehr überzeugt.
    Sie schweigen. Verzweifelt hält Emma die Flaschen und die Zigarette hoch und schwenkt sie. »WOCHENEINKAUF!«, sagt sie.
    Sonya sieht verwirrt aus. »Tja. Ich geh dann mal besser.«
    »Okay, Sonya, es war schön, dich zu sehen. Sonya? Viel Glück, ja? Ganz viel Glück«, aber Sonya stolziert schon wieder davon, ohne sich umzudrehen, und Emma, eine dieser Carpe-diem-Lehrerinnen, sieht ihr nach.
    Spät in derselben Nacht passiert etwas Seltsames. Als sie halb schlafend bei laufendem Fernseher mit der leeren Flasche zu Füßen im Bett liegt, wird sie von Dexter Mayhews Stimme geweckt. Sie versteht nicht ganz, was er sagt – irgendwas über Ego-Shooter, Mehrspieler-Optionen und Nonstop-Baller-Action. Verwirrt und beunruhigt reißt sie die Augen auf, und er steht genau vor ihrer Nase.
    Emma rappelt sich mühsam auf und lächelt. Die Show hat sie schon einmal gesehen. Game On ist eine Sendung im Spätprogramm, mit allen heißen, angesagten News aus der Computerspielszene. Das Set ist ein rot beleuchtetes, aus Styropor-Felsbrocken bestehendes Verlies, als hätte es etwas von Vorhölle, Computerspiele zu spielen. In dem Verlies sitzen käsige Spieler vor einem gigantischen Bildschirm, während Dexter Mayhew sie drängt, die Knöpfe zu drücken, schneller, schneller, schießt, schießt.
    Die Spiele, oder Turniere , werden unterbrochen von ernsten Kritiken, in denen Dexter und eine Alibifrau mit orangefarbenem Haar die angesagten Neuerscheinungen der Woche besprechen. Vielleicht liegt es an Emmas winzigem Fernseher, aber er wirkt neuerdings etwas aufgedunsen und grau im Gesicht. Vielleicht liegt es wirklich am Fernseher, aber etwas fehlt. Das Prahlerische, an das sie sich erinnert, ist verschwunden. Als er über Duke Nukem 3D spricht, wirkt er unsicher, ja fast verlegen. Sie empfindet eine große Welle der Zuneigung für Dexter Mayhew. Seit sie sich kennen, ist nicht ein Tag vergangen, an dem sie nicht an ihn gedacht hat. Sie vermisst ihn und will ihn wiederhaben. Ich will meinen besten Freund zurück, denkt sie, weil ohne ihn nichts gut und richtig ist. Ich rufe ihn an, denkt sie, als sie einschläft.
    Morgen. Gleich morgen früh rufe ich ihn an.

KAPITEL ELF
Zwei Treffen
    Dienstag, 15. Juli 1997

Soho und South Bank
    »So. Die schlechte Nachricht ist, sie haben Game On abgesetzt.«
    »Abgesetzt? Echt?«
    »Ja.«
    »Aha. Okay. Aha. Haben sie gesagt, warum?«
    »Nun, Dexy, sie haben einfach das Gefühl, die Sendung vermittle die pikante Romantik von Computerspielen im Spätprogramm nicht richtig. Sie denken, noch nicht die ideale Mischung gefunden zu haben, deshalb setzen sie die Sendung ab.«
    »Verstehe.«
    »… und fangen mit einem anderen Moderator neu an.«
    »Und einem anderen Namen?«
    »Nein, die Show heißt weiterhin Game On .«
    »Gut. Also – also bleibt es dieselbe Show.«
    »Es gibt ein paar entscheidende Änderungen.«
    »Aber sie heißt immer noch Game On ?«
    »Ja.«
    »Gleiches Set, gleiches Format und so.«
    »Im weitesten Sinne.«
    »Aber mit einem anderen Moderator.«
    »Ja. Ein anderer Moderator.«
    »Wer?«
    »Keine Ahnung. Du jedenfalls nicht.«
    »Und wer, haben sie nicht gesagt?«
    »Jünger, haben sie gesagt. Jemand Jüngeres, sie wollen sich verjüngen. Mehr weiß ich nicht.«
    »Also … mit anderen Worten, ich bin gefeuert.«
    »Tja, ich schätze, das könnte man so sehen, ja, in diesem Fall haben sie sich entschieden, in eine andere Richtung zu gehen. Weg von dir.«
    »Okay. Okay. Und – was ist die gute Nachricht?«
    »Wie bitte?«
    »Na ja, du hast gesagt, ›die schlechte Nachricht ist, sie haben die Sendung abgesetzt‹. Was ist die gute Nachricht?«
    »Das wars. Das ist alles. Mehr Nachrichten habe ich nicht.«
    In knapp drei Kilometern Entfernung am anderen Themseufer steht Emma Morley zur gleichen Zeit mit ihrer alten Freundin Stephanie Shaw im Aufzug.
    »Die Hauptsache ist, und das kann ich nicht genug betonen –, lass dich bloß nicht einschüchtern.«
    »Wieso sollte ich eingeschüchtert sein?«
    »Sie ist eine Legende im Verlagswesen. Sie ist berüchtigt.«
    »Berüchtigt? Wofür?«
    »Für ihre … überwältigende Persönlichkeit.« Obwohl sie allein im Aufzug sind, flüstert Stephanie Shaw. »Sie ist eine hervorragende Lektorin, sie ist nur leicht … exzentrisch.«
    Die nächsten zwanzig Stockwerke

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