Zwei Jahre Ferien
beunruhigt mich mehr und mehr. Offenbar hat er sich etwas Schweres vorzuwerfen, was er nicht aussprechen will. Vielleicht, wenn er sich bei diesem Ausfluge mit mir allein weiß…
– Du hast Recht, Briant. Nimm Jacques nur mit und beginne gleich heute die Vorbereitungen zur Abfahrt.
– Das wird nicht lange dauern, versicherte Briant, denn unsere Abwesenheit soll höchstens zwei bis drei Tage währen.«
An demselben Tage verkündete Gordon den geplanten Ausflug. Doniphan zeigte sich etwas ärgerlich, davon ausgeschlossen zu bleiben, doch als er sich bei Gordon deshalb beklagte, verständigte ihn dieser dahin, daß dieser Zug bei den Bedingungen, unter denen er ausgeführt werden sollte, nur zwei bis drei Personen erfordere, daß die Anregung dazu von Briant ausgegangen und dessen Ausführung also auch diesem zu überlassen sei u. s. w.
»Die Sache wird demnach nur um seinetwillen unternommen, nicht wahr, Gordon?
– Du bist ungerecht, Doniphan, ungerecht gegen Briant, ebenso wie gegen mich.«
Doniphan widersprach nicht weiter, sondern schloß sich seinen’ Freunden Wilcox, Croß und Webb wieder an, vor denen er seiner schlechten Laune nach Belieben freien Lauf lassen konnte.
Als der Schiffsjunge erfuhr, daß er so bald sein Amt als Küchenmeister mit dem des Jollenführers vertauschen sollte, verhehlte er keineswegs seine Befriedigung. Der Gedanke, mit Briant zu fahren, verdoppelte ihm nur das Vergnügen. Was seine Ersetzung am Kochofen des Storeroom betraf, so konnte dabei nur Service in Frage kommen, und dieser freute sich schon bei dem Gedanken, einmal nach Herzenslust braten und schmoren zu können, ohne irgend einen Anderen an der Seite zu haben. Was Jacques angeht, so schien es diesem angenehm, seinen Bruder begleiten und French-den für einige Tage verlassen zu können.
Die Jolle wurde also sofort segelklar gemacht. Sie führte ein kleines lateinisches Segel, das Moko mit einer Stange versah und um den Mast wickelte.
Zwei Gewehre, drei Revolver, Munition in ausreichender Menge, drei Reisedecken, Mundvorrath an Speisen und Getränken, Wachshauben für etwaiges Regenwetter, zwei Ruder nebst einem zweiten Paare als Ersatz – das war Alles, was zu einem nur kurzdauernden Ausflug erforderlich schien – die Copie der Karte des Schiffbrüchigen nicht zu vergessen, in welche je nach den zu machenden Entdeckungen neue Namen eingeschrieben werden sollten.
Am 4. Februar, gegen acht Uhr Morgens, schifften sich, nach herzlicher Verabschiedung von ihren Kameraden, Briant, Jacques und Moko am Damme des Rio Sealand ein. Bei schöner Witterung wehte eine leichte Südwestbrise. Das Segel wurde entfaltet, und Moko, der im Hintertheile Platz nahm, ergriff das Steuer, während Briant die Schote des Segels hielt. Obwohl die Seeoberfläche kaum von dem zuweilen ganz aussetzenden Windhauche leicht gekräuselt wurde, so machte sich die Wirkung des Windes auf die Jolle doch bemerkbarer, als diese ein größeres Stück vom Ufer hinausgekommen war. Ihre Schnelligkeit nahm damit zu. Eine halbe Stunde später erkannte Gordon, welcher von der Sportterrace aus das Boot mit den Blicken verfolgte, nur noch einen dunklen Punkt, der auch bald verschwinden mußte.
Moko befand sich am Achter, Briant in der Mitte und Jacques saß im Vordertheile am Fuße des Mastes. Während einer Stunde blieb ihnen der hohe Kamm des Auckland-Hill in Sicht, dann versank auch dieser unter dem Horizonte. Das entgegengesetzte Seeufer stieg aber noch nicht empor, obgleich es nicht entfernt sein konnte. Leider zeigte der Wind, wie das öfter beobachtet wird, wenn die Sonne sich ihrem höchsten Stande nähert, Neigung abzuflauen, und gegen Mittag machten sich nur noch einzelne launenhafte, schwache Stöße desselben fühlbar.
»Es ist unangenehm, sagte Briant, daß die Brise nicht den ganzen Tag über ausgehalten hat.
Doch noch unangenehmer wär’ es gewesen. Herr Briant, antwortete Moko, wenn sie uns gar entgegen geweht hätte.
– Du bist der reine Philosoph, Moko!
– Ich weiß nicht, was Sie darunter verstehen, antwortete der Schiffsjunge. Was mich angeht, so bin ich einmal gewöhnt, über nichts unwillig zu werden.
– Ganz recht, das meint man eben mit Philosophie.
– Lassen wir das dahingestellt und greifen wir vorläufig zu den Rudern, Herr Briant. Es ist wünschenswerth, das andere Ufer vor der Nacht zu erreichen; doch wenn uns das nicht gelänge, müßten wir uns auch zufrieden geben.
– Wie Du willst, Moko. Ich werde das eine Ruder
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