Zwei Einzelzimmer, bitte!: Mit Kluftinger durch Deutschland
tut mir leid.
Ich geh jetzt zur Tanke und schreib von der Zapfpistole die Internetadresse von diesem Anhängerkupplungsladen ab und lass mir dann ’ne Kupplung schicken. Oder faxen oder … mailen halt. Und ich frag mal bei den nahe gelegenen Schrottplätzen, ob die auch Campingwagen haben. Da mach ich dann Fotos und Volker kann sich einen aussuchen. Der wird begeistert sein, meinen Sie nicht auch? Wo wir doch beide was verdienen! Eine echte Win-win-Situation sozusagen. Also, habe die Ehre – und wenn Sie mal ein Wohnmobil mit Wohnwagen dran sehen, klopfen Sie ruhig an – aber bitte am Anhänger!
Deprimierende Ausblicke aus Hotelzimmerfenstern II.
Heimeligmachung der Fremde:
Fernsehen im Hotel
Kennen Sie auch die Metapher vom böhmischen Dorf? Dann wissen Sie ja in etwa, wie wir uns fühlen. Wir haben permanent das Gefühl, durch Böhmen und seine Dörfer zu reisen. Wir Allgäuer sind ja eine Spezies, die zum Heimweh neigt. Das ist tiefenpsychologisch leicht erklärbar, denn bei uns ist es halt so schön wie sonst nirgendwo auf der ganzen weiten Welt – ausgenommen natürlich der Gegend, aus der Sie, lieber Leser oder liebe Leserin, die Sie gerade über diese Zeilen gebeugt sind, stammen.
Was macht man also, wenn man sich ständig fremd fühlt? Man schafft sich ein Stück Heimat. Versucht, sich die Fremde heimelig einzurichten, die vielen böhmischen Dörfer dort mit einem Gefühl wohliger Wärme des Daheimseins zu möblieren. Da es im Zug auf relativ wenig Verständnis stößt, wenn man seinen Lieblingsteddy auf dem Sitz neben sich platziert und an seiner Schnuffeldecke nuckelt, gibt es dafür eigentlich nur einen Ort: das Hotel. Scheinbar eine Mischung aus Anonymität und Distanziertheit, wird es für uns regelmäßig zum Rückzugsort, an dem wir uns unser eigenes kleines Zuhause schaffen, jeder für sich, ein Einzelzimmer, damit die Seele ankommen kann. Wie das geht, verraten wir Ihnen hier.
Wir erweitern unseren Zyklus mit: Deprimierende Blicke ins Hotelzimmer I.
Deprimierende Blicke ins Hotelzimmer II.
Deprimierende Blicke ins Hotelzimmer III.
Deprimierende Ausblicke aus Hotelzimmerfenstern III.
Alleth wie thu Hauthe
Von Volker Klüpfel
Wir sind viel unterwegs, das kann man nicht oft genug betonen. Anders wären wir zum Schreiben dieser Texte ja auch nicht in der Lage, weil wir sonst immer nur darüber berichten könnten, wie wir im Allgäu auf der Weide die Kühe streicheln. Aber man kann sich auch auswärts daheim fühlen. Das Auswärtige bietet dafür zwei Möglichkeiten: McDonald’s oder Fernsehen. Da zu viele Burger ungesund sind, entscheiden wir uns regelmäßig für den Fernseher. Außerdem muss man ja auch mal ausspannen vom Tourstress, und so endet man schon mal einen ganzen Tag vor der Glotze. Ich habe einmal Protokoll geführt, was einem dabei so alles begegnet – und das ist mehr, als so ein schlichtes Allgäuer Gemüt vertragen kann.
Ich habe nämlich an nur einem Tag gesehen, wie eine dicke Frau minutenlang mit geschlossenen Augen am Schreibtisch sitzt, während unter ihr ein Spruchband mit der Aufschrift läuft: »Hillu meditiert für Sie«, ich habe gesehen, wie ein glatzköpfiger Laienprediger vor beeindruckender Bergkulisse sagt: »Wenn Sie arbeitslos sind, beten Sie zum himmlischen Vater, er kann Ihnen Arbeit verschaffen.« Und ich wurde Zeuge, wie eine Kamera in einer Dauerwerbesendung mit den Worten angepriesen wird: »Wir schenken Ihnen die Gebrauchsanweisung gratis mit dazu.«
Mein selbst gewählter Schichtbeginn dieses Tages ziellosen Zappens durch Fernsehdeutschland ist um 8:32 Uhr vom Hotelbett aus, wobei sich sofort mein schlechtes Gewissen meldet, weil meine Eltern sagen würden, dass man um diese Zeit noch nicht guckt, genauso wenig wie an Heiligabend und im Urlaub. Doch meine Selbstzweifel scheinen unangebracht, denn das Programm ist bereits in vollem Gange, und mit gleich zwei Morgenmagazinen ist das Frühsehen inzwischen wohl gesellschaftlich akzeptiert. Apropos: Gleich in der Morgenstund schärfen öffentlich-rechtliches und privates Fernsehen ihr Profil. Während das ZDF einen Dermatologen zur Gefahr von Sonnenbädern befragt, macht SAT.1 den ultimativen Strandtest, bei dem Kroatien sich dank des billigeren Schnitzels auf ein 2:2 gegen Italien rettet.
9:35 Uhr, auch genannt: halb zehn! Gerade ärgert sich Putzfrau Helga auf Kabel eins, dass in Deutschlands größtem Puff die Kondome immer am Boden rumliegen. Allein um das Wort »Puff« einmal im Fernsehen
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