Zwei Einzelzimmer, bitte!: Mit Kluftinger durch Deutschland
Ausland für einen Einheimischen gehalten wird, aber ehrlicherweise gaben wir zu, dass wir aus Deutschland kommen. Da hatte es der Fragesteller plötzlich ziemlich eilig und musste dringend weg – klar, in einer wichtigen Metropole haben die Leute eben immer was Wichtiges zu erledigen.
Als wir dann in die Straßenbahn umgestiegen sind, ist etwas passiert, das uns gezeigt hat: In Wien ist alles anders, schöner irgendwie, edler, stilvoller. Wir hörten gerade den Schaffner die nächste Haltestelle ansagen, den »Tschaikowskiplatz«, da stellten wir fest, dass es gar nicht der Schaffner war, sondern eine Frau, die ihren Hund mit den Worten zur Ordnung gerufen hatte: »Tschaikowski, Platz!«
Im Ernst: Tschaikowski! Ist das nicht toll. Und dabei ist das nicht mal ein österreichischer Komponist. Hier vereinen sich Weltläufigkeit und Bescheidenheit, Hochkultur und Haustierhaltung zu einem klangvollen Ganzen, einem symphonischen Säuseln, das einen auf dem Weg durch die Stadt wie eine Melodie begleitet.
Und wenn man dann in einem der zahlreichen ursprünglichen Kaffeehäuser sitzt, dem Demel oder dem Sacher etwa, umgeben nur von Einheimischen, bei einem Doppelmokka über die Stadt Mozarts – oh, Pardon, der war ja Salzburger –, also über das Land Mozarts und so bedeutender Schauspieler wie Christoph Waltz – Mist, der ist ja Deutscher – oder großer Fußballspieler wie … wie … nun ja, allgemein eben über die Schönheit des Landes sinniert, begleitet von der Spannung, wie wohl die Kellner heute aufgelegt sein mögen (und vom Verdacht, dass hier die noch nicht verblichenen Grenzposten ein neues Betätigungsfeld gefunden haben), dann kann man nicht anders als zu frohlocken: Was für eine wunderbare Stadt! Was für ein wunderbares Land. Sollte es nicht klar geworden sein: Das ist ganz ernst gemeint.
Es gäbe noch so vieles aufzuzählen, was man nur hier vorfindet.
Nur eines allerdings gibt es in Wien nicht: einen Tschaikowskiplatz.
Für ihre Künstler ist den Veranstaltern das Beste gerade gut genug. Das beginnt bei der Sanitärausstattung …
… und geht bis zur Hautpflege.
Wenn Sie sich fragen sollten, warum nicht nur die Hände von Herrn Klüpfel so samtig weich sind, sondern auch seine Haut so makellos faltenfrei, dann sehen Sie hier sein Geheimnis: tonnenweise Schminke.
Der Lebensfreude-Coach
Von Michael Kobr
Neulich war ich mal wieder unterwegs in der Republik, wie immer mit der Mission, dem Klufti die Welt zu zeigen.
Gut, die Welt war es jetzt nicht gerade. Aber immerhin eine kleine Großstadt. Auch wenn man sie auf der Landkarte nicht so ganz einordnen kann, wenn man ihren Namen hört. Irgendwo in Baden-Württemberg. Schneeregen, drei Grad, alles grau. Nicht gerade ein Quell der Lebensfreude. Zu meinem Erstaunen fand ich dort gleich eine Filiale meines Lieblings-Kaffeeladens. Sie wissen schon, Sterntaler, das Original aus Amerika. Wo man sich immer ein bisschen fühlt, als wäre man in New York. Na ja, in irgendeiner Seitenstraße vielleicht. Wo coole Swingmusik plätschert und Frank Sinatra singt, wo es im Herbst Pumpkin Spice Capuccinos gibt und vor Weihnachten den Christmas-Blend und Lebkuchen-Latte Venti mit Sahne und Toffee Roast Cookie-Splittern als Topping. Und wunderschöne USA -Coffeemugs. Hm? Mugs, das sind doch diese großen Kaffeebecher, jetzt stellen Sie sich nicht so an! Wo die Kaffeemaschine brodelt und die Mühle mahlt, wo es die allerallerallerallerbesten Kuchen gibt, von denen man aber eigentlich aus ernährungsphysiologischen Gründen streng genommen keine essen kann, weil sie wahlweise aus reiner Schokolade oder aus purem Zucker mit Fettglasur bestehen. Aber halt wahnsinnig lecker sind. Und wo man sich sogar Muskat, also englisch nutmeg, in den Kaffee geben kann. Ganz für umsonst. Mach ich eigentlich immer, kann doch nichts schaden, oder? Und irgendwie schmeckt es apart.
Ja, nicht dass Sie meinen, ich will jetzt Kritik üben an diesen Coffeeshops, nein, im Gegenteil, ich bin ein Riesenfan davon. Da geht’s einem einfach gut. Alles ist wunderschön dort. Die Stühle, die unerhört weichen braungrauen Sessel, ja sogar die Leute schauen netter aus, als wenn man ihnen in der Fußgängerzone begegnet. Und alles schmeckt nach Christmasshopping in New York. Ab Oktober jedenfalls.
Ich liebe es, dort zu sitzen und zu arbeiten. Das steigert regelrecht meine Lebensfreude. Manchmal aber, da kann ich mich nicht auf meine Arbeit konzentrieren in den Läden, beim besten Willen
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