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Zwei Herzen im Winter

Zwei Herzen im Winter

Titel: Zwei Herzen im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MERIEL FULLER
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Der Earl näherte sich. „Erwähnte die junge Frau etwas von einem Schiff?“
    „Nein!“ Talvas festigte den Griff um ihre Schultern.
    „Aber ja!“ Emmeline bedachte ihren finster dreinblickenden Begleiter mit einem triumphierenden Blick. „Wie ich höre, sucht die Kaiserin ein Schiff nach England, und ich besitze eines, das in Barfleur vor Anker liegt.“
    „Wieso habt Ihr das nicht gesagt, Lord Talvas? Ich glaube, die junge Dame wird uns von Nutzen sein. Von großem Nutzen.“
    Earl Robert führte die Besucher zu einer schweren Eichentür des Burgturms. Zwei Binsenfackeln in Eisenhaltern beleuchteten das Portal, danach tauchten sie in das Dunkel des Stiegenhauses ein. An der äußeren Turmmauer war ein Führungsseil befestigt, an dem Emmeline sich festhalten konnte, um nicht in der Dunkelheit auf den feuchten Steinstufen zu stolpern. Hinter sich hörte sie die schweren Stiefelschritte von Earl Robert, aber wo war Lord Talvas? Er schien ihnen nicht zu folgen. Offensichtlich war er wütend auf sie, aber sie vermochte nicht zu verstehen, was der Grund dafür war. Sie wollte doch nur die Chance ergreifen, ihre Schwester zu besuchen und gleichzeitig etwas Geld zu verdienen. Was störte ihn daran?
    Versehentlich stieß sie mit den Zehen ihres verletzten Fußes gegen eine Stufe, ein stechender Schmerz durchzuckte sie, und sie hatte Mühe, das Gleichgewicht zu halten. Nur nicht stürzen! Vor diesen Männern Schwäche zu zeigen, wäre eine unerträgliche Demütigung. Sie wollte keine Hilfe, und ganz gewiss kein Mitleid.
    „Vorsicht! Die Stufen sind glitschig und uneben.“ Talvas legte eine Hand an ihren Ellbogen, während sie sich am Seil festhielt. Sie spürte die Wärme seines Körpers dicht hinter sich, was ihre Irritiertheit nur noch verstärkte. Es wäre ein Leichtes, sich an ihn zu lehnen, um Hilfe zu bitten und sich in seinen kraftvollen Armen geborgen zu fühlen. Aber das würde sie nicht tun. Sie würde niemals nachgeben. Ihre schreckliche Ehe mit Giffard hatte sie stark gemacht.
    „Macht Euch um mich keine Sorgen, Mylord“, flüsterte sie über die Schulter. „Im Übrigen habe ich den Eindruck, es käme Euch ganz gelegen, wenn ich die Treppe hinunterstürzte und als Häufchen Elend unten liegen bliebe.“
    „Bringt mich nicht auf sündige Gedanken, Madame . “ Sie erschrak. Seine dunkle Stimme raunte nah an ihrem Ohr. Sie entriss ihm heftig ihren Ellbogen, worauf er leise in sich hineinlachte. Sie drehte sich erbost um.
    „Was stört Euch eigentlich an meinem Vorhaben?“, fuhr sie ihn an. „Ich will einen Handel abschließen, und das ist allein meine Sache.“
    „Eines Tages könnte Eure scharfe Zunge Euch zum Verderben werden, Madame . “
    „Ihr wollt mich nur einschüchtern. Wieso seid Ihr eigentlich noch hier? Ich dachte, Ihr hattet die Absicht, nach Boulogne zu reisen.“
    Er feixte. „Habt Ihr es so eilig, mich loszuwerden? Bisher hatte ich den Eindruck, Ihr fühlt Euch in meiner Gesellschaft recht wohl. Und um auf Eure Frage zu antworten: Guillame und ich reiten nicht nachts.“
    „Dann trennen sich unsere Wege also morgen?“ Ihre Stimme klang hoffnungsvoll. Erst jetzt stellte sie fest, dass sie eine Stufe höher als er und beinahe in Augenhöhe mit ihm stand. Ihr Blick traf genau auf seinen Mund. Seinen schön geschwungenen, vollen Mund.
    „Wir werden sehen, Madame . Wir werden sehen.“
    Seine funkelnden Augen, seine markanten Gesichtszüge, der frische Geruch nach Salzwasser und Tang zogen sie magisch an. Sie spürte seine großen Hände an ihrer schmalen Mitte, und. der leichte Druck seiner Finger löste eine Hitze in ihr aus, was sie wiederum in einen Zustand prickelnder Erregung versetzte. Worte des Protests schossen ihr durch den Sinn, die aber in dem schwindelerregenden Tumult, der in ihr tobte, wie Seifenblasen zerplatzen. Das Herz klopfte ihr bis zum Hals, das Blut rauschte ihr den Ohren, als sein Gesicht sich dem ihren näherte …
    „Beeilt Euch, Lord Talvas!“ Die näselnde Stimme des Earls hallte von den Mauern und ergoss sich über Emmeline wie ein Schwall kaltes Wasser. „Dies ist der falsche Zeitpunkt für einen Plausch.“
    „Und für anderes ebenso wenig, Mylord!“ Nur das leise Beben in ihrem Flüstern verriet ihre Verwirrung. Empört wollte sie seine Hände abschütteln, nur um festzustellen, dass er sie bereits weggenommen hatte.
    „Ich wollte Euch lediglich Halt geben, Madame . “ Seine kehlige Stimme überraschte sie. Sie wandte sich wütend ab und stieg

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