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Zwei Herzen im Winter

Zwei Herzen im Winter

Titel: Zwei Herzen im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MERIEL FULLER
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darum. Lieber würde sie erfrieren, als ihm die Genugtuung zu geben, in seiner Anwesenheit aus dem Bad zu steigen. „Warum habt Ihr Euch bereit erklärt, den Bootsführer zu spielen?“
    „Um Euch zu ärgern.“
    Sie überhörte geflissentlich diese unverschämte Bemerkung. „Ihr wolltet doch ursprünglich nach Boulogne?“
    „Es ist mir nicht wichtig, ob ich hierbleibe oder nach England zurückkehre“, erklärte Talvas gleichmütig. „Ich habe Besitztümer in beiden Ländern.“
    „Aber mir werft Ihr Habgier vor, weil ich versuche, zehn zusätzliche Goldmünzen von einer reichen Kaiserin zu bekommen“ Die Worte schleuderte sie ihm mit blitzenden grünen Augen ins Gesicht. Dieses blasierte Großmaul hatte keine Ahnung, was es bedeutete, von der Hand in den Mund zu leben, sich jeden Tag Sorgen zu machen, woher die Mahlzeiten für den nächsten Tag kommen sollten. Sie schüttelte verständnislos den Kopf. „Wieso bleibt Ihr nicht in Boulogne? Ich finde einen anderen Bootsführer.“
    „So eilig habt Ihr es, mich loszuwerden? Nein danke, ich reise nach England.“ Die verlockende Rundung ihres Busenansatzes fesselte seinen Blick.
    „Pech für mich.“ Sie griff nach dem Tuch, das Beatrice ihr hinhielt, warf es sich um die Schultern, erhob sich gleichzeitig und verhüllte geschickt ihre Nacktheit.
    Talvas stockte der Atem. Das Tuch klebte an ihrer Haut und betonte ihre Weiblichkeit, das nasse Haar hing ihr in langen Strähnen bis zu den Hüften. „Wieso diese Entrüstung, Madame?“ Sein sarkastischer Ton erboste sie erneut. „Bedauert Ihr plötzlich Euer großmütiges Angebot an die Kaiserin, nur weil ich am Ruder stehen werde?“
    „Mein Angebot hat nichts mit Großmut zu tun“, fauchte sie. „Sie sollte nur einen guten Preis für die Überfahrt bezahlen.“
    „Ihr bekommt immerhin fünfzehn Goldmünzen“, hielt er ihr vor, und sein Ton war auf einmal nicht mehr spöttisch heiter. „Eure Gier wird Euch eines Tages schaden.“
    Sie wickelte das Tuch enger um sich, ihr Gesicht hatte sich gerötet. Er tat gerade so, als sei ihr Handel mit der Kaiserin schäbig und unehrenhaft. „Ich habe nichts getan, wofür ich mich schämen müsste.“ Sie straffte die Schultern, immer noch im Zuber stehend und äugte zu Beatrice hinüber, die sich ängstlich in den hinteren Bereich des Raumes zurückgezogen hatte. „Mir ist bewusst, dass ein Edelmann es nicht nötig hat, sich die vornehmen Hände mit niederer Arbeit schmutzig zu machen. Aber wir einfachen Leute aus dem Volk müssen unseren Lebensunterhalt verdienen. Wie könnt Ihr es wagen, über mich zu richten?!“
    Talvas stieß sich von der Mauer ab und blickte in ihr erzürntes Gesicht. Ihre Willenskraft, ihre Standhaftigkeit und ihr Mut, den er in ihren feinen Gesichtszügen las, rührten und beschämten ihn. Sie hielt das weiße Tuch krampfhaft um ihre Schultern gefasst, das ihre schlanke Gestalt fließend umhüllte. In ihrem Gesicht, das von einem rosigen Hauch überzogen war, blitzten grüne Augen wie Smaragde. In seinem Herzen, das ihm seit Jahren wie ein kalter Klumpen in der Brust lag, regte sich unvermutet ein seltsames Sehnen.
    „Tut mir leid, ich wollte Euch nicht kränken“, lenkte er widerstrebend ein.
    „Beatrice wird mich in die Halle begleiten“, sagte sie hochmütig, um das Gespräch zu beenden. „Und nun lasst mich bitte allein.“
    „Wie Ihr wünscht.“ Mit einer angedeuteten Verneigung und einem letzten Blick über ihre verführerische Gestalt zog er sich zurück.
    Als die Tür hinter ihm ins Schloss fiel, stieß Emmeline hörbar den zuvor angehaltenen Atem aus, hielt sich am Rand des Zubers fest, stieg vorsichtig aus dem abgekühlten Wasser und achtete darauf, ihren verletzten Fuß zu schonen. Beatrice hüllte sie in ein zweites Tuch und führte sie zu einem Hocker vor dem Feuer.
    „Dieser unmögliche Mann“, murmelte Emmeline kopfschüttelnd.
    „Ein schöner Mann“, bemerkte die Zofe.
    „Ein unerträglicher Mann.“ Emmeline setzte sich, Beatrice trocknete ihr das Haar und zog einen Elfenbeinkamm durch die langen Locken. Danach öffnete sie den Deckel der Eichentruhe und kramte darin herum. Mit einem zufriedenen Lächeln hielt sie schließlich zwei reich bestickte Gewänder hoch.
    „Hier, die müssten Euch passen.“
    Emmeline wandte sich um und erschrak. „Nein, Beatrice, die sind viel zu kostbar für mich. Ich trage meine eigenen Kleider.“ Sie hatte bereits ihr geflicktes Leinenhemd über die Schultern gestreift, bevor

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