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Zwei an Einem Tag

Zwei an Einem Tag

Titel: Zwei an Einem Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Nicholls
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ein Mund« fiel ihr wieder ein. Darauf gab es nur eine Antwort, und ohne Rücksicht auf ihre Nacktheit sprang sie aus dem Wasser, drückte ihm unter Einsatz ihres gesamten Körpergewichts den Kopf unter Wasser und hielt ihn fest. Langsam begann sie zu zählen. Eins, zwei, drei – Du arroganter, selbstzufriedener kleiner –
    Vier, fünf, sechs –
    Und du dummes Stück, wie kann man so dämlich sein, machst dir was aus ihm, glaubst, er macht sich was aus dir –
    Sieben, acht, neun –
    Er fuchtelt mit den Armen, lass ihn besser los, und mach einen Witz, tu, als wär alles nur ein Witz –
    Zehn, sie nahm ihm die Hände vom Kopf und ließ ihn auftauchen. Lachend schüttelte er sich das Wasser aus den Haaren und rieb sich die Augen, und sie lachte auch, ein gezwungenes Hahaha.
    »Das heißt dann wohl nein«, sagte er schließlich und rieb sich das Meerwasser aus der Nase.
    »Ich glaub schon. Unser Moment ist längst vorbei.«
    »Ach. Wirklich? Bist du sicher? Weil ich glaube, wir würden uns besser fühlen, wenn wir es einfach hinter uns bringen.«
    »Hinter uns bringen?«
    »Dann wären wir uns näher. Als Freunde.«
    »Du hast Angst, nicht zu vögeln, macht unsere Freundschaft kaputt?«
    »Ich drücke mich wohl nicht sehr geschickt aus …«
    »Dexter, ich verstehe dich vollkommen, das ist ja das Problem …«
    »Falls du Angst vor Ingrid hast …«
    »Ich hab keine Angst vor ihr, ich will es nur nicht deshalb tun, damit wir sagen können, dass wir es getan haben. Und ich will es ganz sicher nicht tun , wenn du danach als Erstes sagst: ›Behalt es für dich‹ oder ›Tun wir, als wäre nichts passiert‹. Wenn man etwas geheimhalten muss, dann deshalb, weil man es gar nicht hätte tun sollen!«
    Er spähte mit zusammengekniffenen Augen an ihr vorbei zum Strand, und sie drehte sich gerade noch rechtzeitig um, um eine kleine, schlanke Gestalt mit einem Affenzahn über den Sand flitzen zu sehen, die triumphierend etwas über den Kopf hielt wie eine eroberte Fahne: ein T-Shirt und eine Hose.
    »HEEEEEEEEEEE!«, rief Dexter, stapfte mit erstaunlich großen Schritten brüllend und prustend zum Strand und rannte hinter dem Dieb her, der seine Kleider gestohlen hatte.
    Als er wutschnaubend und außer Atem zu Emma zurückkehrte, saß sie angezogen und nüchtern am Strand.
    »Hast du ihn erwischt?«
    »Nein! Weg!«, sagte er niedergeschlagen. »Wie vom gottverdammten Erdboden verschluckt«, fügte er hinzu, als ihn eine leichte Brise daran erinnerte, dass er nackt war, und aufgebracht bedeckte er sich mit einer Hand.
    »Hat er deine Brieftasche?«, fragte sie, krampfhaft bemüht, sich zu beherrschen.
    »Nein, bloß etwas Bargeld, ungefähr zehn, fünfzehn Pfund, der kleine Dreckskerl.«
    »Tja, das ist wohl eine der Gefahren beim Nacktbaden«, murmelte sie mit zuckenden Mundwinkeln.
    »Das mit der Hose ärgert mich am meisten. Die war von Helmut Lang! Die Unterhose von Prada. 30 Pfund das Stück, verflucht! Was hast du?«, aber Emma brachte vor Lachen kein Wort heraus, »das ist nicht komisch, Em! Ich bin ausgeraubt worden!«
    »Ich weiß, entschuldige …«
    »Hosen von Helmut Lang, Em!«
    »Ich weiß! Es ist nur … du bist so sauer … splitternackt …« Sie brach zusammen, presste die Fäuste und die Stirn in den Sand und kippte zur Seite.
    »Lass das, Em. Das ist nicht komisch. Emma? Emma! Das reicht jetzt!«
    Als sie wieder aufstehen konnte, gingen sie eine Weile schweigend am Strand entlang, Dexter fror und war plötzlich sehr schamhaft, während Emma diskret voranging, den Sand anstarrte und versuchte, sich wieder einzukriegen. »Welcher Wichser klaut einem die Unterhose?«, murmelte Dexter. »Weißt du, wie ich den kleinen Penner aufspüre? Ich suche einfach nach dem bestgekleideten Mistkerl auf der gesamten Scheiß-Insel!«, und wieder brach Emma auf dem Sand zusammen, den Kopf zwischen den Knien.
    Als sich die Suche nach dem Dieb als fruchtlos erwies, sahen sie sich am Strand nach einem Kleidungsersatz um. Emma fand einen blauen Kohlensack aus Plastik. Dexter hielt ihn sich geziert um die Hüfte wie einen Minirock, und Emma schlug vor, sie könnten ja Schlitze in die Seiten machen wie bei einem Schürzenkleid, und prustete wieder los.
    Der Heimweg führte sie am Hafen vorbei. »Ist mehr los, als ich erwartet hätte«, sagte Emma. Dexter setzte eine humorvolle, selbstironische Miene auf und marschierte mit starr geradeaus gerichtetem Blick an der Kneipenmeile vorbei, ohne die anzüglichen Pfiffe zu beachten. Sie

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