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Zwei an Einem Tag

Zwei an Einem Tag

Titel: Zwei an Einem Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Nicholls
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Augenblicklich beschließt Emma, so bald wie möglich loszuziehen und sich die Kante zu geben. Warum nicht? Bei den anderen scheint das ja auch zu funktionieren. Beflügelt von dieser Aussicht geht sie in die Küche, um schon mal anzufangen.
    Er folgt ihr. »Und, wo warst du jetzt?«
    »Hab ich doch gesagt. In der Schule, bei der Probe.«
    »Was habt ihr geprobt?«
    » Bugsy Malone . Echt witzig. Warum, willst du Karten?«
    »Nein, danke.«
    »Es gibt Sahnekanonen.«
    »Ich glaube, du hast dich mit jemandem getroffen.«
    »Ach, bitte – geht das wieder los.« Sie macht den Kühlschrank auf, findet eine halbvolle Weinflasche, aber dies ist eine Situation, in der nur Hochprozentiges hilft. »Ian, warum bist du so besessen von dem Gedanken, ich könnte mich mit jemandem treffen ? Wieso kann es nicht einfach daran liegen, dass wir nicht zueinander gepasst haben?« Mit einem heftigen Ruck reißt sie das zugefrorene Tiefkühlfach auf. Eiskristalle rieseln zu Boden.
    »Aber wir passen hervorragend zueinander!«
    »Aha, na gut, wenn du das sagst, fangen wir doch einfach von vorne an!« Hinter einer Uralt-Packung Pizza Calzone findet sie eine Flasche Wodka. »Yes!« Sie wirft Ian die Calzone zu. »Hier – das ist deine. Ich überlasse dir das Sorgerecht.« Sie wirft die Kühlschranktür zu und nimmt sich ein Glas. »Und selbst wenn ich mit jemandem zusammen wäre, Ian? Na und? Wir haben Schluss gemacht, erinnerst du dich?«
    »Ja, dunkel, dunkel. Also, wer ist es?«
    Sie schenkt sich zwei Fingerbreit Wodka ein. »Wer ist was?«
    »Dein neuer Freund ? Na los, raus damit, mich störts nicht«, höhnt er. »Wir sind ja immer noch Freunde .«
    Emma trinkt, beugt sich vor, stützt die Ellbogen auf die den Tresen und presst sich die Handballen auf die Augen, während ihr die eisige Flüssigkeit die Kehle hinunterrinnt. Eine Pause entsteht.
    »Es ist Mr Godalming. Der Schulleiter. Wir haben seit neun Monaten eine Affäre, mit Unterbrechungen, aber ich glaube, es geht hauptsächlich um Sex. Um ehrlich zu sein, ist es für uns beide ein bisschen erniedrigend. Ziemlich beschämend. Bisschen traurig. Trotzdem, wie ich immer sage, wenigstens sind keine Kinder im Spiel! Da hast dus …«, murmelt sie in ihr Glas. »Jetzt weißt du Bescheid.«
    Stille. Dann:
    »Du verarschst mich.«
    »Sieh aus dem Fenster, schau nach, überzeuge dich selbst. Er wartet im Wagen. Marineblauer Sierra …«
    Ungläubig schnieft er. »Das ist verdammt noch mal nicht lustig, Emma.«
    Emma stellt das leere Glas auf den Tresen und atmet langsam aus. »Nein, ich weiß. Die Situation ist in keiner Weise lustig.« Sie dreht sich zu ihm um. »Ich habs dir schon gesagt, Ian, ich treffe mich mit niemandem. Ich bin nicht verliebt und wills auch gar nicht sein. Alles, was ich will, ist meine Ruhe …«
    »Ich habe da eine Theorie!«, sagt er stolz.
    »Was für ’ne Theorie?«
    »Ich weiß, wers ist.«
    Sie seufzt. »Und wer ist es, Sherlock?«
    » Dexter! «, verkündet er triumphierend.
    »Ach, Herrgott nochmal …« Sie trinkt das Glas aus.
    »Ich hab Recht, stimmts?«
    Bitter lacht sie auf. »Gott, schön wärs …«
    »Was soll das denn heißen?«
    »Nichts. Ian, wie du weißt, habe ich seit Monaten nicht mehr mit Dexter gesprochen …«
    »Sagst du!«
    »Sei nicht albern, Ian. Glaubst du etwa, wir hätten eine geheime Affäre, ohne dass irgendwer was merkt?«
    »Die Beweise legen das nahe.«
    »Beweise? Was für Beweise ?«
    Zum ersten Mal sieht Ian kleinlaut aus. »Deine Notizbücher.«
    Sie zögert und stellt das Glas außer Reichweite, um es nicht nach ihm zu werfen. »Du hast meine Notizbücher gelesen? …«
    »Nur überflogen. Ein-oder zweimal. Über die Jahre.«
    »Du Dreckskerl …«
    »Die kleinen Gedichte, die zauberhaften zehn Tage in Griechenland, so viel Sehnsucht und Verlangen …«
    »Wie kannst du es wagen ! Wie kannst du es wagen, mich so zu hintergehen!«
    »Du hast sie rumliegen lassen! Was hast du denn erwartet?«
    »Ich habe etwas Vertrauen erwartet und dass du etwas mehr Selbstachtung hast …«
    »Außerdem musste ich sie gar nicht lesen, es war so verdammt offensichtlich, ihr beide …«
    »… meine Geduld ist erschöpft, Ian! Monatelang hast du gejammert, geschmollt, geflennt und rumgehangen wie ein getretener Hund. Wenn du irgendwann noch mal so reinschneist und meine Schubladen durchwühlst, dann schwöre ich dir, ich ruf die Bullen …«
    »Nur zu! Na los, ruf sie an!«, und er geht mit ausgebreiteten Armen auf sie zu, so dass in dem

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