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Zwei an Einem Tag

Zwei an Einem Tag

Titel: Zwei an Einem Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Nicholls
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nicht! «
    »Aber alle anderen sind doch auch nackt!«
    »Das ist doch kein Grund! Und was ist mit Regel vier?«
    »Keine Regel, eine Richtlinie.«
    »Nein, eine Regel.«
    »Na und? Wir können sie ja frei auslegen.«
    »Wenn man das tut, ist es keine Regel.«
    Schmollend ließ er sich wieder in den Sand fallen.
    »Scheint mir nur etwas unhöflich.«
    »Na schön, dann tus doch, ich werd versuchen, dich nicht anzustarren.«
    »Alleine ist es witzlos«, murmelte er trotzig.
    Sie legte sich wieder auf den Rücken. »Dexter, warum willst du unbedingt, dass ich mich ausziehe?«
    »Ich dachte nur, wir wären ohne Kleider vielleicht lockerer.«
    »Unglaublich, einfach unglaublich …«
    »Glaubst du nicht, dass wir lockerer wären?«
    »NEIN!«
    »Warum nicht?«
    »Ist doch egal! Außerdem glaube ich nicht, dass deine Freundin sehr erfreut wäre.«
    »Der wärs egal. Ingrid ist sehr freizügig. Würde sich im Buchladen am Flughafen das Top ausziehen …«
    »Tut mir ja leid, dich zu enttäuschen, Dex …«
    »Ich bin nicht enttäuscht …«
    »Aber da gibt es einen Unterschied …«
    »Und der wäre?«
    »Na ja, zum einen war Ingrid mal Model …«
    »Na und? Du könntest auch Model sein.«
    Emma lachte laut auf. »Ach, Dexter, ist das dein Ernst?«
    »Für Kataloge oder so. Du hast eine hübsche Figur.«
    »›Eine hübsche Figur‹, Gott steh mir bei …«
    »Ich sag das doch ganz objektiv, du bist eine sehr attraktive Frau …«
    »… die ihre Kleider anbehält! Wenn du so wild drauf bist, deine Familienjuwelen zu bräunen, bitte, nur zu. Können wir jetzt das Thema wechseln?«
    Er drehte sich um und legte sich neben sie auf den Bauch, stützte den Kopf auf die Arme, so dass ihre Ellbogen sich berührten, und wieder konnte sie ihn denken hören. Er stieß sie an.
    »Ist doch nichts, was wir nicht schon gesehen hätten.«
    Langsam legte sie das Buch hin, schob sich die Sonnenbrille in die Stirn, den Kopf seitlich auf den Unterarm gelegt, ein Spiegelbild seiner Haltung.
    »Wie bitte?«
    »Ich meine ja nur, dass keiner von uns was hat, was der andere noch nicht gesehen hat. Was Nacktheit angeht.« Sie starrte ihn an. »In der einen Nacht, weißt du nicht mehr? Damals nach der Abschlussparty? Unsere einzige Liebesnacht?«
    »Dexter?«
    »Ich sage nur, es ist ja nicht so, als gäbe es noch Überraschungen in puncto Schambereich.«
    »Ich glaub, mir wird schlecht …«
    »Du weißt, was ich meine …«
    »Das ist ewig her …«
    »So lang nun auch wieder nicht. Wenn ich die Augen zumache, sehe ich es vor mir …«
    »Lass das …«
    »Ja, da bist du …«
    »Es war dunkel …«
    »So dunkel auch nicht …«
    »Ich war hinüber …«
    »Das sagen sie alle …«
    » Sie ? Wer sind sie ?«
    »Und so betrunken warst du gar nicht …«
    »Betrunken genug, um mein Niveau zu senken. Außerdem ist gar nichts passiert, wenn ich mich recht entsinne.«
    »Also, nach nichts hat es nicht ausgesehen, von da, wo ich gelegen habe. ›Von da‹? ›Von wo‹ oder ›von da‹?«
    »Von da. Ich war jung. Ich wusste es nicht besser. Genau genommen habe ich es verdrängt, wie einen Autounfall.«
    »Ich aber nicht. Wenn ich die Augen zumache, sehe ich dich vor mir, deinen Umriss im Morgenlicht, die abgelegte Latzhose liegt aufreizend auf dem Dhurrie-Teppich von Habitat …«
    Mit dem Buch versetzte sie ihm einen Hieb auf die Nase.
    »Aua!«
    »Schau, ich werde mich nicht ausziehen, klar? Und ich hatte keine Latzhose an, ich hatte noch nie eine Latzhose.« Sie nahm das Buch wieder an sich und lachte dann leise.
    »Was ist so witzig?«, wollte er wissen.
    »›Dhurrie-Teppich von Habitat‹.« Sie lachte und sah ihn liebevoll an. »Manchmal bringst du mich echt zum Lachen.«
    »Ja?«
    »Hin und wieder. Du solltest im Fernsehen sein.«
    Zufrieden lächelte er und schloss die Augen. Er hatte tatsächlich eine lebhafte Erinnerung an jene Nacht, als Emma, nackt bis auf den Rock um die Taille, mit ausgestreckten Armen auf dem Einzelbett gelegen hatte, während sie sich küssten. Er dachte darüber nach, bis er einschlief.
    Am späten Nachmittag gingen sie zurück aufs Zimmer, müde, klebrig, kribbelig von der Sonne, und da war es wieder: das Bett. Sie gingen daran vorbei auf den Balkon mit Blick auf das Meer, das jetzt leicht dunstverhangen war, während das Blau des Himmels in Abendrot überging.
    »So. Wer duscht zuerst?«
    »Geh ruhig. Ich bleibe hier und lese.«
    Emma lag auf dem ausgeblichenen Liegestuhl im Abendschatten, lauschte dem rauschenden

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