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Zwei Jahre Ferien

Zwei Jahre Ferien

Titel: Zwei Jahre Ferien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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so glänzend, die Sterne, welche da am Himmelsgewölbe funkelten, während die Sichel des zunehmenden Mondes im Westen nach dem Stillen Ocean niedertauchte.
    Alles still auf dem See wie am Strande. Die vier zwischen den mächtigen Wurzeln einer Buche gelagerten Knaben lagen bald in so tiefem Schlafe, daß auch kein Donnerschlag sie aufgeweckt hätte. Ebensowenig wie Phann vernahmen sie ein ziemlich nahes Gebell, das nur vom Schakal herrühren konnte, noch ein entferntes Geheul, aller Wahrscheinlichkeit nach das Geheul von Raubthieren. In dieser Gegend, wo Strauße in wildem Zustande lebten, konnte man auch das Vorkommen von Jaguars oder Cuguars vermuthen, welche den Tiger oder den Löwen des südlichen Afrika vertreten. Die Nacht verlief jedoch ohne Störung. Gegen vier Uhr früh aber, als das Tageslicht den Horizont jenseits des Sees noch nicht erhellt hatte, gab der Hund Zeichen von Aufregung, indem er dumpf knurrte und auf dem Erdboden mit der Nase hinstrich, als wolle er einer Fährte nachgehen.
    Es war gegen sieben Uhr geworden, als Briant seine, in ihre Decken gewickelten Kameraden weckte.
    Alle waren sofort auf den Füßen, und während Service ein Stück Schiffszwieback kaute, warfen die andern Drei einen ersten Blick über die Gegend auf der anderen Seite des Wasserlaufs
    »Wahrhaftig, rief Wilcox, wir haben sehr wohl daran gethan, gestern jeden Versuch der Ueberschreitung dieses Rio zu unterlassen; wir wären in den schlimmsten Sumpf gerathen!
    – Ja freilich, meinte Briant, das ist eine Sumpfniederung, die sich nach Süden hinzieht und deren Ende man nicht zu erkennen vermag.
    – Seht da! rief Doniphan, seht nur die zahlreichen Schaaren von Enten, Kriechenten und Becassinen, welche auf dessen Oberfläche flattern! Könnten wir uns für den Winter hier niederlassen, so wären wir sicher, an eßbarem Wild nie Mangel zu leiden.
    – Und warum könnten wir das nicht?« erwiderte Briant, der sich nach dem rechten Ufer des Rio begab.
    Im Hintergrunde erhob sich ein mächtiges Steilufer, das auf der anderen Seite schroff abzufallen schien. Von seinen beiden, fast in rechtem Winkel zusammenstoßenden Schenkeln lehnte sich der eine an die Seite des kleinen Flusses, während der andere nach dem See zu gerichtet war. Ob diese Erhebung sich nach Nordwesten hin fortsetzte und dieselbe war, welche die Sloughi-»Bai« einfaßte, das ließ sich erst nach näherer Untersuchung der weiteren Umgebung feststellen.
    Was den Rio betraf, so erstreckte sich sein rechtes Ufer etwa in der Breite von zwanzig Fuß längs der benachbarten Höhen hin, während das sehr niedrige linke sich kaum von den Einschnitten, Wasserlachen und Schlammflächen der sumpfigen Ebene unterschied, welche sich nach Süden zu über Sehweite verlor. Um die Richtung des Wasserlaufs kennen zu lernen, mußte man dessen Steilufer ersteigen, und Briant nahm sich vor, nicht eher, als bis er das ausgeführt, nach der Sloughi-Bai zurückzukehren.
    Zuerst galt es nun, den Rio da in Augenschein zu nehmen, wo das Gewässer des Sees sich in sein Bett ergoß. Er maß hier nur etwa vierzig Fuß Breite, mußte aber sowohl hieran wie an Tiefe zunehmen, je mehr er sich seiner Ausmündung näherte, wenigstens wenn er Zufluß aus dem Sumpfe oder dem höher gelegenen Lande erhielt.
    »Ha, seht doch!« rief Wilcox, als er den Fuß des Steilufers erreichte.
    Was seine Aufmerksamkeit erregte, war eine Anhäufung von Steinen, welche eine Art Damm bildeten, eine ganz ähnliche Anordnung, wie die, welche sie im Walde angetroffen hatten.
    »Dieses Mal kann kein Zweifel mehr sein!« sagte Briant.
    – »Nein, unmöglich!« antwortete Doniphan, indem er gleichzeitig nach einzelnen Holzresten am Ende des Dammes hinwies
    Diese Trümmer rührten ganz bestimmt von dem Rumpfe eines Fahrzeugs her und unter ihnen befand sich ein Stück stark verfaultes und von grünem Moose überzogenes Holz, dessen Krümmung verrieth, daß es zu einem Vordersteven gehört hatte, und an dem auch noch ein vom Roste ganz zerfressener Eisenring hing.
    »Ein Ring!… Ein Ring!« rief Service.
    Unbeweglich sahen sich Alle rund um, als müsse der Mann, der sich dieses Bootes bedient, der diesen Damm aufgetragen hatte, jeden Augenblick erscheinen.
    Nein!… Niemand! Viele Jahre waren verflossen, seitdem dieses Boot am Ufer des Rio zurückgelassen sein mochte. Ob der Mann, der hier gelebt, je seines Gleichen wieder gesehen, oder ob sein elendes Dasein auf diesem Lande geendet, ohne daß er dasselbe verlassen

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