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Zwei Geschichten von der See

Zwei Geschichten von der See

Titel: Zwei Geschichten von der See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jorge Amado
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man von den anderen eine achtungsvolle, gerechte Einstellung erwarten? Trotzdem geht mir Telêmaco Dórea, jenes widerwärtige überhebliche Subjekt, auf die Nerven. Ich habe mir die Mühe gemacht, ihm bestimmte Stellen meiner Lebensbeschreibung des Kommandanten, das Ergebnis geduldiger, langwieriger Forschungsarbeit, vor Augen zu führen. Worauf der Dichterling sofort eine Reihe von Einwänden angemeldet hat: Mein Stil sei weitmaschig und ungenau, die Handlung sei schwach und schleppend, das Ganze strotze von Gemeinplätzen, die Personen hätten kein Innenleben. Der Satz, auf den ich besonders stolz bin: »Und die Meere der Verleumdung wälzen ihre schändlichen Wogen gegen ihn«, brachte mir nur spöttischen Tadel und ein verächtliches Lächeln des besagten Dórea ein, der unfähig ist, die Kraft und Schönheit des Bildes nachzuempfinden.
    Im Gegensatz dazu erntete derselbe Satz das größte Lob des berühmten, hochgebildeten Meisters des Rechts, eines mit guten Schriftstellern vertrauten Mannes und Lesers von Rui Barbosa und Alexandre Dumas. Auch als ich die Stelle Dondoca vorlas – eigentlich las ich sie mehr für mich als für sie –, klatschte sie in die Hände und rief aus: »Wie schön!« Es fehlt ihr nicht an Empfindsamkeit, was ich übrigens bereits im Bett feststellen konnte. Daher habe ich, unterstützt von der durch den Magistrat vertretenen geistigen Elite und beklatscht vom Volk – durch Dondocas sanfte Stimme –, nur uferlose Verachtung übrig für das dämliche Grinsen des Telêmaco Dórea, der für seine schwarzen Weiber ein Dichter sein mag, und werde fortan seine belanglose Gesellschaft meiden. Überdies handelt es sich bei ihm um einen üblen Schnorrer, der mir seit dem letzten Sommer einhundertachtzig Cruzeiros schuldet, die er sich bei mir für den Einkauf von Fisch geborgt hat. »Heute Nachmittag kriegen Sie das Geld wieder.« Und dabei ist es bis heute geblieben.
    Und nun zurück zur Geschichte des Kommandanten. Denn als ich die einleitenden Bemerkungen über den Neid entwarf, dachte ich nicht an den Herrn Richter, an seine ehrbare Gattin, an Dondoca, an den Schaumschläger Dórea. Der Herr Richter sollte nur als Beispiel dienen und ist wie gewisse zähe Besucher ohne Zeitgefühl dageblieben. Auch ich habe mich wohl etwas vergessen, als ich mit dem Spötter Dórea diskutierte, mich in Dondocas Bett und ihren betörenden Armen räkelte und dabei die übernommene Verpflichtung vergaß: die verworrene Lebensgeschichte des Kommandanten aufzuklären und die nackte, vollständige Wahrheit über seine Abenteuer aufleuchten zu lassen.
    Wie man sieht, entgeht niemand den Neidern: Wie sollte also der Kommandant Vasco Moscoso de Aragão ihnen entwischen, der, kaum einen Monat in Periperi, schon die bedeutendste Persönlichkeit des Badeorts, der meistbesprochene Name, der Stolz des Städtchens geworden war und über die verschiedensten Themen eine profilierte Meinung zum Besten gab? Und zwar eine geachtete Meinung, auf die man schwor. »Der Kommandant hat gesagt …«, »Fragen Sie den Kommandanten …«, »Der Kommandant hat sich mir gegenüber dafür verbürgt …« – so hieß es immer wieder in den Streitgesprächen; und wenn er, die Meerschaumpfeife aus dem Mund nehmend, sein Urteil abgab, war es das letzte unwiderrufliche Wort.
    Die Flitterwochen des Kommandanten mit Periperi, unter wolkenlosem unendlichem Himmelsblau, dauerten etwa vier Wochen. Vielleicht hätten sie noch viel länger gewährt, wäre nicht der alte Chico Pacheco, früherer Steuerprüfer, der zehn Jahre in Bahia ansässig gewesen und daher fast ein Landesvater war, aus der Hauptstadt zurückgekehrt, wo er ein paar Monate bei seinem Sohn und Rechtsanwalt zugebracht hatte.
    Ich habe bereits über seinen Charakter gesprochen: Er ist ein ärgerlicher, zänkischer Mensch, ein Lästermaul. Zweiflerisch, böswillig und voller Widerhaken. Da er sich in die Politik gemischt und zur Opposition geschlagen hatte, war er von der Staatsverwaltung politisch verfolgt und vorzeitig in den Ruhestand versetzt worden. Er bezeichnete sich als Opfer mächtiger Feinde und führte seit Jahren einen Prozess gegen den Staat. Obgleich er ihn teilweise erfolgreich durchgefochten und eine wesentliche Erhöhung seines Ruhegehaltes erkämpft hatte, stritt er hartnäckig weiter, in der Absicht, der Regierung auf dem Gerichtswege noch ein schönes Stückchen Geld abzuknöpfen.
    Dieser Prozess gehörte zu den meistgenutzten Gesprächsstoffen von ganz

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