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Zwei Herzen im Winter

Zwei Herzen im Winter

Titel: Zwei Herzen im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MERIEL FULLER
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gegenüber erwähnte, sie besitze ein Schiff.“
    „Dann ist uns das Glück hold.“ Maud beugte sich vor. „Komm näher, Mädchen, damit ich dich besser sehen kann.“ Sie winkte Emmeline mit ihrer juwelenfunkelnden Hand zu sich.
    Emmeline trat zwei Schritte vor und versank in einen tiefen Knicks. Aufgeregt zog Maud sie am Ärmel hoch. „Wann kann das Schiff in See stechen?“
    „Mein Schiff ist bereit“, erklärte Emmeline. „Es geht nur darum, eine Mannschaft zu finden … und einen Schiffsführer. Da die Winterstürme bald einsetzen, könnte es schwierig sein, gute Seeleute zu finden …Vermutlich verlangen sie einen höheren Preis.“
    Talvas schnaubte verächtlich.
    „An der Bezahlung soll es nicht liegen.“ Die Kaiserin machte eine wegwerfende Handbewegung. „Wir müssen nur möglichst rasch reisen.“
    „Es wäre ratsam, bis zum Frühling zu warten, Mylady“, meldete Talvas sich mit tiefer, eindringlicher Stimme zu Wort.
    Die Kaiserin durchbohrte ihn mit einem strafenden Blick. „Habt Ihr den Verstand verloren? So lange kann ich nicht warten, Talvas. Ich muss jetzt nach England!“ Maud richtete sich erbost auf, den Mund zu einem schmalen Strich verzogen, und ließ sich wieder in den Lehnstuhl fallen. Auf dem Teppich unter dem Fenstersims begann der Säugling zu schreien. „Gütiger Himmel, kann dieses Kind denn nie Ruhe geben?“ Maud legte gereizt die Finger an die Schläfen. „Kann ich nicht einmal in meinem eigenen Gemach Frieden haben?“ Sie krallte die andere Hand um die Armstütze und wandte sich schließlich wieder an Emmeline. „Wie viele Goldstücke brauchst du, um in zwei Tagen Anker zu lichten?“
    Emmeline hütete sich, eine Summe zu nennen. „Es gibt noch eine zweite Bedingung.“ Der stechende Blick des Earls, der immer noch auf sie gerichtet war, bereitete ihr Unbehagen.
    „Sprich, mein Kind“, sagte Maud aufmunternd, aber auch fordernd.
    „Ich möchte mit Euch nach England reisen.“
    Die Kaiserin rang sich ein dünnes Lächeln ab. „Ehrlich gestanden, freue ich mich über deine Gesellschaft. Meine Hofdamen sind auf Seereisen völlig nutzlos. Sie sollen getrost hier bleiben und die Kinder hüten. Du kannst mich als meine Zofe begleiten.“
    „Ich würde es vorziehen, als Gleichgestellte mit Euch zu reisen.“
    Fassungslos lehnte Maud sich zurück. Totenstille senkte sich über den Raum, alle Anwesenden hielten den Atem an.
    „Für eine einfache Frau aus dem Volk bist du ausgesprochen dreist“, entgegnete die Kaiserin gedehnt. „Aber deine Courage gefällt mir.“ Sie hob den Blick zu ihrem Halbbruder, der wie ein Schatten neben ihr stand. „Das Mädchen gefällt mir, Robert.“
    „Mir auch“, entgegnete er in einem Ton, der Emmeline nicht gefiel.
    Maud heftete den Blick ihrer braunen Knopfaugen wieder auf Emmeline, das feine Gespinst ihres Seidenschleiers glänzte im Kerzenlicht. „Wahre deine Grenzen, junge Frau. Ich bin nicht gerade für meine Güte und Nachsicht berühmt.“ Sie verengte die Augen. „Ich biete dir zwanzig Goldstücke für die Überfahrt.“
    Emmeline hatte sich einen höheren Preis erhofft und registrierte das Angebot mit ausdrucksloser Miene. Bedächtig verschränkte sie die Arme vor der Brust in einer Pose, die sie sich von erfahrenen Handelsleuten abgeschaut hatte. „Ich fürchte, ich brauche eine höhere Summe, um meinen Schiffsführer Lecherche und seine Leute zu überreden. Sagen wir dreißig.“ Damit nannte sie einen überhöhten Preis in der Hoffnung, sich mit der Kaiserin irgendwo in der Mitte zu einigen.
    Earl Robert furchte die Stirn und flüsterte Maud etwas ins Ohr. Die Kaiserin nickte, dann zuckte sie mit den Schultern. „In gewisser Weise sind wir auf dich angewiesen. Aber vergiss nicht, ich könnte dich auch in den Kerker werfen lassen und dein Schiff im Namen meines Vaters beschlagnahmen. Du hast Glück, dass du mir gefällst. Wollen wir uns auf fünfundzwanzig einigen?“
    „Ich übernehme den Auftrag als Schiffsführer ohne Gegenleistung.“ Mit diesen Worten trat Talvas neben Emmeline.
    Sie fuhr jäh herum, packte ihn am Ärmel und zischte wütend: „Was fällt Euch ein?“ Wieso legte er es darauf an, ihre Pläne zu vereiteln?
    Er achtete nicht auf sie, hielt den Blick auf die Kaiserin geheftet.
    Maud klatschte lachend in die Hände. „Liebster Talvas, natürlich! Ihr werdet das Schiff segeln …“
    „Und ich kann auch eine erfahrene Mannschaft stellen“, fügte er trocken hinzu.
    „Ich brauche trotzdem

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