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Zwei an Einem Tag

Zwei an Einem Tag

Titel: Zwei an Einem Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Nicholls
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»Ich rufe nur an, um dir für die Show heute Abend viel Glück zu wünschen. Ich werde zusehen. Das ist alles sehr aufregend. Alison wäre sehr stolz auf dich.« Er schweigt kurz, und beide wissen, dass das wohl nicht stimmt. »Mehr wollte ich nicht sagen. Obwohl. Ignorier die Zeitungen. Ich wünsch dir viel Spaß. Tschüss. Bis bald …«
    Ignorier die was ? Dexter schnappt sich den Hörer.
    »… Machs gut!«
    Sein Vater hat aufgelegt. Er hat die Zündschnur der Bombe in Brand gesteckt, und Dexter sieht zu dem Stapel Zeitungen hinüber, der jetzt etwas Bedrohliches hat. Er schnallt sich die Leinenhose enger und wendet sich der Programmvorschau zu.
    Als Emma aus dem Bad kommt, ist Ian am Telefon, und an dem koketten, scherzhaften Tonfall erkennt sie, dass er mit ihrer Mutter spricht. Es war Liebe auf den ersten Blick zwischen ihrem Freund und Sue, seit sie sich Weihnachten in Leeds zum ersten Mal gesehen haben: »Der Rosenkohl ist köstlich, Mrs M.«, und »Ist der Truthahn nicht unglaublich saftig?« Die Anziehungskraft zwischen den beiden hat etwas Magisches, und Emma und ihr Vater können nur missbilligend mit der Zunge schnalzen und die Augen verdrehen.
    Geduldig wartet sie, bis Ian sich losreißen kann. »Tschüss, Mrs M. Ja, hoffentlich. Es ist nur eine Sommergrippe, ich werds überleben. Tschüss, Mrs M. Tschüss.« Emma nimmt den Hörer, und Ian schlurft zurück zum Bett, prompt wieder sterbenskrank.
    Ihre Mutter ist ganz aufgekratzt und albern. »So ein netter Junge. Ist er doch, oder?«
    »Ja, Mum.«
    »Ich hoffe, du kümmerst dich gut um ihn.«
    »Ich muss jetzt zur Arbeit, Mum.«
    »Warum habe ich noch gleich angerufen? Ist mir glatt entfallen.«
    Sie hat angerufen, um mit Ian zu reden. »Wolltest du mir vielleicht Glück wünschen?«
    »Wofür denn?«
    »Die Schulaufführung.«
    »Ach ja, viel Glück. Wir wären gerne dabei, aber London ist so teuer …«
    Emma tut, als brenne der Toaster, beendet das Gespräch und sieht nach dem Patienten, der unter der Decke vor sich hinschmort, um die Krankheit »auszuschwitzen«. Sie ist sich vage bewusst, dass sie als Freundin versagt. Die Rolle ist neu für sie, und manchmal ertappt sie sich dabei, dass sie typisches »Freundinnen-Verhalten« nachahmt: Händchen halten, vor dem Fernseher kuscheln, das volle Programm. Ian liebt sie und sagt es ihr auch, fast schon zu oft, und sie glaubt, mit ein bisschen Übung kann sie ihn vielleicht auch lieben. Jedenfalls gibt sie sich alle Mühe, legt sich hinter ihn aufs Bett und kuschelt sich in einer bewusst mitfühlenden Pose an ihn.
    »Wenn du heute Abend nicht kommen kannst …«
    Erschrocken setzt er sich auf. »Nein! Nein, nein, nein, ich komme definitiv …«
    »Ich würde es verstehen …«
    »… und wenn ich im Krankenwagen aufkreuzen muss.«
    »Es ist nur eine alberne Schulaufführung, das wird so was von peinlich.«
    »Emma!« Sie hebt den Kopf und sieht ihn an. »Es ist dein großer Abend! Das will ich um nichts in der Welt verpassen.«
    Sie lächelt. »Schön. Das freut mich.« Sie beugt sich vor und gibt ihm einen antiseptischen Kuss mit geschlossenen Lippen, nimmt ihre Tasche und verlässt die Wohnung, bereit für den großen Tag.
    Die Schlagzeile lautet:
    IST DAS DER WIDERLICHSTE MANN IM TV?
    – und kurz glaubt Dexter, es müsse sich um eine Verwechslung handeln, denn darunter hat man versehentlich sein Foto abgedruckt, mit einem einzigen Wort als Bildunterschrift, »Aalglatt«, als wäre das sein Nachname. Dexter Aalglatt.
    Die winzige Espressotasse fest zwischen Daumen und Zeigefinger geklemmt liest er weiter.
    Heute im Abendprogramm
Gibt es momentan einen schleimigeren, selbstzufriedeneren Klugscheißer im Fernsehen als Dexter Mayhew? Schon beim Anblick seines kecken, hübschen Jungengesichts will man am liebsten den Bildschirm demolieren. In der Schule hatten wir dafür einen speziellen Ausdruck: Dieser Typ glaubt eindeutig, er ist ES. Erstaunlicherweise gibt es anscheinend jemanden in der Medienwelt, der ihn fast so sehr liebt wie er sich selbst, denn nach drei Jahren abfeiern (ist diese Kleinschreibung nicht übel? So was von out) moderiert er jetzt seine eigene Musiksendung im Spätprogramm, Sperrstunde. Wenn …
    Er sollte sofort aufhören zu lesen, die Zeitung zusammenfalten und sich die nächste vornehmen, aber aus dem Augenwinkel hat er noch ein oder zwei Wörter gesehen. Eins davon ist »unbedarft«. Er liest weiter …
Wenn Sie also den Ex-Zögling eines Nobelinternats sehen wollen, der einen

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