Zwei Einzelzimmer, bitte!: Mit Kluftinger durch Deutschland
McGinty, bist aus Schottland und nicht aus Texas, ich drück dir jedenfalls die Daumen. Möglicherweise kannst du auch eine Qualifizierungsmaßnahme zum Zugchef absolvieren? Keinesfalls solltest du dich aber in Wiesbaden bewerben, denn, Strenger Seitenscheitel Reihe drei: »Wiesbaden will collapse? Oh, Shit!« Na, wie auch immer die Sache ausgeht, Jeffrey, hey, wer weiß, vielleicht ( Motorola Gold ) »ergibt sich ja mal die opportunity, dass wir uns wiedersehen«.
Wär ’n cooles thing.
Ich hoffe nur: nicht im Zug.
Schon am Bahnhof nehmen uns die Metropolen, die wir mit unseren Lesungen bereisen, mit dieser unnachahmlichen Mischung aus Weltläufigkeit und unaufdringlicher Eleganz gefangen. Hier: Meiningen, Theater- und Kulturstadt in Südthüringen.
Camping
Von Michael Kobr
Ich bin jetzt ja Camper. Mit Leib und Seele. Ja, ganz ehrlich: Ich hätt das vor zwei Jahren auch nicht gedacht, aber jetzt isches halt so. Ich hab mir ein nicht mehr ganz neues Wohnmobil gekauft und ich pack regelmäßig die Familie ein und fahr damit durch die Lande.
Wohlgemerkt: Wir fahren noch, vom Dauercampen mit Heckenschere, Gartenzwergen und der Satellitenschüssel auf dem mobilen Heim bin ich noch ein paar Jahre entfernt. Oder Monate – bei den Spritpreisen …
Ah, da sind wir ja schon beim Punkt. Teuer ist das schon, weil so ein älterer Fiat Ducato ist jetzt nicht gerade ein Spritsparwunder. Ich komm gerade aus Skandinavien – da kostet der Liter Diesel bald doppelt so viel wie der Wein, den ich meinen Gästen immer anbiete! Und diese Fähren erst!
Sonst kostet uns die Reiserei ja gar nix, weil uns die Veranstalter immer die Zugtickets und zwei Einzelzimmer …
Moment mal, da kommt mir ja überhaupt die Idee! Klar, jetzt weiß ich, wie ich meine Urlaubskosten wieder reinbekomme: Ich fahr von jetzt an einfach im Wohnmobil zu den Lesungen und vermiete den Alkoven, also quasi mein fahrbares Dachstudio, an meine neue Einkommensquelle: Volker Klüpfel!
Sagen wir, wir bekommen zusammen hundert Euro für die Übernachtung, da nehm ich dann 95 und der Volker 5. Hat er ja immer noch was verdient, so gesehen. Dafür kriegt er einen abgeschlossenen Schlafbereich, fließend Warm- und Kaltwasser, und wenn’s sein muss, stell ich ihm auch noch ein Frühstück, also Cornflakes mit ein bissle Milch, hin. Auf Wunsch bekäme er auch Dosenravioli mittags und Feuerzauber Texas am Abend, sagen wir für … 10 Euro mehr. Notfalls auch mal Nudeln oder Kässpatzen, die sind vom Materialeinsatz her ja auch eher überschaubar.
Es gibt zwar keinen Fernseher, aber dafür könnten wir uns lustige Geschichten am Lagerfeuer erzählen oder Mau-Mau spielen oder singen oder gemeinsam am Waschhaus das Geschirr abspülen … um Gottes willen, was sag ich da bloß?
Was für eine Vorstellung! Nur wegen des schnöden Mammons? Ist es das alles wert?
Ich mein, keine Ahnung, vielleicht schnarcht er recht, der Herr Klüpfel, oder er schlafwandelt und fällt dann dauernd vom Hochbett runter. Vielleicht muss er öfters mal nachts raus oder liest bis in die Puppen und verbraucht meinen kostbaren Batteriestrom? Ist morgens mufflig oder nicht wach zu bekommen? Schmeißt seine Socken rum und spült beim Zähneputzen nicht das Waschbecken durch?
Ich glaub’s ja nicht von ihm, aber will ich es wirklich genauer wissen?
Nein, ich glaub nicht, dass das für unsere weitere Geschäftsbeziehung förderlich wäre. Aber wenn wir in getrennten Mobilen schlafen, quasi in Einzelcampern statt Einzelzimmern, dann bringt’s mir halt penunsenmäßig nix. Von wegen doppelte Spritkosten und so. Und im Zelt ist’s ihm vielleicht dann doch zu unbequem. Und auch ein bissle kalt im Winter.
Es sei denn … natürlich, das ist es doch! Ich hab die Lösung! Ich häng mir so einen kleinen Wohnwagen dran, vielleicht einen aus ostdeutscher Produktion. Oder einen Eriba Puck, das reicht ihm sicher aus, bescheiden wie er ist! Braucht ja nicht viel!
Aus dem Zyklus Deprimierende Ausblicke aus Hotelzimmerfenstern I.
Ich hätte jetzt gern noch die Geschichte erzählt von dem Wohnmobil mit der Smartgarage, dessen Whirlpool aus Versehen ausgelaufen ist und dann den ganzen Campingplatz unter Wasser gesetzt hat, und auch den schwedischen Dauercampernachbarn mit entblößtem, tätowiertem Oberkörper, der mich vom Platz werfen lassen wollte, weil ich vorwärts statt rückwärts und obendrein schräg in meiner Parzelle stand, wollte ich Ihnen nicht vorenthalten, aber es hilft nix: Ich muss weg,
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