anchorman alive« ist, wie Moderatorin Katrin Bauerfeind gemeint hat. Ich glaub, das hat dem Herrn Kleber gefallen, denn er hat der Frau Bauerfeind schelmisch mit dem Zeigefinger gedroht, als er rausgekommen ist, und sein perfekter Scheitel hat sich dabei sogar kurz bewegt. Jedenfalls war bei seinen Mails, soweit ich das sehen konnte (nicht, dass ich geguckt hätte), kein Absender dabei, der auch nur annähernd so prominent ist wie die Auf-dem-roten-Teppich-Fotografierten. Enttäuschend, hätte ich doch mindestens ein paar Nachrichten dieser Art erwartet:
[email protected]:
Dear Claus, you should really come back in the States as correspondant, we need more attraktive people in America.
Oder auch:
[email protected]:
Lieber Kollege, ist meine weibliche Fanpost vielleicht bei dir angekommen? Mein Postfach ist leer.
Aber: Fehlanzeige. Keine Mails dieser Art. Und so endet mein Bericht von der Buchpreisverleihung lediglich mit einer Einsicht (eigentlich zwei, aber die, dass man bei Fernsehveranstaltungen sein Telefon besser ausschaltet, hatte ich vorher schon):
Damit wir auch mal von der Jury die Corine bekommen, muss im nächsten Buch unser Kluftinger am besten an einer unheilbaren Krankheit leiden, im Verlauf derer mindestens einen Körperteil verlieren, seine Beamtenpension den Armen vermachen und in geheimer Mission nach Afghanistan fliegen, um dort politische Gefangene zu befreien. Der Titel könnte dann etwa heißen:
Septembermelancholie. Über die Anwesenheit des Abwesenden und die Sehnsucht danach.
Priml.
Elvis lebt. Die neueste Sichtung wird aus einem Outlet-Store in Metzingen berichtet. Schade, dass Sie die Farbe nicht sehen können: herrlichstes Bonbonrosa – ein traumhaftes Stöffchen!
Beobachtungen auf der lit.Cologne oder:
Warum ich gerne Roger Willemsen wäre
Von Volker Klüpfel
Wissen Sie, wer ich gerne wäre?
Nein, nicht Frank Schätzing.
Roger Willemsen! Steht doch in der Überschrift, jetzt konzentrieren Sie sich halt ein bisschen.
Fast wäre ich es sogar geworden. Also ich meine: ein Roger. Stand bei meinen Eltern ganz oben auf der Liste der Wunschnamen. Man selbst wird da ja leider nicht gefragt, aber lange Zeit war ich tatsächlich froh, dass er dann doch noch von Platz eins verdrängt worden ist. Wobei Volker, der es schließlich geworden ist, vom Coolness-Faktor her ähnlich hoch anzusiedeln ist und in einer Liga spielt mit Waldemar oder Hartmut, die aber nicht im Rennen waren. Allerdings hat Roger einen entscheidenden Vorteil: Er ist international kompatibler. Man denke nur an ein von vollen französischen Lippen gehauchtes »Rrrroschee« oder ein hartes, von einem stiernackigen Texaner gerufenes »Radschr«. Da brauch ich mit meinem Volker im Ausland gar nicht erst ankommen, dieser urgermanische Name ist selbst für die meisten unserer direkten Nachbarn erstens unaussprechlich und zweitens unaussprechlich unsexy, vergleichbar mit anderen deutschen Lifestyle-Exportschlagern wie Birkenstock oder Heino.
Aber Willemsen will ich ja auch nicht wegen des Namens sein, sondern wegen … na ja, allem halt.
Neulich zum Beispiel auf der lit.Cologne. Das ist ein pompöses Promitreffen der Literaturszene am Rhein, was man zum Beispiel daran sieht, dass uns ein Autor im Foyer unseres pompösen Hotels sagte, dass man sich nachher unbedingt im Schokoladenmuseum treffen müsse, weil »da darf man rauchen und alle sind berühmt«.
Rauchen durfte man tatsächlich.
Aber das nur nebenbei.
Als ich am nächsten Morgen aus unserem pompösen Hotel auschecken wollte, spielte sich dann folgende Szene ab: Mir wurde von der Rezeptionistin mit professioneller Freundlichkeit begegnet, ich wurde höflich gefragt, ob ich denn etwas aus der Minibar gehabt hätte, was ich pflichtgemäß verneinte, denn auch bei von anderen bezahlten Hotelaufenthalten reuen mich als Schwabe die vier Euro für ein stilles 0,3-Wasser dermaßen, dass ich dafür nicht nur mit zu viel Geld, sondern auch mit meinem friedlichen Schlaf bezahlen müsste. Ob ich weitere Ausgaben gehabt hätte, wollte die Dame in der adretten Hoteluniform mit gleichbleibender Freundlichkeit noch wissen, wobei sie sicher das Angucken schweinischer Filmchen meinte, was ich natürlich sofort empört verneinte. Ich traue mich ja nicht mal, einen der oft wirklich sehr spannenden Pay- TV -Spielfilme anzuschalten, weil ich nicht glaube, dass die auf der Rechung nach Sex- oder Actionfilm trennen, und ich dem