Zwei an Einem Tag
Mund nahm. Manchmal wollte sie mitten im Sex innehalten und sagen: »Mr Godalming – Sie haben geflucht !«
Aber das ist jetzt neun Monate her, die erste Aufregung ist verflogen, und es fällt ihr immer schwerer, zu verstehen, was sie an einem schönen Sommerabend in einem Schulflur verloren hat. Sie sollte etwas mit Freunden unternehmen oder mit einem Liebhaber, auf den sie stolz ist und von dem sie offen reden kann. Trotzig, verlegen und voller Schuldgefühle wartet sie draußen, während sich Phil im Jungenklo mit Flüssigseife wäscht. Seine Konrektorin für Englisch und Theaterpädagogik und seine Geliebte. Oh Gott!
»Fertig!«, sagt er, kommt heraus, nimmt ihre Hand in seine, die noch feucht vom Waschen ist, und lässt sie diskret los, als sie ins Freie treten. Er verschließt den Haupteingang, schaltet die Alarmanlage ein, und mit professionellem Abstand spazieren sie im Abendlicht zu seinem Auto, wobei seine Tasche gelegentlich ihre Beine streift.
»Ich würde dich ja zur U-Bahn fahren, aber …«
»… wir gehen besser auf Nummer sicher.«
Sie laufen weiter.
»Noch vier Tage!«, sagt er munter, um das Schweigen zu brechen.
»Wo fahrt ihr noch mal hin?«, fragt sie, obwohl sie es weiß.
»Korsika. Wandern. Fiona ist verrückt nach Wandern. Wandern, wandern, immer nur wandern – wie Gandhi. Und am Abend zieht sie die Wanderschuhe aus und fällt ins Bett wie ein gefällter Baum …«
»Phil, bitte – lass das.«
»Entschuldige.« Um abzulenken, fragt er: »Und du?«
»Vielleicht besuche ich meine Familie in Yorkshire. Ansonsten bleibe ich hier und arbeite.«
»Arbeiten?«
»Du weißt schon. Schreiben.«
»Ah, das Schreiben. « Wie alle sagt er es, als würde er ihr nicht glauben. »Da gehts doch wohl nicht um dich und mich, oder? In dem geheimnisvollen Buch, an dem du schreibst?«
»Nein.« Sie sind beim Auto angekommen, und Emma will sich so schnell wie möglich verdrücken. »Außerdem glaube ich nicht, das wir so interessant wären.«
Er lehnt an seinem blauen Ford Sierra, bereit für den großen Abschied, und jetzt hat sie alles verdorben. Er runzelt die Stirn und schiebt die rosa Unterlippe durch den Bart. »Was soll das denn heißen?«
»Keine Ahnung, es ist nur …«
»Raus mit der Sprache.«
»Phil, das hier, wir. Es macht mich nicht glücklich.«
»Du bist unglücklich?«
»Na, ideal ist es nicht, oder? Einmal in der Woche auf ’nem Büroteppich.«
»Auf mich hast du ziemlich glücklich gewirkt.«
»Ich meinte nicht befriedigt . Großer Gott, es liegt nicht am Sex, es liegt an den … Umständen.«
»Also, ich bin glücklich …«
»Wirklich? Bist du wirklich glücklich?«
»Früher warst du auch glücklich, wenn ich mich recht entsinne.«
»Aufgeregt, schätze ich, für eine Weile.«
»Himmelherrgott, Emma!« Wütend funkelt er sie von oben herab an, als hätte er sie auf der Mädchentoilette beim Rauchen erwischt. »Ich muss jetzt los! Warum sagst du das erst jetzt, wo ich gehen muss?«
»Nun, ich …«
»Ich meine, verdammte Scheiße noch mal, Emma!«
»He! Sprich nicht so mit mir!«
»Schon gut, ich, ich meine nur … Lass uns einfach bis nach den Sommerferien warten, ja? Und dann überlegen wir uns, was wir tun können.«
»Ich glaube nicht, dass wir irgendwas tun können, oder? Entweder wir machen Schluss, oder wir machen weiter, und weiterzumachen ist, glaube ich, keine gute Idee …«
Leiser sagt er: »Es gibt noch etwas, das wir tun können … was ich tun kann.« Er vergewissert sich, dass die Luft rein ist, und nimmt ihre Hand. »Ich könnte es ihr im Sommer sagen.«
»Ich will nicht, dass du es ihr sagst, Phil …«
»Während wir weg sind, oder sogar schon nächste Woche …«
»Ich will nicht, dass du es ihr sagst. Das bringt doch nichts …«
»Ach nein?«
»Nein!«
»Das sehe ich nicht so, ganz und gar nicht.«
»Schön! Besprechen wir das nach den Ferien, lass uns, keine Ahnung – einen Termin ausmachen.«
Ermutigt leckt er sich die Lippen und vergewissert sich noch einmal, dass niemand da ist. »Ich liebe dich, Emma Morley.«
»Nein, tust du nicht«, seufzt sie, »nicht richtig.«
Er zieht das Kinn ein, als spähe er über eine imaginäre Brille auf sie herunter. »Das kann ich besser beurteilen, meinst du nicht?« Das schulmeisterliche Gehabe ärgert sie so, dass sie ihm am liebsten vors Schienbein treten will.
»Du solltest jetzt besser gehen«, sagt sie.
»Du wirst mir fehlen, Em …«
»Schöne Ferien, falls wir uns nicht mehr
Weitere Kostenlose Bücher