Zwei Herzen im Einklang

geschätzt haben. Wir werden den Wert eines Menschen meist erst dann erkennen, wenn wir ihn verlieren. Kann man das nur auf dem Wege über ein gebrochenes Herz lernen?
    Meistens ist jemand, der eine Maske der Täuschung trägt, unabhängig, und seine Partnerin bzw. ihr Partner ist abhängig. An diesem besonderen Scheideweg der Beziehung zwischen
Abhängigkeit und Unabhängigkeit ist es wesentlich, Integrität zu erlernen. Wenn du diese Lektion nicht lernst, dann hast du nicht verstanden, worum es bei Beziehungen überhaupt geht.
    Sicher kann eine Beziehung in manchen Fällen dermaßen in Rollen, Abstumpfung und ödipalen Themen verstrickt sein, dass der Genuss außerhalb der Beziehung zumindest einem Partner als erstrebenswert erscheint. Wer eine Maske der Täuschung trägt, täuscht sich selbst. Man realisiert dann nicht, dass man mit jeder Versuchung, der man gern nachgibt, eine Gelegenheit verschenkt, eine neue Ebene von Flitterwochen mit und Anziehungskraft in Bezug auf den eigenen Partner bzw. die eigene Partnerin zu erreichen.
    Solche Menschen sind dann auch in die größte Falle einer Beziehung getappt, wenn sie der Ansicht sind, dass unser Partner dazu da ist, alle unsere Bedürfnisse zu erfüllen und uns glücklich zu machen. Jemand, der in diesem Missverständnis steckt, wird nie die ganze Reife erlangen, die sowohl Liebe als auch Transzendenz erbringen kann.
    Aber auch der abhängig-naive Opfer-Partner trägt eine Maske der Täuschung. Er oder sie täuscht sich darüber hinweg, dass es bestimmte Themen gibt, die anstehen, und strebt lieber danach, seine oder ihre Bedürfnisse erfüllt zu bekommen. Diese Menschen täuschen sich selbst und sie fürchten sich davor zu wissen, was wirklich los ist, oder wehren Veränderungen ab, um ihre Bedürfnisse zu befriedigen. Das führt zu Verleugnung, Verweigerung und zur Übernahme von Opferrollen. Nur Ebenbürtigkeit und Integrität erlauben einer Beziehung zu wachsen und nur sie besitzen die Macht, uns über große Themen und Probleme hinwegzuhelfen, auf neue Ebenen von Liebe und Glück.

    Um schließlich die Lügen und das gespaltene Bewusstsein zu überwinden, die in unseren Rollen und Persönlichkeitsanteilen stecken, brauchen wir eine Vision für Beziehungen. Die ergibt sich ganz natürlich, wenn wir Eltern hatten, die eine liebevolle Beziehung lebten.
    Anderenfalls müssen wir den Wunsch aufgeben, entweder Erster zu sein und oben zu stehen oder den Part des bedürftigen Partners in der Beziehung zu übernehmen. In diesem Fall haben beide Partner ihre Beziehungsvision zusammen mit ihrer Verbundenheit verloren und weisen eine Bewusstseinsaufsplitterung zwischen Gewinnen und Verlieren auf der einen Seite und unabhängig bzw. ein Opfer sein auf der anderen Seite auf. Ein Partner ist dissoziierter und abgetrennter, während der andere sich Idole von Romantik, Sex und Beziehungen ausdenkt, die zum gebrochenen Herzen führen.
    Eine Beziehungsvision führt zur Verwirklichung wahrer Liebe. Sie gibt uns eine Richtung an, sie lädt zu Hingabe ein und schenkt Inspiration und die Fähigkeit zu empfangen. Sie bewirkt, dass wir immer weiter vorwärtsgehen, denn wenn wir erst einmal den Gipfel wahrer Liebe erlebt haben, wissen wir, dass dies eine der besten und glücklichsten Erfahrungen des Lebens ist. Die anfängliche Verliebtheit überdauert zwar nicht, aber die Liebe kann golden werden.
    Auch wenn wir nicht in verbundenen Familien aufgewachsen sind und keine Eltern hatten, die uns wahre Liebe vorgelebt haben, indem sie sich verbindlich füreinander entschieden hatten und Heilung bewirkten, können wir dennoch lernen, wahre Liebe zu leben, da sie in uns vorhanden ist.
    Um es noch einmal zusammenzufassen: Einen anderen zu betrügen bedeutet, dass wir uns selbst betrügen und uns um
das Gefühl und die Bedeutung bringen, die in einer Beziehung möglich sind. Die laufende Erneuerung von Partnerschaft und die Segnung mit Gaben – beides kann sich in einer Beziehung entwickeln – werden dadurch gestoppt.
    Wir tun es trotzdem, weil wir dem überzeugenden Argument des Egos verfallen sind, dass wir durch das, was wir von anderen bekommen, Glück erlangen und dieses Glück von außen kommt – mit der inneren Einstellung, dass unsere Bedürfnisse erfüllt werden sollten, wo auch immer und wann auch immer wir das für