Zwei Einzelzimmer, bitte!: Mit Kluftinger durch Deutschland
dieser riesigen original Dolce&Gabbana-Brille gar nicht lächerlich, sondern im Gegenteil »wie grose Filmestar« aussieht. »Und heute sowieso viele billiger.«
Sie wissen schon, was ich mit Poolabend meine, oder? Nächte mit musikalischer Unterhaltung oder – noch schlimmer – Showprogramm am Hotelpool oder Pooldeck des Kreuzfahrtschiffes. Mal ehrlich: Wenn bei Ihnen zu Hause das örtliche Freibad einen Abend veranstalten würde, sagen wir mal mit der örtlichen Stubenmusik »Die Hausmüllers«, worauf die Jazzgymnastikgruppe »Tornado Girls« einen selbst choreografierten Rhythmustanz zeigt, und schließlich »Don Alfredo« auf der Heimorgel mit einem »Strauß bunter Melodien« aufwartet, und wenn für dieses Event das Plakat mit den Worten werben würde: »Fürs leibliche Wohl ist bestens gesorgt, für die Kinder gibt es eine Hüpfburg, Mitzubringen: nichts, außer guter Laune!!!«
Würden Sie hingehen?
Sehen Sie.
Aber im Urlaub, ja, im Urlaub kann man sich plötzlich nichts Schöneres vorstellen, als den Tornado Girls zuzuschauen, die im Ausland Animateure genannt werden, braun gebrannte Menschen, die später alle »irgendwas mit Medien« machen wollen, und die in ihren glitzernden Phantasiekostümen, die, »einen großen Applaus bitte, alle unsere Rosi genäht hat«, aussehen, als wären sie einer frühen Folge von »Raumpatrouille Orion« entsprungen. Ah: Haben Sie das auch immer geguckt? Mit Dietmar Schönherr als Commander McLane, der, wenn er wissen wollte, wo sich die bösen außerirdischen Frogs gerade befinden, immer erst mal das Bügeleisen auf dem Waschmaschinen-Touchscreen herumschieben musste, bevor er mit dem Stabmixer in die Schlacht zog? Aber ich will beim Thema bleiben, und deshalb: Urlaub hatte der nie.
Commander McLane hätte sich bei Poolabenden aber zu helfen gewusst. Hätte lieber den Salzstreuer auf Selbstzerstörung programmiert, als einer Abba-Coverband mit lustigen Perücken (»Danke, Rosi«) auf eine musikalische Reise rund um den Globus zu folgen.
Gut, wir sind alle keine McLanes, aber warum machen wir das? Warum wanken wir im Urlaub wie diese willenlosen Zombies in den Horrorfilmen, deren Gehirne durch irgendein Virus auf die Größe einer Walnuss geschmurgelt wurden, leeren Blickes an die Tische rund um den Pool, bestellen klebrig pappige Hüftgoldkreationen zu trinken wie »Pinja Colada« oder hihihi, hohoho »Sex on the Beach«, nur um dann zwei Stunden lang konzentriert an diesen zu nippen, damit es nicht so auffällt, dass wir in dieser Zeit kein Wort miteinander wechseln? Na gut, kein Wort ist vielleicht übertrieben, irgendwann halten die meisten dem Druck nicht mehr stand und beginnen doch ein Gespräch, das dann in etwa so verläuft:
Sie: Morgen könnten wir ja mal zu dem anderen Strand gehen.
Er: ( beugt sich nach vorn, weil er wegen der lauten Musik nichts versteht ) Was?
Sie: Morgen! Zu dem anderen Strand. Gehen. ( Sie macht mit den Fingern eine Geste wie ein wuselndes Strichmännchen. )
Er: Wieso?
Sie: Nur so. Ist vielleicht auch schön.
Er: Ja, aber bei uns auch.
Sie: Schon. Aber vielleicht ist es da noch schöner.
Er: Und wenn nicht?
Sie: Dann wissen wir’s wenigstens.
Er: Und die Liegestühle?
Sie: Welche Liegestühle?
Er: Unsere.
Sie: Die haben bestimmt auch welche.
Er: Ja, aber unsere sind für die ganze Woche bezahlt.
Sie: ( verdreht die Augen ) Wir sind in Urlaub.
Er: Eben.
Sie: Kellner? Noch mal so einen … Orgasmus bitte.
( Schweigen )
Ich habe lange über all die oben gestellten Fragen nachgedacht. Warum also gibt es Poolabende im Urlaub? Und jetzt weiß ich es: Weil die Menschen, die da in diesen fremden Ländern im Rippshirt durch die Heiligtümer bummeln, die aus der Buffetschlange mit den Worten »Isch muss mal die Liege für morgen besetzen« ausscheren, die »Würstel con Krauti« für die italienische Nationalspeise halten, weil alle diese Menschen eigentlich viel lieber daheimgeblieben wären. Aber jetzt sind sie da und suchen ihr Heil, ihre Erlösung in der Selbstbestrafung.
Willkommen beim Poolabend.
Unsere Rache: Klufti muss verreisen
Genug! Schluss! Es reicht!
Zu lange haben wir uns von Kommissar Kluftinger durch die Lande schicken lassen, während er gemütlich zu Hause in seinem Sessel fläzte, haben uns bei Promigalas demütigen lassen, uns mit ungebetenen Zugsitznachbarn arrangiert, haben die Ödnis grauer Novembertage in deutschen Vorstädten ertragen, sind mit
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