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Zwei Einzelzimmer, bitte!: Mit Kluftinger durch Deutschland

Zwei Einzelzimmer, bitte!: Mit Kluftinger durch Deutschland

Titel: Zwei Einzelzimmer, bitte!: Mit Kluftinger durch Deutschland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kobr , Volker Klüpfel
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die anderen, die immer das Gefühl haben wollen, sie könnten selbst bestimmen, wo’s langgeht. Zu Letzteren gehört mein geschätzter Kollege und ich lasse ihn gern in dem Glauben, er führe im Zeitalter von überlasteten Autobahnen, Tempolimits und holländischen Wohnwagenkarawanen tatsächlich ein automobil-selbstbestimmtes Leben.
    Das hatte unter anderem schon einmal den Effekt, dass ich bei einer Lesung, die mitten im Winter in einem Wintersportort stattfand, mit dem Zug ganz entspannt angereist bereits in der Garderobe wartete, während Michael mir minütlich per Handy die neusten Straßensperrungen wegen Blitzeis durchgab. Nun könnte man sagen: Ist ja nicht so schlimm, wir sind schließlich ein Duo und da wartet man eben solange, bis der andere da ist, und beginnt dann. Nur wollte die Veranstalterin sich dieser Meinung nicht so recht anschließen, was zur Folge hatte, dass wir nun zu dritt über die neueste Wetterentwicklung telefonierten und Michael irgendwann über Lautsprecher fragte, ob die Frau denn noch zuhöre, damit er mir endlich sagen könne, was er von ihr halte.
    Das Ende vom Lied war, Sie haben es bestimmt schon erraten, dass ich allein auf die Bühne durfte. Eigentlich auch nicht so schlimm, immerhin hatten die Zuschauer so die Chance, sich ganz auf die bessere Hälfte des Autorenduos zu konzentrieren. Aber da klar war, dass Michael gleich kommt und wir dann unser normales Programm zum Besten geben würden, musste ich mich mit etwas anderem – also nichts – eine Viertelstunde lang über die Zeit retten. Jetzt weiß ich, wie sich Guido Westerwelle tagtäglich fühlt.
    Nun bin ich aber etwas vom Thema abgekommen. Was ich eigentlich damit sagen wollte, war: Ich weiß auch, was einem blühen kann, wenn man allein im Zug unterwegs ist, wie Michael das beschrieben hat in seinem Blogbeitrag »Alles Banditen«, weswegen dieser hier »Alles Banditen II « heißt, auch wenn darin gar keine Banditen vorkommen – oder vielleicht gerade doch, das müssen Sie selbst entscheiden.
    Das Besondere am Alleinfahren ist, dass man nicht nur den Launen der Mitreisenden, sondern, noch schlimmer, der Zugchefs schutzlos ausgeliefert ist. Apropos: Finden Sie nicht auch, dass das inzwischen ganz toll ist? Früher musste man sich mit einem Schaffner begnügen, heute tönt es über den Lautsprecher »Mein Name ist Reinhold Linder, ich bin Ihr Zugchef«. Ich frage mich jedes Mal, was das nun bedeutet? Ist er MEIN Zugchef, das heißt, habe ich einfach nur alles zu tun, was er anordnet, damit sein Leben leichter wird? Dieser Verdacht wird ja durchaus bei der ein oder anderen Fahrt erhärtet. Ist er gar mit meinem Webmaster verwandt? Oder ist er der Chef des Zuges? Dann frage ich mich allerdings: Wie befehligt man einen Zug? Und wo ist der Lokführer? Gibt es überhaupt noch einen? Werden die Züge ferngesteuert? Gar nicht gesteuert (was sich jedenfalls mit mancher Praxiserfahrung decken würde)? Befindet sich der Lokführer während der Fahrt gar im Weiterbildungsseminar »English for ongoing Trainchiefs or: How to spell German City-Names in a way, native English-Speakers, who should learn German when they make their holidays here, cannot understand them«?
    Wie auch immer: Einmal habe ich mich in meiner grenzenlosen Hybris dazu verleiten lassen, die Fahrt von Augsburg nach München nicht nur allein, sondern sogar in der ersten Klasse zu unternehmen. Ich armer Unwissender: Das Upperclass-Abteil war voll geklonter Managertypen in taillierten Sakkos mit Designerlaptops und bimmelnden Mobiltelefonen. Wandelnde Klischees. Leider nicht nur wandelnd, sondern auch sprechend. Ständig brüllten sie in ihre Handy-Taschencomputer, und zwar umso lauter, je vertraulicher die Unterhaltung. Hier das authentische (schwör!) Protokoll einer Zugfahrt zwischen Augsburg-Hochzoll und München-Pasing:
    Dunkler Nadelstreifenanzug: »Jeffrey muss entlassen werden. Sonst machen wir uns ja zur Wurst.« Jeffrey, falls du das liest: Ich kenne dich nicht, aber es klingt, als wärst du ein netter Typ – was auch daran liegen könnte, dass dich der Wichtigtuer mit dem Blackberry nicht mag. Stell dir besser schon mal aussagefähige Unterlagen zusammen für die Bewerbungsgespräche. Die führst du vielleicht mit Manschettenknopf-Hemd in Reihe fünf, der via iPhone fragt: »Wann platzt denn das Bömbchen? … Gute Entscheidung, haben Sie schon jemand für die Stelle? … Jemanden aus Europa?« Jeffrey, wär das was für dich? Vielleicht heißt du ja

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