Zwei Katzen unterm Weihnachtsbaum
der Bäume einen hübsch weihnachtlichen Anstrich. Ich gab meiner Laune nach und zündete ein paar Duftkerzen an, die den Laden mit einem Hauch von Zimt und Bratäpfeln parfümierten. Auch für die Spieldose hatte ich eine Walze gefunden, deren Beschriftung ankündigte, dass sie »Jinglebells« und ähnliche Lieder spielen würde. Es erinnerte mich an alte Zeiten, und mit einem wehmütigen Lächeln schickte ich Tante Juliane einen liebevollen Gruß. Während ich zum volltönenden Geklimper der Spieldose die große Frontscheibe des Schaufensters reinigte, sah ich eine schlanke, grauhaarige Dame mit einem Cockerspaniel vor dem Laden innehalten. Ich hatte sie schon am Vortag einmal bemerkt. Diesmal sah sie mich kurz an, dann wandte sie sich energisch zur Ladentür und klopfte an. Bisher hatten sich die Nachbarn sehr freundlich und hilfsbereit gezeigt, also öffnete ich ihr und begrüßte sie.
Ein krächzendes Wimmern und das Poltern von umfallenden Putzmittelflaschen ließ mich jedoch zusammenzucken.
»Verzeihen Sie, aber der Hund muss draußen bleiben. Mein Kater ist ein wenig ängstlich.«
»Ach, Henckel tut Katzen nichts, junge Frau.«
»Trotzdem! Binden Sie ihn hier an dem Haken an, dann haben Sie ihn im Blick.«
Die Frau zögerte, aber ihre Neugier war offensichtlich größer als ihre Liebe zu ihrem Hundeschatz. Sie band ihn an und trat ein.
»Ich habe gehört, Sie haben den Laden von Frau Schneider geerbt«, begann sie etwas schroff die Konversation. Ich antwortete mit einem zurückhaltenden »Ja« und ging nicht weiter darauf ein. Sie warf einen schnellen, scharfen Blick über die leeren Regale und nickte dann. »Sie haben wohl all den Plunder in den Abfall geworfen, was?«
»Fast alles. Was kann ich für Sie tun? Hatten Sie zufällig Interesse an irgendwelchen Artikeln aus dem Angebot meiner Tante?«
Sie lachte plötzlich auf und wirkte dadurch weniger herb. »Entschuldigen Sie, ich bin unhöflich. Mein Name ist Verena Hammerschmitt, und ich habe die liebe Verstorbene in den vergangenen Monaten betreut.«
Das erklärte mir ihr kritisches Umschauen. Tante Juliane hatte ihr bestimmt viel von ihren Geschäften erzählt, und nun fand sie alles verändert vor.
»Dann bin ich Ihnen zu Dank verpflichtet, Frau Hammerschmitt. Meine Patentante hat ihrer Familie leider ihre Gebrechlichkeit verschwiegen. Sie konnte recht eigensinnig sein.«
»Das stimmt, liebe junge Frau, aber sie war auch eine amüsante Plauderin, wenn sie ihre guten Tage hatte. Andiesem Laden lag ihr sehr viel, und ich habe ihn die letzten Monate noch immer zweimal die Woche geöffnet. Ich hoffe, Sie fanden alles geordnet vor.«
Ich überlegte kurz, ob ich ihr von den nicht inventarisierten Stücken berichten sollte, fand es aber dann kleinlich und versicherte ihr, dass alles zu meiner Zufriedenheit gerichtet war.
»Ich habe einen Grund, weshalb ich hereinschaute, meine Liebe. Es ist so, dass ich Ihnen gerne meine Hilfe anbieten möchte. Wie ich hörte, eröffnen Sie im Dezember, und erfahrungsgemäß gibt es da viel zu tun. Ich habe ein wenig Erfahrung im Verkaufen und könnte Ihnen zu Zeiten des größten Trubels zur Hand gehen.«
»Das ist sehr nett von Ihnen, Frau Hammerschmitt, aber ich fürchte, ich muss zunächst das Mädchen für alles spielen. Mit meinen Finanzen steht es noch nicht so, dass ich eine Verkäuferin einstellen könnte.«
»Aber darauf kommt es mir doch nicht an! Ich helfe Ihnen, und wenn die wilde Weihnachtszeit herum ist, unterhalten wir uns über meinen Lohn. Ich verdiene meinen Unterhalt hauptsächlich damit, dass ich einige alte Herrschaften im Ort betreue. Für mich wäre es eine angenehme Abwechslung, hier aushelfen zu dürfen.«
Rundheraus ablehnen wollte ich dieses Hilfsangebot nicht. Die Frau hatte nicht unrecht, die Tage würden arbeitsreich und stressig werden. Es mochte klug sein, eine Aushilfe zur Verfügung zu haben, denn schließlich mussteauch ich zwischendurch Luft holen, Waren disponieren, Katzen versorgen und möglicherweise sogar selbst mal ein Häppchen essen. Wenn Tante Juliane ihr vertraut hatte – nun, eine bessere Referenz konnte Verena Hammerschmitt gar nicht haben.
»Ich denke darüber nach, Frau Hammerschmitt. Lassen Sie mir doch Ihre Telefonnummer hier, dann rufe ich Sie in zwei, drei Tagen an, wenn ich mit meiner Planung etwas weiter bin.«
»Gerne, junge Frau – wie heißen Sie eigentlich?«
»Ginger Valenti«, antwortete ich ihr zerstreut, denn draußen setzte sich Peluche auf dem
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