Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Zwei Esel Auf Sardinien

Titel: Zwei Esel Auf Sardinien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
mehr, ich bin restlos am Ende!«, flehe ich meinen Lebensgefährten an. Am Himmel brennt die Sonne, meine Uhr zeigt Viertel nach drei an. Wir haben maximal noch zwei Stunden, bis uns die Dunkelheit einholt, und das bedeutet eine zweite Nacht irgendwo hier in der Wildnis. Es ist doch zum Verzweifeln! Hemmungslos lasse ich jetzt meinen Tränen ihren Lauf.
    »Wir haben nichts mehr zu essen und zu trinken, es wird gleich saukalt, und wir werden erfrieren. Diese blöden Viecher wissen ja offenbar nicht mal, wie es wieder nach Hause zurückgeht, und was passiert mit uns, wenn es hier Bären gibt oder irgendwelche gefährlichen Krabbeltiere, Skorpione oder Spinnen?«, heule ich schluchzend in seinen Armen.
    Mein Ritter breitet seine Arme um mich, und ich überlasse mich völlig meinen Emotionen. All meine Ängste und meine Frustration brechen aus mir heraus. Keine Ahnung, wie lange ich mich so gehenlasse, aber es zeigt seine Wirkung. Alle drei, Esel wie Mensch, sind milde gestimmt. Fast möchte mich mein kleiner Esel mit seinen Nüstern abbusseln. Er hat sein Mäulchen ganz eng an meinen Hals gedrückt, und ich spüre den feuchten Atem. Das lässt mich innehalten, und mein Weinen geht in Lachen über. Ein bisschen schäme ich mich, aber das habe ich gebraucht, jetzt geht es mir gleich besser.
    » Amore , wir finden schon etwas, wo wir unterkriechen können. Es wird bald dunkel, und ich fürchte, so schnell kommt hier heute keiner mehr vorbei«, sagt mein starker Mann und hilft mir, wieder aufzusteigen. So zieht er mich und seinen Ferru mit sich weiter. Er erzählt mir von alten Häuschen, aus Stein gebaut, die früher den Bewohnern Schutz vor Hitze und Kälte geboten haben und die heutzutage als Unterschlupf für Tiere dienen oder um Stroh zu lagern. Genau in dieser Gegend stünden sie. Nuraghen hießen sie, und bestimmt würden wir bald so einen turmartigen Bau finden. Wenn es nun mal nicht anders ginge, sollten wir lieber mit so einem Unterschlupf vorliebnehmen, als Gefahr zu laufen, im Freien zu übernachten.
    Das leuchtet mir ein, zumindest ein wenig, und so halten wir beide Ausschau nach einer geeigneten Übernachtungsmöglichkeit.

Über Stock und Stein
    Bruno
    Es geht weiter. Der Weg schlängelt sich an dem Saumpfad entlang, er ist in einem erschreckend schlechten Zustand, aber das ist nicht schlimm, wenigstens kommen wir voran. Wir begegnen ein paar Leuten, aber sosehr ich mich auch bemühe, ich kann nicht verstehen, wie man an einem so einsamen Ort leben kann. Sie lächeln uns an und sind sehr freundlich.
    Wir reiten jetzt auf einer wunderschönen Felsenkette, es geht bergauf und bergab über grüne Wiesen und zwischen weißen Felsen hindurch, stoßen sogar auf eine Gruppe von grasenden Pferden. Ein Schimmel steht etwas abseits, und durch eine prächtige dicke Wolke über seinem Rücken haben wir den Eindruck, als hätten wir eines von diesen sagenhaften geflügelten Pferden entdeckt, eine Art Pegasus, der sich gleich in den türkisfarbenen Himmel über uns aufschwingen wird! Was für ein Bild! Jutta und ich küssen uns. Es ist unser erster Kuss auf Sardinien!
    Nach einer Weile erreichen wir einen kleinen Berg und landen endlich vor dem von Anna erwähnten Gatter, das kaputt auf dem Boden liegt. Die Esel steigen darüber. Jetzt geht es noch ein paar enge Kurven nach oben, und als wir ein leicht rostiges Schild mit der Aufschrift Cumpari Santinu sehen, wissen wir nicht mehr weiter. Anna hat uns gesagt, dass wir auf dem alten unbefestigten Weg bleiben sollen, aber die Straßen vor uns sind beide asphaltiert. Wie kann das sein? Weder ich noch Jutta erinnern uns genau daran, ob die alte Straße die rechte oder die linke war.
    Instinktiv meint Jutta, wir sollten uns erst mal weiter rechts halten, aber mir kommt der Asphalt dort neuer vor, daher plädiere ich dafür, dass wir uns nach links wenden. Wenn es danach ginge – so sie darauf –, glänze die Leitplanke links aber deutlich mehr. Mist! Ich blicke mich noch einmal sorgfältig um, aber von einer alten unbefestigten Straße ist wirklich nichts zu sehen. Umkehren kommt nicht in Frage. Claudios Bruder erwartet uns gegen Nachmittag. Ich dränge darauf, dass wir die Straße in linker Richtung nehmen, die uns zu einem Fluss führt, den wir in einigen Hundert Metern Entfernung erblicken. Jutta lässt sich überzeugen.
    Unsere beiden Esel trotten wacker vor sich hin, dass es eine wahre Pracht ist, selbst die kleine Fil’e muckt nicht auf.
    Eine Weile später entdecken

Weitere Kostenlose Bücher