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Zwei an Einem Tag

Zwei an Einem Tag

Titel: Zwei an Einem Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Nicholls
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Jetzt ist es raus!«
    »Wirklich?«
    »Ja, wirklich!«
    »Schon an der Uni?«
    »Besonders da! Ich hab nur interessiert getan, weil man das halt gemacht hat. Um zwei Uhr morgens habe ich dagesessen, mir Joni Mitchell und das Geschwafel von irgend ’nem Penner angehört, über Apartheid, Atomwaffen oder die Ausbeutung von Frauen, und ich hab gedacht, Mann, ist das öde, können wir nicht über, keine Ahnung, Familie, Musik, Sex, Menschen oder so reden …«
    »Aber bei Politik gehts um Menschen!«
    »Was soll das bedeuten , Em? Das bedeutet doch gar nichts, das ist doch nur Gelaber …«
    »Es bedeutet, dass wir über viele Dinge geredet haben!«
    »Ach ja? Ich erinnere mich nur, dass in jenen goldenen Tagen alle angegeben haben, besonders die Männer, die über Feminismus geschwafelt haben, nur um ein Mädchen ins Bett zu kriegen. Nichts als dämliche Plattitüden: Ist Mr Mandela nicht nett, ist Atomkrieg nicht doof, und ist es nicht scheiße, dass einige Menschen nicht genug zu essen haben …«
    » So was hat keiner gesagt!«
    »… und heute ist es genau dasselbe, nur die Plattitüden haben sich geändert. Heute gehts um globale Erwärmung, und hat Blair nicht Mist gebaut!«
    »Bist du nicht derselben Meinung?«
    » Doch! Bin ich! Ich fänds nur erfrischend, wenn jemand, irgendjemand aus unserem Bekanntenkreis mal sagen würde, so blöd ist Bush auch wieder nicht, und zum Glück bietet jemand diesem faschistischen Diktator endlich mal die Stirn, und übrigens, ich finde mein dickes Auto geil. Er hätte vielleicht Unrecht, aber wenigstens gäbs was zu reden! Wenigstens würden sich dann nicht immer alle auf die Schulter klopfen, wenigstens wäre es eine Abwechslung von all den Massenvernichtungswaffen, Schulen und den Scheiß- Immobilienpreisen .«
    »Du redest doch auch über Immobilienpreise!«
    »Ich weiß! Manchmal kotze ich mich schon selbst an!« Sein Geschrei hallte nach, als er die schmutzige Wäsche an die Wand warf, und dann standen beide im dunklen Schlafzimmer mit den heruntergelassenen Jalousien und dem muffigen, ungemachten Bett.
    »Langweile ich dich?«, fragte sie leise.
    »Sei nicht albern! Das habe ich nicht gesagt.« Plötzlich ausgelaugt, setzte er sich auf das Bett.
    »Stimmt es denn?«
    »Nein. Komm, lass uns von was anderem reden.«
    »Worüber willst du denn reden?«, fragte sie.
    Zusammengesunken saß er auf der Matratze, hielt sich beide Hände vors Gesicht und atmete tief aus. »Wir versuchen es doch erst seit achtzehn Monaten, Em.«
    »Seit zwei Jahren.«
    »Dann eben zwei Jahre. Ich kann nur diese Art, wie du mich ansiehst, nicht mehr ertragen.«
    »Wie denn?«
    »Als gäbst du mir die Schuld dafür, dass es nicht klappt.«
    »Tu ich doch gar nicht!«
    »So fühlt es sich aber an.«
    »Dann entschuldige. Ich bin nur … enttäuscht. Ich wünsche es mir einfach so sehr.«
    »Ich doch auch!«
    »Wirklich?«
    Er sah verletzt aus. »Natürlich!«
    »Am Anfang schien es nicht so.«
    »Nun, jetzt aber schon. Ich liebe dich. Das weißt du doch.«
    Sie ging zu ihm, und eine Weile saßen sie mit gebeugten Schultern schweigend da und hielten Händchen.
    »Komm her«, sagte sie, ließ sich auf die Matratze fallen, und er tat es ihr gleich, so dass ihre Beine über den Rand der Matratze baumelten. Ein trüber Lichtstrahl schien durch die Jalousien.
    »Tut mir leid, dass ich es an dir ausgelassen habe«, sagte sie.
    »Mir tut leid, dass ich … ach, keine Ahnung.«
    Sie nahm seine Hand und presste sie sich an die Lippen. »Weißt du. Ich finde, wir sollten uns durchchecken lassen. In einer Klinik oder so. Beide.«
    »Es ist alles in Ordnung mit uns.«
    »Ich weiß, wir lassen es uns nur noch mal bestätigen.«
    »Zwei Jahre sind nicht lang. Warum warten wir nicht noch sechs Monate?«
    »Ich glaube nicht, dass ich noch mal sechs Monate durchhalte.«
    »Du bist verrückt.«
    »Ich werde im April 39, Dex.«
    »Und ich in zwei Wochen 40!«
    »Eben drum.«
    Er atmete langsam aus und sah Bilder von Reagenzgläsern vor sich. Triste Kabinen, Krankenschwestern, die sich mit einem Ruck Gummihandschuhe anzogen. Magazine. »Na gut. Wir lassen uns durchchecken .« Er drehte sich zu ihr um. »Aber was ist mit den Wartelisten?«
    Sie seufzte. »Ich schätze, wir müssen uns wohl, keine Ahnung, eine Privatklinik suchen.«
    Kurz darauf sagte er: »Unglaublich! Ich hätte nie erwartet, das aus deinem Mund zu hören.«
    »Nein, ich auch nicht«, sagte sie. »Ich auch nicht.«
    Nachdem sie einen zerbrechlichen Frieden

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