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Zwei Katzen unterm Weihnachtsbaum

Zwei Katzen unterm Weihnachtsbaum

Titel: Zwei Katzen unterm Weihnachtsbaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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an der Leine geführt, und solange sie die Schnauze hielten, waren sie ihr gleichgültig.
    Der Cockerspaniel mit seinen ondulierten Ohren hielt die Schnauze allerdings nicht. Kaum hatte er sie unter dem Wagen erspäht, begann er in einem durchdringenden und unangenehmen Tonfall zu kläffen. Dabei zerrte er wie wild an der Leine, so dass die dünn bestrumpften Beineseiner Herrin zu stolpern begannen. Hätte sie nicht flache Schuhe getragen, sondern spitze hohe, wie das Jungweib, das vorher über den Bürgersteig gestöckelt war, wäre sie lang hingeschlagen.
    Peluche gab ein warnendes Fauchen von sich, was der Hund, vermutlich wegen der lockigen Wolle, die seine Schlappohren bedeckte, nicht hörte. Er kläffte unermüdlich weiter. Auch die menschliche Stimme, die ihm Einhalt gebot, ignorierte er.
    Dummbeutel!
    »Henckel, still jetzt!«, wurde befohlen, und die Leine um den Hundehals straffte sich würgend. Mehr gezerrt als freiwillig folgend entfernte sich das goldhaarige Tier aus Peluches Gesichtskreis. Sie schaute dennoch neugierig hinterher und registrierte, dass die an dem anderen Ende der Leine befestigte Frau höchst aufmerksam das Schaufenster von ihrem Laden begutachtete. Wie alle Katzen mochte Peluche intensive Blicke nicht, und da sie Haus und Grund als ihr Eigentum betrachtete, fühlte sie sich durch das unhöfliche Starren persönlich betroffen. Die Frau sollte da weggehen!
    Das Einfachste war, ihren Kläffer fortzulocken, und so erlaubte Peluche sich, mit erhobenem, aufgeplustertem Schwanz auf den Bürgersteig zu treten und vor dem Hund entlangzuparadieren.
    Die berechnete Wirkung trat sofort ein.
    Henckel riss an der Leine, wollte sie verfolgen undlenkte die unliebsame Aufmerksamkeit der Frau von dem Fenster augenblicklich ab.
     
    Zufrieden mit ihrem Auftritt schlenderte Peluche nach getaner Arbeit durch den Vorgarten des Nachbarhauses, sprang über den Zaun und betrat ihr Heim durch die eigene Haustür.
    Die Frau war unten im Laden, bei ihr der kleine Fersenkleber Plunder. Sie sprach konzentriert in das Gerät, das manchmal so wilde Klingeltöne von sich gab. Milde gestimmt durch den Erfolg auf der Straße setzte Peluche sich auf die Theke neben die rosa Katzenfigur und lauschte dem Klang von Gingers Worten. Die Frau verströmte freudige Erregung.
    Hoffentlich hatte das keine negativen Auswirkungen.
    12. Ein überraschendes Angebot
     
    Nach anstrengendem Sichten aller verfügbaren Unterlagen war ich schließlich zu dem Ergebnis gekommen, dass es für die wirklich schönen Stücke aus dem Warenbestand keine Nachweise gab. Weder für die Porzellankatze noch für die beiden blauen Vasen, noch für den Dolch oder die Spieldose existierten eine Quittung oder eine Karteikarte. Das ärgerte mich ein wenig. Zu gerne hätte ich gewusst, woher diese Dinge stammten. Denn das war derzeit mein wichtigstesProblem: Ich brauchte einen neuen Grundstock an Waren und musste vorsichtig kalkulieren. Irmela war so nett, mir ihre Samtkissen, einige Schals und Umhängetaschen auf Kommission zur Verfügung zu stellen. Ihre Freundin fertigte Plüschbären, die sie mir auf gleicher Basis lieferte. Meine alte Firma würde mir nicht so weit entgegenkommen, aber eine Partie schöner Millefiori-Paperweights war schon auf den Weg gebracht. Ein weiterer Produzent konnte mir kurzfristig eine Sendung recht attraktiver Geschenkartikel verkaufen, und nun hatte ich dank eines Hinweises aus der Nachbarschaft den Kontakt zu Simon Asmussen hergestellt, der ein kleines, aber angeblich gut laufendes Unternehmen führte, das sich auf die Herstellung exquisiter Replikate spezialisiert hatte. Ihn hatte ich gefragt, ob er sich die Vasen, die Katze, den Dolch und die Spieldose ansehen könne. Er hatte zugestimmt und wollte prüfen, ob er ähnliche Objekte in seinem Sortiment hatte.
    Es ließ sich also alles gut an. Auch an der Katzenfront herrschte erfreuliche Ruhe. Peluche verschwand jeden Morgen durch ihre Klappe und ging ihren eigenen, vermutlich höchst wichtigen Geschäften nach. Plunder folgte mir wie ein weißer Schatten und wirbelte Staub in den Ecken auf, während ich den Laden putzte, das Holz polierte und das Kristallgehänge des Kronleuchters zum Blinken brachte.
    Die Neueröffnung zum ersten Advent rückte in greifbare Nähe.
    Um meine glückliche Stimmung zu untermalen, hatte der Himmel beschlossen, weiße Schneesternchen aus einer dicken Wolke rieseln zu lassen. Nicht, dass sie lange liegen blieben, aber sie gaben den kahlen Ästen

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