Zwei bemerkenswerte Frauen
verstand. Und obwohl ihre Hände wie immer ständig in Bewegung waren, wirkten diese Bewegungen jetzt kontrollierter.
Sie ist reif für einen Ehemann, dachte ich. Ich blickte auf die Tischdecke aus zartgelbem Leinen, deren Ränder unsere Mutter noch eigenhändig bestickt hatte und die jetzt von Krümeln übersät war, und bat Gott in einem stillen Gebet, er möge Margaret dieselbe Gunst gewähren wie Frances. Als ich wieder aufschaute, blickte ich direkt in Louises Augen. Sie schienen den Ausdruck meiner eigenen Augen zu spiegeln, eine Mischung aus Trauer und Hoffnung. In meinem Blick musste allerdings die Trauer überwiegen, denn ich hatte schon so oft zu Gott gebetet, ohne jemals erhört worden zu sein, dass ich mich manchmal fragte, ob meine Gebete überhaupt bei ihm ankamen.
Margaret tanzte auch auf den folgenden Bällen mit James Foot und erstattete uns am nächsten Morgen beim Frühstück jedes Mal Bericht. Auch beim Dinner, beim Tee und beim Abendessen, bei unseren Spaziergängen und noch, während wir abends zu lesen versuchten, sprach sie fast nur über ihn. Schließlich begleiteten Louise und ich Margaret in den Ballsaal, damit wir ihn mit eigenen Augen sehen konnten.
Ich fand ihn attraktiver, als ich erwartet hätte, aber warum sollte es in Dorset nicht ebenso gut aussehende Männer wie in London geben? Er war hochgewachsen und schlank, eine vom akkurat geschnittenen, gewellten Haar bis zu den blassen schmalen Händen rundum gepflegte und elegante Erscheinung. Sein schöner, schokoladenbrauner Frack passte farblich genau zu seinen Augen und hob sich perfekt von Margarets zartgrünem Kleid ab. Vermutlich hatte sich Margaret aus genau dem Grund für das Kleid entschieden; außerdem hatte sie mich noch überredet, ihr ein neues dunkelgrünes Taillenband anzunähen und ihren Turban mit passend gefärbten Federn zu schmücken. Seit James Foot in Lyme aufgetaucht war, achtete sie noch mehr auf ihre Kleidung als ohnehin schon. Ständig kaufte sie neue Handschuhe und Bänder, bleichte ihre Stoffschuhe, um Schmutzränder zu entfernen, und schrieb unsere Schwägerin in London um Stoff aus der Stadt an. Louise und ich machten uns nicht viel aus Kleidung und trugen immer die gleichen gedeckten Farben – bei Louise waren es dunkelblau und grün, ich selbst bevorzugte mauve und grau. Margaret aber gestanden wir gern zu, in Pastelltönen und Blumenmustern zu schwelgen, und wenn das Geld nur für ein neues Kleid reichte, war klar, dass sie es bekam. Als ich sie jetzt in ihrem grünen Kleid und mit federngeschmücktem Haar mit James Foot tanzen sah, war ich froh darüber, denn sie sah hinreißend aus. Zufrieden setzte ich mich an einen Tisch und schaute ihnen zu.
Louise hingegen reagierte skeptischer auf ihn. Im Ballsaal sagte sie zwar nichts, aber als wir später am Abend zu Bett gingen – wir hatten Margaret allein auf dem Ball zurückgelassen, da Freunde uns versprachen, sie nach Hause zu begleiten –, brach es aus ihr heraus: «Er ist sehr auf Äußerlichkeiten bedacht.»
Ich zog mir die Schlafhaube über mein stumpfes Haar und schlüpfte ins Bett. «Na und, sie doch auch.»
Obwohl es zu spät zum Lesen war, blies ich die Kerze noch nicht aus, sondern sah den Spinnweben zu, die im warmen Luftzug des Kaminfeuers unter der Decke wehten.
«Es ist nicht nur seine Kleidung, auch wenn diese sicher sein Wesen spiegelt», meinte Louise. «Er achtet zu sehr auf Konventionen.»
«Genau wie wir», entgegnete ich.
Louise blies ihre Kerze aus.
Ich wusste, worauf sie anspielte, denn ich hatte es sofort gespürt, als mir James Foot vorgestellt wurde. Er war höflich, galant – und konventionell. Deshalb hatte ich auch versucht, unser Gespräch so oberflächlich wie nur möglich zu halten. Während wir miteinander sprachen, streifte sein Blick den leicht ausgefransten Halsausschnitt meines violetten Kleides, und ich spürte, wie er die Information in einer Ecke seines Gehirns speicherte, um sie später von dort abrufen und sich ein Urteil bilden zu können: «Elizabeth Philpot pflegt ihre Kleidung nicht.» Ich stellte mir vor, wie er dies zu seiner eigenen Schwester sagen würde.
Margaret zuliebe gab ich mir Mühe, als uns James Foot eines Tages im Morley Cottage besuchen kam. Auch er war sehr zuvorkommend und bat Louise, ihm den Garten zu zeigen. Als er sah, dass dort keine Hortensien wuchsen, bot er an, ihr Ableger von seinem Anwesen zu schicken. Louise verschwieg ihm, dass sie Hortensien hasste. Als Nächstes wollte
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