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Zwei an Einem Tag

Zwei an Einem Tag

Titel: Zwei an Einem Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Nicholls
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übertreiben.«
    »Sieht aus wie Tünche.«
    »Ich bin an die Sonne nicht gewöhnt. Anders als du, du Globetrotter. Willst du auch?«
    »Ich vertrage keine Sonnenmilch.«
    »Dexter, du bist ja ein ganz Harter.«
    Er lächelte, beobachtete sie weiter durch die dunkle Brille, sah die weiche Rundung blasser Haut über dem elastischen Ausschnitt und wie sich eine Brust unter dem schwarzen Badeanzug spannte, als sie den Arm hob. Auch in den Bewegungen, dem schräg gelegten Kopf, der Art, wie sie sich das Haar hochhielt, als sie sich den Nacken eincremte, lag etwas Spezielles, so dass ihm vor Verlangen angenehm schwummerig wurde. Oh Gott, dachte Dexter, und das noch acht Tage. Ihr Badeanzug war am Rücken tief ausgeschnitten, weshalb sie die tiefste Stelle kaum erreichte. »Soll ich dir den Rücken eincremen?«, fragte er. Einer Frau anzubieten, ihr den Rücken einzureiben, war die älteste Anmache der Welt und eigentlich unter seiner Würde, deshalb hielt er es für angebracht, sie als Sorge um ihre Gesundheit zu tarnen. »Du willst dir doch keinen Sonnenbrand holen.«
    »Dann leg mal los.« Emma rutschte zu ihm hinüber, setzte sich zwischen seine Beine und legte den Kopf auf die Knie. Er begann sie einzucremen, das Gesicht so nah, dass sie seinen Atem im Nacken spürte, während er die Hitze ihrer Haut wahrnahm, und beide taten angestrengt so, als sei es das Normalste der Welt und kein klarer Verstoß gegen Regeln Nummer zwei und vier, Flirten verboten und körperliche Zurückhaltung.
    »Ziemlich tiefer Rückenausschnitt, hm?«, sagte er und war sich seiner Finger auf ihrem Kreuz bewusst.
    »Tja, wie gut, dass ich ihn nicht verkehrt herum angezogen habe!«, sagte sie, und beide schwiegen und dachten: Oh Gott, oh Gott, oh Gott, oh Gott.
    Um abzulenken, umfasste sie seinen Knöchel und zog ihn zu sich. »Was ist das denn?«
    »Ein Tattoo. Aus Indien.« Sie strich mit dem Daumen darüber, als wolle sie es wegwischen. »Ist schon etwas verblasst. Es ist ein Yin-Yang-Symbol«, erklärte er.
    »Sieht aus wie ein Verkehrszeichen.«
    »Es bedeutet die Einheit der Gegensätze.«
    »Es bedeutet ›Ende der Geschwindigkeitsbegrenzung‹. Es bedeutet, zieh dir Socken an.«
    Dexter lachte und legte ihr die Hände auf den Rücken, so dass die Daumen in den Kuhlen ihrer Schulterblätter lagen. Ein Moment verging. »So«, sagte er munter, »da hast du deine Grundierung. Los. Gehen wir schwimmen.«
    Und so schleppte sich der lange, heiße Tag dahin. Sie schwammen, schliefen, lasen, und als die schlimmste Hitze abgeklungen war und der Strand sich immer mehr füllte, trat ein Problem zutage. Dexter bemerkte es als Erster.
    »Liegt es an mir oder …«
    »Was?«
    »Sind alle an diesem Strand splitterfasernackt?«
    Emma sah auf. »Oh, ja.« Sie wandte sich wieder ihrem Buch zu. » Glotz nicht so, Dexter.«
    »Ich glotze nicht. Ich beobachte. Ich bin ausgebildeter Anthropologe, schon vergessen?«
    »Schwache Vier, stimmts?«
    »Gute Drei. Guck, da sind unsere Freunde.«
    »Welche Freunde?«
    »Von der Fähre. Da drüben. Beim Grillen.« In etwa zwanzig Metern Entfernung hockte der blasse Mann nackt über einer rauchenden Aluminiumschale, als wolle er sich wärmen, während die Frau, zwei weiße Dreiecke über einem schwarzen, auf Zehenspitzen stand und winkte. Dexter winkte fröhlich zurück: »Ihr seid pudelnaaahaaackt!«
    Emma wandte den Blick ab. »Siehst du, das könnte ich nicht.«
    »Was?«
    »Nackt grillen.«
    »Em, du bist so was von spießig.«
    »Das hat nichts mit spießig zu tun, da gehts um grundlegende Gesundheit und Sicherheit. Eine Frage der Hygiene.«
    »Ich würds tun.«
    »Und das ist der Unterschied zwischen uns, Dex, du bist so unglaublich düster und kompliziert.«
    »Vielleicht sollten wir rübergehen und hallo sagen.«
    »Nein!«
    »Nur auf ein Schwätzchen.«
    »Er mit der Hähnchenkeule in der einen und seinem Gemächt in der anderen Hand? Nein, danke. Verstößt das nicht außerdem gegen die Nudistenetikette?«
    »Was?«
    »Mit Nackten zu reden, wenn man selbst angezogen ist?«
    »Keine Ahnung, ist das so?«
    »Konzentrier dich einfach auf dein Buch, okay?« Sie drehte sich zu den Bäumen um, aber mit den Jahren hatte sie einen solchen Grad der Vertrautheit mit Dexter erreicht, dass sie es förmlich hörte, wenn er eine Idee hatte, wie ein Stein, der in eine Schlammpfütze geworfen wird, und tatsächlich: »Und, was meinst du?«
    »Wie?«
    »Sollen wir?«
    »Was?«
    »Uns ganz ausziehen?«
    »Nein, sollen wir

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