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Zwei an Einem Tag

Zwei an Einem Tag

Titel: Zwei an Einem Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Nicholls
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dir Tara vorstellen!«
    »Dex, ich will Tara nicht kennenlernen. Ich muss los.«
    »Weißt du, was du bist? Ein Weichei!«
    »Und du bist völlig hinüber. Nur zu, tu, was du nicht lassen kannst. Ich ruf dich morgen an.«
    Dexter umarmt Callum, sagt ihm, wie großartig er ist, aber Tara zieht ihn wieder an der Hand, und er dreht sich um und lässt sich von ihr durch die Menge in eine der Chill Zones bugsieren.
    Der Club ist nobel und angeblich gehobene Preisklasse, was Dexter egal sein kann, da er in letzter Zeit für nichts mehr bezahlen muss. Es ist zwar etwas ruhig für eine Donnerstagnacht, aber wenigstens gibt es hier nicht diese grausame Techno-Marschmusik oder gruselige Jugendliche, knochig und kahlrasiert, die sich das Hemd vom Leib reißen und einem mit gebleckten, zusammengebissenen Zähnen höhnisch ins Gesicht grinsen. Stattdessen ist alles voller angenehmer, attraktiver Mittelklasse-Leute in den Zwanzigern, zu denen er auch gehört, genau wie Taras Freunde, die auf großen Kissen lümmeln, rauchen, reden und Kaugummi kauen. Er lernt Gibbsy kennen – oder war es Biggsy? –, die Wunderbare Tash und ihren Freund Stu Stewpot, den bebrillten Spex und dessen Freund Mark, der enttäuschenderweise nur Mark heißt, und alle bieten ihm Kaugummi, Wasser und Marlboros Light an. Alle machen immer ein Riesentrara um wahre Freundschaft, aber hier ist alles unglaublich einfach, und bald stellt er sich vor, wie sie zusammen abhängen, Urlaub im Wohnmobil machen, bei Sonnenuntergang am Strand grillen; sie scheinen ihn auch zu mögen, fragen ihn, wie die Arbeit beim Fernsehen ist, welche Stars er getroffen hat, und er erzählt ihnen ein paar saftige Klatschgeschichten, während Tara die ganze Zeit hinter ihm hockt, ihm den Nacken massiert und mit den winzigen, knochigen Fingern wohlige Schauder verschafft, als plötzlich aus unerfindlichen Gründen eine vielleicht fünfsekündige Gesprächspause entsteht, gerade lang genug für einen überraschenden Anflug von Nüchternheit, und ihm fällt wieder ein, was er morgen, oh Gott, nein, heute, nachher tun muss, und zum ersten Mal in dieser Nacht erfasst ihn eine Welle der Panik und Angst.
    Aber alles ist okay, alles ist gut, denn Tara schlägt vor, auf die Tanzfläche zu gehen, bevor die Wirkung nachlässt. Deshalb stellen sie sich in lockeren Grüppchen – direkt gegenüber dem DJ und den Lichtkegeln – unter die Bahnbögen, tanzen eine Weile im Trockeneisnebel, nicken sich grinsend mit seltsam gerunzelter Stirn und zusammengezogenen Augenbrauen zu, allerdings nicht mehr, weil sie so gut drauf sind, sondern um sich gegenseitig zu bestätigen, dass sie immer noch Spaß haben, dass es noch nicht vorbei ist. Dexter fragt sich, ob er das T-Shirt ausziehen soll, manchmal hilft das, aber dafür ist es jetzt zu spät. In der Nähe ruft jemand halbherzig »Geile Mucke«, aber keiner ist überzeugt, die Mucke ist nicht geil. Der Feind, die Befangenheit, hat sich unter sie gemischt, und Gibbsy oder Biggsy gibt als Erster auf, erklärt, dass die Musik scheiße ist, und alle hören wie auf Kommando auf zu tanzen, als sei der Bann gebrochen.
    Während er zum Ausgang geht, malt sich Dexter den Heimweg aus, die bedrohliche Menge illegaler Taxifahrer vor dem Club, die irrationale Angst, ermordet zu werden, die leere Wohnung in Belsize Park, die schlaflosen Stunden, in denen er das Geschirr abwäscht und seine Plattensammlung neu ordnet, bis das Hämmern in seinem Kopf aufhört, er schlafen und sich dem Tag stellen kann, und wieder wird er von einer Welle der Panik erfasst. Er braucht Gesellschaft. Er sieht sich nach einer Telefonzelle um. Vielleicht ist Callum ja noch wach, aber eigentlich ist ihm nicht nach männlicher Gesellschaft. Er könnte Naomi anrufen, aber die ist bestimmt bei ihrem Freund, oder Yolande, aber die ist bei Dreharbeiten in Barcelona, oder Ingrid die Schreckliche, aber die hat gedroht, ihm beim nächsten Treffen das Herz herauszureißen, oder Emma, ja, Emma, nein, doch lieber nicht, nicht in dem Zustand, sie würde es nicht verstehen, nicht billigen. Und trotzdem will er jetzt am liebsten bei Emma sein. Warum ist sie heute Nacht nicht bei ihm? Er will sie alles Mögliche fragen, warum sie nie zusammengekommen sind, sie wären ein großartiges Team, ein Paar, Dex und Em, Em und Dex, alle sagen das. Der plötzliche Anflug von Liebe für Emma überrascht ihn, und er beschließt, sich ein Taxi nach Earls Court zu nehmen, ihr zu sagen, wie großartig sie ist, wie sehr er

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