Zwei an Einem Tag
das ist alles.«
»Dann treib doch Sport. Geh wieder ins Fitnessstudio. Komm mit mir schwimmen.«
»Wann denn?« Als er die Zahnbürste aus dem Mund nahm, küsste sie ihn zum Trost. »Guck mich an, ich bin ein Wrack«, murmelte er.
»Wie gesagt, Liebling, ich finde deine Brüste wunderschön«, sagte sie lachend, piekste ihn ins Hinterteil und ging unter die Dusche. Er spülte sich den Mund aus, setzte sich auf den Badezimmerstuhl und beobachtete sie.
»Wir sollten uns das Haus heute Nachmittag mal ansehen.«
Unter der Dusche stöhnte Emma auf. »Muss das sein?«
»Also, ich weiß nicht, wie wir sonst ein …«
»Na gut. Okay! Wir gucken uns das Haus an.«
Sie duschte weiter mit dem Rücken zu ihm, er stand auf und ging ins Schlafzimmer, um sich umzuziehen. Beide waren wieder einmal schnell gereizt und streitlustig, was an der stressigen Haussuche liegen musste, wie er sich sagte. Die Wohnung war schon verkauft, und der Großteil ihrer Sachen war in einem Lager untergebracht, damit sie überhaupt Platz hatten. Wenn sie nicht bald etwas fanden, würden sie sich etwas mieten müssen, und das brachte Anspannung und Sorgen mit sich.
Aber er wusste, da war noch etwas anderes im Busch, und tatsächlich, als Emma die Zeitung las und darauf wartete, dass der Wasserkessel heiß wurde, sagte sie plötzlich:
»Ich habe gerade meine Periode bekommen.«
»Wann?«, fragte er.
»Gerade eben«, sagte sie betont ruhig. »Ich habe es schon vorhin gemerkt.«
»Na ja«, sagte er, und mit dem Rücken zu ihm machte Emma den Kaffee.
Er stand auf, schlang ihr die Arme um die Taille und küsste sie auf den Nacken, der noch feucht von der Dusche war. Sie sah nicht auf. »Egal. Wir versuchen es einfach weiter, ja?«, sagte er und stand eine Weile hinter ihr, das Kinn auf ihre Schulter gelegt. Es war eine gewinnende, aber unbequeme Haltung, und als sie umblätterte, nahm er das als Anlass, zum Tisch zu gehen.
Sie setzten sich hin und lasen, Emma den Nachrichten-und Dexter den Sportteil, beide angespannt und gereizt, während Emma auf nervtötende Art den Kopf schüttelte und missbilligend mit der Zunge schnalzte, wie sie es manchmal tat. Die Butler-Untersuchung über die Ursachen des Irakkrieges beherrschte die Schlagzeilen, und er wusste, dass ihr ein Kommentar zum politischen Tagesgeschehen auf der Zunge lag. Er konzentrierte sich auf die Neuigkeiten aus Wimbledon, aber – »Das ist doch krank, oder? Es herrscht Krieg, und buchstäblich keiner protestiert? Ich meine, man würde doch erwarten, dass es zumindest Demonstrationen gibt, oder nicht?«
Ihr Tonfall ärgerte ihn besonders. Den hatte sie schon vor Jahren benutzt: ihre Studentinnenstimme, überlegen und selbstgerecht. Dexter gab ein unverbindliches Grunzen von sich, weder ablehnend noch zustimmend, in der Hoffnung, dass das genügen würde. Eine Pause entstand, es wurde umgeblättert.
»Man sollte doch meinen, es gäbe eine Protestbewegung wie bei Vietnam, aber nichts. Nur eine Demo, dann haben alle die Achseln gezuckt und sind nach Hause gegangen. Nicht mal die Studenten gehen auf die Barrikaden!«
»Was haben denn die Studenten damit zu tun?«, fragte er, zurückhaltend, wie er fand.
»Das ist doch Tradition, oder? Dass sich Studenten politisch engagieren. Wenn wir noch Studenten wären, würden wir protestieren.« Sie wandte sich wieder der Zeitung zu. » Ich zumindest.«
Sie provozierte ihn. Gut, wenn sie es so wollte. »Und warum tust dus dann nicht?«
Sie sah ihn scharf an. »Was?«
»Protestieren. Wenn es dir so wichtig ist.«
»Das ist es ja gerade. Vielleicht sollte ich das! Genau das meine ich! Wenn es eine organisierte Bewegung gäbe …«
Er las weiter, entschlossen, es zu ignorieren, was ihm aber nicht gelang. »Vielleicht ist es den Leuten einfach egal.«
»Was?« Ihre Augen verengten sich.
»Der Krieg. Ich meine, wenn alle sich darüber aufregen würden, gäbs Proteste, aber vielleicht sind die Leute ja froh darüber, dass Saddam jetzt weg ist. Ich weiß nicht, ob es dir aufgefallen ist, Em, aber er war kein sehr netter Mensch …«
»Man kann froh sein, dass er weg ist, und trotzdem gegen den Krieg sein.«
»Sag ich ja. Es ist nicht eindeutig, oder?«
»Was, du glaubst, es ist ein ziemlich gerechter Krieg?«
» Ich nicht unbedingt. Die Leute.«
»Aber was ist mit dir?« Sie faltete die Zeitung zusammen, und er begann, sich extrem unwohl zu fühlen. »Was hältst du davon?«
»Was ich davon halte?«
»Was hältst du davon?«
Er seufzte.
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