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Zwei an Einem Tag

Zwei an Einem Tag

Titel: Zwei an Einem Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Nicholls
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Schwerenöter.«
»… nimm ab, nimm ab, nimm ab. Es ist fast Mitternacht. Um Schlag zwölf verwandle ich mich in einen, weiß auch nicht, einen Vollidioten wahrscheinlich. Also, wenn du diese Nachricht hörst …«
    »Hallo? Hallo?«
    »Du bist ja da!«
    »Hallo, Dexter.«
    »Hab ich dich geweckt?«
    »Bin gerade nach Hause gekommen. Alles klar, Dexter?«
    »Ach, mir gehts gut.«
    »Du klingst ziemlich hinüber.«
    »Ach, ich feier nur ’ne kleine Party. Allein. Eine Privatparty.«
    »Dreh mal die Musik leiser, ja?«
    »Ich hab mich gefragt … Sekunde, ich dreh mal die Musik leiser … ob du Lust hast, vorbeizukommen. Es gibt Champagner, Musik, vielleicht sogar etwas Stoff. Hallo? Hallo, bist du noch dran?«
    »Ich dachte, wir wären uns einig, dass das keine gute Idee ist.«
    »Echt? Also, ich finde die Idee hervorragend.«
    »Du kannst nicht einfach so anrufen und erwarten, dass ich …«
    »Ach, komm schon, Naomi, bitte? Ich brauche dich.«
    »Nein!«
    »Du könntest in ’ner halben Stunde hier sein.«
    »Nein! Draußen schüttet es.«
    »Doch nicht laufen. Ruf dir ein Taxi, ich zahle.«
    »Ich hab nein gesagt!«
    »Ich brauche Gesellschaft, Naomi.«
    »Dann ruf doch Emma an!«
    »Emma ist nicht da. Und nicht die Art von Gesellschaft. Du weißt, was ich meine. Tatsache ist, ich glaube, wenn ich heute Nacht kein anderes menschliches Wesen berühre, gehe ich elend zugrunde.«
    »…«
    »Ich weiß, dass du da bist. Ich kann dich atmen hören.«
    »Okay.«
    »Okay?«
    »Ich bin in ’ner halben Stunde da. Aber hör auf zu trinken. Warte auf mich.«
    »Naomi? Naomi, weißt du was?«
    »Was?«
    »Weißt du, dass du mir das Leben rettest?«

KAPITEL ACHT
Showbusiness
    Freitag, 15. Juli 1994
    Leytonstone und die Isle of Dogs
    Emma Morley ernährt sich gut und trinkt nur mäßig. Sie schläft gute acht Stunden am Tag, wacht pünktlich kurz vor halb sieben von selbst auf und trinkt ein großes Glas Wasser, den ersten Viertelliter von insgesamt anderthalb Litern pro Tag, die sie aus einer Karaffe in ein dazu passendes Glas gießt, das in der strahlenden Morgensonne neben dem Doppelbett steht.
    Der Radiowecker springt an, aber sie erlaubt sich, im Bett liegen zu bleiben und die Nachrichten zu hören. Der Vorsitzende der Labour-Partei, John Smith, ist gestorben, und es gibt einen Bericht über den Gedenkgottesdienst in der Westminster Abbey; respektvolle, überparteiliche Anerkennungsbezeugungen, »der größte Premierminister, den wir nie hatten«, und diskrete Spekulationen über seinen Nachfolger. Wieder einmal denkt sie darüber nach, der Labour-Partei beizutreten, weil sie schon seit einer Ewigkeit nicht mehr an der Kampagne für nukleare Abrüstung teilnimmt.
    Endlose Berichte über die Weltmeisterschaft treiben Emma aus dem Bett, sie wirft die Sommerdecke zurück, setzt die alte, dickrandige Brille auf und schlüpft in die schmale Lücke zwischen Bett und Wand. Sie geht zum Badezimmer und macht die Tür auf.
    »Besetzt!!« Hastig zieht sie die Tür wieder zu, kann aber nicht verhindern, dass ihr Blick auf Ian Whitehead fällt, der vornübergebeugt auf dem Klo hockt.
    »Warum schließt du nicht ab, Ian?«, ruft sie durch die Tür.
    »Sorry!«
    Emma dreht sich um, tappt zurück zum Bett und legt sich wieder hin. Missmutig lauscht sie dem Landwirtschaftsbericht, hört im Hintergrund die Klospülung, einmal, zweimal, dann ein hupendes Geräusch, als Ian sich schnäuzt, und dann wieder die Klospülung. Schließlich taucht er mit rotem, wehleidigem Gesicht im Türrahmen auf. Er trägt ein knapp hüftlanges schwarzes T-Shirt ohne Unterwäsche. Kein Mann der Welt sieht in dem Look vorteilhaft aus, aber Emma bemüht sich, ihm ins Gesicht zu schauen, während er langsam durch den Mund ausatmet.
    »Mann. Das war echt heftig.«
    »Fühlst du dich noch nicht besser?« Sie nimmt die Brille ab, nur um sicherzugehen.
    »Eigentlich nicht«, schmollt er und reibt sich den Bauch. »Mein Bäuchlein tut weh.« Er spricht mit leiser, wehleidiger Stimme, und obwohl Emma Ian toll findet, möchte sie ihm bei dem Wort »Bäuchlein« am liebsten die Tür vor der Nase zuschlagen.
    »Ich hab dir gesagt, der Speck war schlecht, aber du wolltest ja nicht hören …«
    »Das war es nicht …«
    »Nein, nein, Speck wird nicht schlecht, hast du gesagt. Er ist geräuchert. «
    »Ich glaube, es ist ein Virus …«
    »Vielleicht ist es ja dieser Bazillus, der gerade die Runde macht. In der Schule haben ihn alle, vielleicht habe ich dich

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